"Mitgefühl von 59 nach 13" von U Tin Oo (Tuition)

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Völlig unpassend zur Situation musste ich in Gedanken lächeln. Sie war nicht mehr dreizehn und ihr einunddreißigstes Lebensjahr würde sie nie erleben. Sollte sie sterben, wird man es der Unglückszahl 13 anlasten können. Oberarzt Dr. Soe Aung kam auch am nächsten Tag, einem Samstag, ins Krankenhaus, um nach meiner Tochter zu sehen. Am Sonntag dann besuchte sie eine besorgte Nichte, nachdem sie bei einem Mönch das Horoskop meiner Tochter erfragt hatte. Der hatte verkündet, dass die Behandlung bis zum 29. Mai erfolgen müsste, sagte sie. Gegenwärtig sei sie unter dem schlechten Einfluss des Planeten Saturn. Der Mönch hatte geraten, diesen Einfluss abzuwenden, indem wir einen Fisch, den meine Nichte gekauft hatte, noch vor zehn Uhr im Royal Lake freilassen. Als ich sie zur Bushaltestelle begleitete, stoppte ich, weil plötzlich in die Einfahrt zur Freifläche vor dem Krankenhaus, dort, wo die Verkaufsstände beginnen, ein Auto einbog und anhielt. Erst als der Fahrer den Kopf aus dem Fenster streckte, erkannte ich Dr. Soe Aung. „Wie ging es Way Way Soe letzte Nacht?“, fragte er. Obwohl er sich bemühte, Haltung zu bewahren, war doch erkennbar, dass er innerlich darauf brannte, es zu erfahren.
Dass ein so beschäftigter Arzt, ohne auch nur eine Apfelsine von mir zusätzlich zu erhalten, sich selbst am Sonntag nicht frei nimmt und stattdessen nach einer einzelnen Patientin sieht, ist nicht wenig Kudhou. Das freute mich, aber Way Way Soe ging es nicht gut. Sie konnte nicht ausgestreckt liegen und musste ihr Gesicht auf ein Tischchen legen, das über ihr Bett gestellt war. Sie benutzte zwar das Wort „schlafen“, aber wie sollte sie gut schlafen? Sie konnte kein Wasser lassen, war durstig, die Blutuntersuchung hatte einen Hämoglobinwert von 5,8 ergeben. Normal wäre ein Wert von mindestens 11 bis 12, also war eine Bluttransfusion nötig. – Blut übertragen. Wenn nicht zur Hand, unbedingt auftreiben! „Metro“ spritzen. Becef spritzen! Da Becef nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, das vergleichbare Sefrin injizieren! An einem einzigen Tag 17000 Kyat für Medizin! Aber sie konnte wieder Wasser lassen. Kein Durchfall und keine Blähungen mehr.
Da sie eine volle schmerzende Blase fürchtete, traute sie sich nicht zu trinken. Nicht mal Reisgrütze wollte sie essen, konnte nur einen Löffel Ovomaltine trinken. Das anfangs geschwollene Bein war besser geworden, dafür konnte sie wieder kein Wasser mehr lassen. Die Blase war voll. Sie konnte es kaum aushalten.

Da das Erdgeschoss voll belegt war, konnten wir Eltern nicht wie sonst ein freies Bett bekommen, sondern mussten auf dem Estrichfußboden schlafen. Ihre Mutter hatte Fieber und musste sich hinlegen. Für erkrankte Begleitpersonen von Patienten war der diensthabende Arzt nicht zuständig. Sie müsste in die Notaufnahme gehen und sich behandeln lassen. Nur wenn sie in stationäre Behandlung überwiesen würde, könnte der diensthabende Arzt sie behandeln. Die Mutter wollte ihre Tochter nicht allein lassen, um in die Notaufnahme zu gehen. Musste es so aushalten.
Ich selbst bekam nichts herunter und schlief schlecht. Es schmerzte hier und zwickte da. Für den Fall, dass Way Way Soe die Schmerzen nicht aushielte, hatte mir der Assistenzarzt Spritzen mit einem Schlafmittel gegeben. Auf einer Tafel standen Anweisungen, welche Medikamente nötigenfalls an Bett 13 gespritzt werden dürfen. (Die Krankenschwestern dürfen nicht ohne Anweisung Spritzen verabreichen.) 

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