"Hässliche" von Khin Khin Htoo
„Lauf! lauf!“, feuere ich mich selber an und renne, so schnell ich kann. Aber ich werde sie nicht los. Von allen Seiten beißen sie nach mir. Ich jaule so laut ich kann, aber wehren kann ich mich nicht. Weil ich zu sehr jaulen muss, verwandelt sich meine Stimme in ein schrilles Quietschen.
„He, Hunde! Ah, alle beißen diese Kleine da. Weg da! Haut ab! Haut ab!“
Vielen, vielen Dank. Dem Menschen, der all die anderen Hunde verjagt hat, möchte ich wirklich danken. Diese Hunde, die mir gegenüber ihre Übermacht ausgenutzt haben, haben doch glatt übersehen, dass es da jemanden gibt, der noch mächtiger ist als sie. Na, das sind aber auch wirklich Hunde! Jetzt ist ein Mensch auf meiner Seite. Vertrauensvoll sehe ich zu ihm auf.
„Hau ab! Und hör auf zu jaulen. Ich kann’s nicht mehr hören.“ Oh … Menschen sind seltsam – mal so und mal so. Eben hat er mir noch geholfen, jetzt verjagt er mich. Schwankend muss ich davonlaufen. Das ist besser so. Wäre unangenehm, wenn der mir noch einen Tritt verpasst. Also muss ich wieder weiterlaufen. In meinen Bauch habe ich auch noch nichts Vernünftiges hineinbekommen.
Der ganze Körper schmerzt. Von meiner Stirn tropft noch immer Blut. Und langsam wird es schon dunkel. Obwohl ich großen Hunger habe, traue ich mich nicht mehr, irgendwo hineinzugehen, um etwas zu essen zu suchen. Und völlig erschöpft bin ich auch. Unter einer Straßenlaterne rolle ich mich zusammen. Nur gut, dass die Laterne keinen Strom hat. So sieht mich wenigstens keiner so schnell. Aber es dauert nicht lange, da kommt ein Betrunkener. Aus Angst, er könnte auf mich treten, wenn er näher kommt, tue ich, als ob ich nach ihm schnappe.
„Hah … Hund! Da!“ Er nimmt einen Stein und wirft nach mir. Aber ich habe Glück. Weil er betrunken ist, trifft er nicht. Wäre er nüchtern gewesen, hätte ich sicher den Stein an die Brust bekommen. Während ich langsam weiterlaufe, komme ich auf einen großen Damm. Oben halte ich kurz an, sehe Menschen und Hunde und flüchte mich schnell in eine Grube am Fuß des Dammes. Dass ich dort ein paar nicht eingezäunte Häuser sehe, macht mir wieder etwas Mut. Inzwischen ist es auch schon ziemlich dunkel geworden.
Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich zwar hungrig, aber fressen möchte ich doch lieber nicht. Wenn ich etwas fresse und dafür dann noch mehr Schläge abbekäme, könnte ich das jetzt nicht mehr aushalten. Deshalb schleiche ich mich in eine ziemlich abgelegene kleine Hütte und krieche unter ein Bett. Weil die Kinder dort laut sind, bekommt keiner etwas davon mit. Sie würden mich auch gar nicht bemerken, denn sie sind gerade dabei, auf einem Holzfeuer ihr Abendessen zuzubereiten.
Erschöpft wie ich bin, schlafe ich unter dem Bett gleich ein. Aber wegen des Klapperns von Schüsseln und Löffeln wache ich wieder auf. Oh… da neben den Kindern liegen Reisklumpen und Knochen auf dem Boden. Da spüre ich meinen Hunger wieder. Aber ich traue mich nicht heraus. Die Angst, geschlagen zu werden, ist größer als der Wunsch zu fressen. Also bleibe ich still zusammengerollt unter dem Bett liegen. Und weil mir alle Glieder schmerzen, möchte ich mich auch nicht mehr bewegen. Gerade als ich meinen Kopf wieder auf den Boden sinken lasse, fällt ein Knochen nicht weit von mir auf den Boden. Was soll ich sagen – ich kann natürlich nicht anders als ihn mir zu schnappen.
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