"Mein Vater und ich" von Maung Aye Mya
„Bist du da, Junge?“ fragte er. Ich überlegte, dass es ihn vielleicht am ehesten aufmuntern könnte, wenn ich so etwas sagte wie er damals in Yangon, als er mir erzählte, dass er gesund sei und wir uns um Mutter Sorgen machen müssten.
„Das kommt nur durch das hohe Fieber. Das geht bestimmt bald vorüber, Vater.“, sagte ich mit einem Lächeln. Wegen des Ärztemangels besorgte ich einen Arzt aus einer anderen Stadt, etwa fünf Meilen von unserer entfernt. Das nahm fast den ganzen Tag in Anspruch. Aber es gelang. Als wir zu Hause ankamen, rief ich:
„Wir haben Glück gehabt. Gerade als ich kam, wollte der Doktor in ein anderes Dorf fahren. Um ein Haar hätten wir uns verpasst. Ich glaube, das ist dein Kamma, Vater. Da sind wir.“ Der Hauch eines Lächelns kam auf Vaters Gesicht. Mutter sagte:
„Heute Morgen hat er seine Diät astrologisch berechnet und mir aufgetragen, für ihn Zuckerrohrsaft mit Ingwer zu kochen. Nun ist das Getränk fertig. Soll ich es ihm gleich geben?“ Der Arzt war verdutzt:
und darf nichts Scharfes essen, damit es heilen kann.„Mit dem Geschwür im Darm muss er alles meiden, was im Körper Hitze erzeugt So etwas dürfen Sie ihm auf keinen Fall geben!“ Ich ging mit Mutter nach hinten in die Küche und sagte leise, sie solle das Gebräu aus Ingwer und Zuckerrohrsaft weggießen. Ich weiß nicht, ob es Vaters Kamma war. Mit den Medikamenten, die der Arzt verschrieben hatte, sank das Fieber in wenigen Tagen, und Vater ging es langsam wieder besser. Der Arzt hatte angewiesen, dass Vater keine feste Nahrung und nichts Hitze Erzeugendes oder Scharfes essen sollte, bevor das Geschwür richtig abgeheilt ist. In diesen zwei, drei Tagen pflegte ich Vater rund um die Uhr und schlief so gut wie überhaupt nicht. Ich schätzte mich glücklich, dass ich diese seltene Gelegenheit bekam, denn es gibt kaum eine dankbarere und verdienstreichere Aufgabe, als sich um seine Eltern kümmern zu dürfen.
Menschen mit hohem Fieber schwitzen durch die Medikamente besonders stark. Deshalb muss man oft die Sachen wechseln, sonst erkältet sich derjenige zusätzlich noch. In der Nacht schlief ich nicht, weil ich regelmäßig prüfte, ob Vater schweißdurchnässt war. Und dann wechselte ich ihm das Hemd. Wenn er austreten musste, brachte ich ihm die Schüssel und wischte ihn nachher sauber. Am Tag, als das Fieber weg war, legte der Arzt ihm einen Tropf, damit er wieder zu Kräften kam. Danach ging es ihm schon viel besser. Aber für jemanden, der so gerne aß wie er, war es natürlich schwer, keine feste Nahrung zu sich nehmen zu dürfen. Wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt, sagte er unaufhörlich, er wolle endlich anfangen wieder richtig zu essen. Wenn wir aßen, sah Vater neidisch zu uns herüber. Es ging ihm zwar schon besser, aber das Geschwür war noch nicht völlig abgeheilt, so dass er nur Glukose, Wasser, Brühe und dünnen Reisschleim bekam.
„Gedulde dich noch etwas, Vater. Du hast die Krankheit gerade erst überstanden. In vier, fünf Tagen kannst du wieder essen, was du möchtest. Nichts von dem, was du jetzt essen willst, hast du noch nie gegessen. Also, ein wenig kannst du noch warten.“ Ich musste ihn trösten wie ein Kind und von seinem Appetit ablenken.
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