Wie und warum meine Familie getrennt wurde, weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass ich verdammt hungrig bin. Ich habe solchen Hunger, dass ich überall nach Essbarem suche. Aber auf der Hauptstraße, auf der ich gerade bin, fährt nur ein Auto nach dem anderen vorbei und zu essen gibt es nichts. Wenn ich mich nicht unbemerkt in eines der Häuser hineinstehle, werde ich nie etwas zu essen bekommen. An dieser Straße sind die meisten Häuser große Villen. Und da sie alle fest verschlossen sind, ist es für mich nicht einfach, hinein zu kommen. Aber während ich noch darüber frustriert bin, sehe ich, wie das Tor von einem Grundstück, aus dem ein Wagen herausgefahren kommt, offen steht. Ich laufe, drücke mich an die mit Metallspitzen bestückte Grundstücksmauer und sehe mich hastig um. Da niemand weiter in Sicht ist, laufe ich mutig auf das Grundstück, seitlich um das Haus herum und will gerade leisen Fußes zum Hintereingang, als … „Wau … wau…“
hätte der mich gepackt und mir stückweise das Fleisch von den RippenOh nein. Was habe ich mich erschrocken! So ein Herzklopfen… Als ich mich umsehe, wo das Bellen herkommt, sehe ich einen riesigen Hund. Mit gesträubtem Fell macht er Anstalten, sich wie ein Tiger auf mich zu stürzen und mich zu zerreißen. Aber er kann nicht. Anders als ich ist er nämlich nicht frei. Als ich erschrocken zum Ausgang laufen will, verliere ich die Orientierung. „Blacky, warum bellst du denn so? Komm schon!“ Mit diesen Worten taucht ein Junge auf. „Oh, wo kommt der Hund denn her? Ein diebisches Vieh, he!“ ruft er und sie verjagen mich. Ich finde das Tor wieder und nehme die Beine in die Hand. Der große Hund und sein lautes Gebell bleiben zurück. Vor lauter Schreck weiß ich nicht mal mehr, was eigentlich aus meinem Hunger geworden ist. Noch mal gut gegangen, weil der großen Hund angebunden war. Wäre er das nicht gewesen gebissen.
Als ich auf der anderen Straßenseite angekommen bin, höre ich, wie das Tor geschlossen wird, und jemand sagt: „Deshalb sollst du immer gleich zumachen, damit solche streunenden Köter hier nicht hereinkommen.“ Als ich weit genug weg bin, setze ich mich in den Schatten eines Baumes und ruhe aus. So ein Hunger! Hier sitzen bleiben geht noch nicht. Ich sehe mir die Häuser in dieser Straße an – alles von Mauern fest umschlossene Anwesen. Unmöglich, da reinzukommen. Enttäuscht gehe ich geradeaus weiter.
Ha… na sieh mal an! Ein Restaurant! Da drinnen sind Leute, die essen und trinken. Warum ich nicht gleich daran gedacht habe, zu so einem Laden zu gehen…! Dass ich in das Anwesen von so reichen Leuten eingedrungen bin, hat doch nur dazu geführt, dass ich hinterher noch erschöpfter war. Nicht mal den Geruch von etwas Essbarem habe ich da abgekriegt. Während ich vor dem Restaurant auf und ab laufe, fange ich vor Freude an, mit dem Schwanz zu wedeln.
Aber kein Schwein beachtet mich. Sie essen, trinken und lachen. Dass niemand mich bemerkt, ist ja vielleicht auch gar nicht schlecht. Heimlich schleiche ich mich in das Restaurant hinein. Oh… wie das duftet! Schwaden von herrlichen Gerüchen dringen in meine Nase. Das stillt schon beinahe den Hunger. Jetzt, da ich weiß, dass sie mich nicht beachten, laufe ich in den hinteren Teil des Gebäudes. Komme, was wolle.
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