"Hässliche" von Khin Khin Htoo

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Na, so was! In diesem Korb sind ja richtig viele Essensreste! Vor lauter Appetit läuft mir der Speichel schon in Fäden aus der Schnauze. Als ich mit den Vorderpfoten auf den Korb springe und endlich so richtig reinhauen will…
„He, Köter! So was Dreistes! Was wir für uns gesammelt haben, kommst du jetzt klauen, oder was?“
Der Junge, der im Restaurant arbeitet, kommt mit einem Knüppel in der Hand. Ich renne, was das Zeug hält. Trotzdem erwischt er mich einmal auf dem Rücken, einmal am Hintern. Neben dem Hungergefühl habe ich jetzt auch noch Schmerzen und möchte schon verzweifeln.
Aber ich mache mich wieder auf den Weg. Jetzt bleibe ich nicht auf der Hauptstraße, sondern biege in die Seitengassen ab. Die Häuser hier sind klein und dicht aneinander gedrängt. Viele Gerüche liegen in der Luft. Vielleicht ist es, weil ich schon zu hungrig bin oder weil die Gerüche so verlockend sind – ich entschließe mich, in die Häuser zu schleichen und soviel Essensreste zu fressen, wie ich finden kann.
Entschuldigen Sie bitte – ich bin einfach zu hungrig… also schnell hinein in eines der Häuser und immer dem Geruch nach bis in die Küche. Auf die Hinterpfoten stellen und den Deckel des Kochtopfes mit der Nase wegdrücken, bis er runterfällt. Ich denke nicht mehr lange nach und schlinge hinunter, soviel ich kann. Während es mir gerade so richtig gut schmeckt, höre ich jemanden schreien.

„Hah! Da frisst ein Köter von unserem Curry! Hau drauf! Macht schnell, einer macht da zu, der andere dort! Lasst ihn nicht entkommen!“, rufen sie und gehen auf mich los. Knüppel und Ziegelsteinbrocken sausen wie Hagel auf mich herab. Ausweichen ist überhaupt nicht möglich. Als ein Stück Ziegelstein mitten auf meine Stirn trifft, fließt nach allen Seiten das Blut herunter. Tut das weh!Laut jaulend kann ich schließlich flüchten. Keine Ahnung, zwischen welchen zwei Rippen das bisschen, das ich gefressen habe, klemmt. Vor lauter Schmerz fangen mir die Tränen an über die Schnauze zu laufen. „Ach, mir gelingt es nicht mal mehr, meinen leeren Bauch zu füllen! An der einen Stelle wird man geprügelt, an der anderen beworfen– schlimm ist das“, denke ich und muss weinen. Weil meine Wunden so wehtun, ist mir sogar der Hunger vergangen. Mit schleppenden Schritten trotte ich weiter. Plötzlich umringt mich eine Gruppe von Feinden. Ein ganzes Rudel von knurrenden und die Zähne fletschenden Hunden folgt mir. Ich strenge mich an, schneller zu laufen. Vor mir taucht noch eine zweite Gruppe Hunde auf. Wo soll ich denn jetzt hin? Ich muss weglaufen, sonst könnte es hier und jetzt vorbei sein mit mir, wenn die von allen Seiten an mir zerren und sich festbeißen.

 

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