"Mitgefühl von 59 nach 13" von U Tin Oo (Tuition)
Am Anfang konnte sie nach diesen Spritzen schlafen. Jetzt halfen sie auch nichts mehr. Die Mutter lag flach. Bevor auch ich mich hinlege … Way Way Soe war in Gedanken versunken. Ihr kamen die Tränen. „Lass mich noch Wasser lassen!“, bat sie. Sie fürchtete, dass sie wegen des Schlafmittels einschlafen würde, ohne die Blase geleert zu haben. Es war in dem Sinne: „Wenn ich Wasser lasse, wird es mir besser gehen, wenn nicht, dann schmerzt meine Blase, und es geht mir schlecht.“
Wenn bei ihr, der Patientin in Bett 13, die Schwellung zurückging, konnte sie Wasser lassen. Danach aber nahm die Schwellung wieder zu und sie konnte wieder kein Wasser lassen. Das rechte Bein mit den Knoten war bis zum Oberschenkel dunkel geschwollen. Wie es im Krankenhaus so ist, klagten und stöhnten in der Nähe andere Patienten, deren Krankheiten auf ihre jeweils eigene Weise schlimm sind wie die eigene.
Meine Tochter war niedergeschlagen. Ich glaube, sie dachte über das Ende nach: „Wenn ich schon zu sterben habe, dann will ich nach Hause und sterben. Papa, lass uns heimfahren!“, sagte sie, während sie sich tränenüberströmt an meine Brust lehnte. Da ich sie von hinten fest umarmt hielt, sah sie meine Tränen nicht.
Ich ließ sie in Gesellschaft ihrer kranken Mutter und ging zu Dr. Soe Aung. Weil ich fürchtete zu weinen, wenn ich lange erklären müsste, sagte ich nur kurz: „Herr Doktor, ich kann nicht mehr mit ansehen, wie meine Tochter weint, kann es nicht mehr ertragen. Erlauben Sie uns, gemeinsam nach Hause zu fahren.“
Obwohl aus Dr. Soe Aungs Augen keine Träne fiel, weinte er doch in seinem Herzen. „Wenn ich sage, Sie können nach Hause fahren, werden Sie denken, ich hätte aufgegeben…“ Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, signalisierte er verständnisvoll seine Zustimmung.
„Aber ich werde ihre eine vierte „Chemo“ geben. Wenn die Medizin wirkt, profitiert sie davon, wenn nicht, bleibt uns, was wir jetzt haben“, sagte er und legte ihr die Infusion. Am Morgen unserer Abreise hatte er mich in sein Büro bestellt, und ich gab ihm 20.000 Kyat abgezählt in einem Kuvert mit den Worten: „Soviel ich erübrigen kann.“ Als wir uns am Nachmittag von ihm verabschieden wollten, trafen wir Dr. Soe Aung, der in den letzten drei, vier Monaten niemals nach Hause gefahren war, ohne noch einmal nach Way Way Soe gesehen zu haben, nicht mehr an. Er sei noch nie um diese Zeit nach Hause gefahren, hieß es. Jetzt hatte er das getan. Hatte das Leiden der Patientin ihn so betroffen gemacht? Ich denke, er brachte es nicht übers Herz, sie ein letztes Mal zu sehen.
Am 04.04.2002 abends um sechs Uhr fuhren wir mit einem gemieteten Auto vom Krankenhaus ab und trafen am 05.04.2002 um drei Uhr morgens zu Hause ein. Dort aß Way Way Soe und war fröhlich. Jedem Besucher erklärte sie lächelnd alles. Am 07.04.2002 weinten ihre Cousinen (meine Nichten), ihre Mutter und ihre Tante, als sie aus dem hinteren Teil unseres Hauses kamen. Als ich nach dem Grund fragte, erfuhr ich, dass sie zu einer Freundin, die sie nach Yangon begleitet und eine Woche lang betreut hatte, sagte: „Da ich fürchte, dass Leute, die einen Krankenbesuch machen, bedrückt werden, spiele ich ihnen etwas vor, lächle und lache. Selber aber weiß ich, dass mir keine Zeit mehr bleibt. Oh, ich würde gerne fünf Mönche einladen, um ihnen Essen zu spenden. Ich weiß aber nicht, ob Papa Geld dafür hat oder nicht.“
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