"Mitgefühl von 59 nach 13" von U Tin Oo (Tuition)

<<< Vorherige Seite

Im Gespräch mit mir hatte sie zwar gesagt: „Am besten wir amputieren das Bein“, in ihrem Brief an den behandelnden Arzt aber auf Englisch lediglich geschrieben: „Die Patientin sollte sich schnellstmöglich einer Operation unterziehen“. Deshalb operierte der Arzt ein zweites Mal und schnitt das schwarze Fleisch um den Knoten heraus. Wenn die Krebszellen entfernt sind und die Wunde verheilt ist, wird das schon wieder gut, sagte er noch.
Ich erinnere mich, damals, 1996, kam Maung Ko Ko, der aus dem Gasthaus, das in einer seiner Geschichten vorkam, ausgezogen war und irgendwo in Kyimindine wohnte, uns genau an dem Tag, an dem wir nach Hause fuhren, besuchen und brachte allerhand zum Essen mit. Er ging erst wieder, als unser Zug abgefahren war. Vom weit entfernten Kyimindine konnte er damals zum Kwan Chan Bahnhof kommen, jetzt aber schaffte er es nicht einmal aus der einunddreißigsten Straße bis in das nahe gelegene Krankenhaus. Er sei in Schwierigkeiten. Ich weiß, so etwas kommt vor in dieser Welt. „Wenn du später kommst, wirst du deine Nichte, der du einen Htamein aus Amarapura schenken möchtest, nicht mehr in Bett 59 antreffen, Maung Ko Ko. Sie liegt jetzt in Bett 13!“, möchte ich schreien.

Ende Dezember 2001 kamen wir in Yangon an. Am 07.01.2002 wurde meine Tochter ins Krankenhaus eingeliefert. Wenn man von 1996 an rechnet, nach sechs Jahren. Vor den Operationen von 1996 kann man für das Entstehen des Knotens etwa weitere zwei Jahre ansetzen. Sie litt also seit wenigstens acht Jahren an einer Krankheit, gegen die es keine Medizin gab.
„Die Krankheit ist in einem fortgeschrittenen Stadium“, diagnostizierte Oberarzt Soe Aung, nachdem er die Patientin in der „Royal Asia Clinic“ gründlich untersucht hatte. Nachdem er eine erste Chemotherapie durchgeführt hatte und die jüngeren Knoten verschwunden waren, wurde Dr. Soe Aung zuversichtlich. Wissend, dass ich arm bin, sagte er trotzdem: „Herr Tin Oo, geben Sie ihr doch einen zweiten Versuch!“, und engagierte sich für ihre Behandlung. Durch die Kombination mit Bestrahlungen versuchte er, die Wirkung zu verstärken.
Am 22.03.2002 entschied ich, dass weitere Therapien sinnlos seien, und suchte Dr. Soe Aung in seinem Zimmer auf, um ihm zu erklären, dass ich meine Tochter nach Hause holen wolle. Aber da er dagegen war und auch meine Tochter sagte: „Papa…, was machen wir denn dann, wenn ich so wie jetzt die ganze Nacht nicht schlafen kann, weil es so weh tut?“, beriet ich mich mit meinen Yangoner Neffen und Nichten und entschied, dass wir sie schließlich in Yangon einäschern würden. Als an jenem Nachmittag gegen drei Uhr Dr. Soe Aung „zufällig“ vorbeikam, schien die Sonne auf das an der Westseite des Krankenhauses stehende Bett meiner Tochter.
„Es ist bestimmt zu heiß fürWay Way Soe, verlegt sie doch nach unten!“, wies er die Krankenschwester an. Obwohl es im Erdgeschoss noch einige freie Betten gab, gab man ihr das Bett Nummer 13.

 

Nächste Seite >>>