"Mitgefühl von 59 nach 13" von U Tin Oo (Tuition)

<<< Vorherige Seite

 

Da am nächsten Tag Markttag war, wäre es gegen die Bräuche der Region gewesen, so etwas an diesem Tag zu veranstalten. Daher lud ich am 09.04.2002 fünf Mitglieder des Sangha ein und speiste sie. Gemeinsam mit der Verwandtschaft hörten wir ihre Predigt. Unsere Verwandten, meine Schüler, ihre Kollegen aus der Myo Hla Zuckerfabrik und der Taung Sin Aye Zuckerfabrik kamen, eine Gruppe nach der anderen um sich nach der Kranken zu erkundigen. Ohne auch nur einen einzigen Seufzer empfing und bewirtete sie alle und berichtete, gerade so, wie ein gesunder Mensch die Handlung eines Filmes wiedergibt.
Am 19. April konnte sie kein Wasser mehr lassen, hatte keinen Stuhlgang mehr und konnte nichts mehr essen. Das ganze rechte Bein war als ob man einen Sack mit Beton ausgegossen hätte. Aus eigener Kraft konnte sie es nicht bewegen. (Es war auch sehr schwer). Ihre Pfleger mussten das Bein wie einen Holzklotz anheben und in die gewünschte Position legen. Da sie schon lange auf dem Bett lag, war eine Seite des Gesäßes wund, und sie konnte nicht mehr darauf liegen. Lag sie auf der linken Seite, drückte das schwere rechte Bein von oben, deshalb ging es nur auf der rechten Seite. Der junge Arzt, der, seit wir aus Yangon zurückgekommen waren, jeden Tag nach ihr gesehen und ihr die nötigen Medikamente verabreicht hatte, sagte an jenem Abend zu mir: „Wenn sie noch etwas Besonderes essen möchte, bereiten Sie es jetzt für sie zu. Ihr Herz macht es nicht mehr lange… “
Da mich an eben jenem Tag ein Besucher auf Saya Maw aus Pyinmana hingewiesen hatte, ging ich abends zum Haus meiner Tante. „Morgen werde ich nach Pyinmana fahren, zu diesem Saya. Aber ich denke nicht, dass Way Ways Krankheit mit menschlichem Wissen noch beizukommen ist. Was die Kräfte der Nat vermögen, weiß ich nicht. Wie auch immer, damit sie sich besser fühlt, werde ich morgen fahren“, sagte ich zu ihr und fuhr auch tatsächlich. Saya Maw verfügte nicht über Nat-Kräfte und konnte sie nicht retten. Aber nachdem sie seine Medizin genommen hatte, konnte sie wieder Wasser lassen, hatte regelmäßigen Stuhlgang, konnte wieder essen und tat es mit Genuss wie zu gesunden Zeiten. (Meiner Meinung nach wäre sie ohne Saya Maws Medizin schon am 24. oder 25. April gestorben.)
Obwohl die Wirkung von SayaMaws Medizin Way Way Soes Leben etwas verlängerte, hatten sich die Krebszellen vermehrt und sich bis in die Brust ausgebreitet, denke ich. Die Brust war bis oben hin verhärtet. Vorher war es leicht gewesen, den Körper, dessen Oberarme nur noch den Umfang einer Maisblatt-Zigarre hatten, zu heben, um sie auf die Toilette zu setzen. Obwohl sie jetzt nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien, war sie nicht mehr so leicht zu bewegen. Ich musste mich sicher neben sie stellen und ihren Körper heben – er war erstarrt.

2001 erhielten die Briten Paul Nurse und Timothy Hunt gemeinsam mit dem Amerikaner Leland Hartwell den Nobelpreis für Medizin. Sie erhielten den Preis für ihre Studien über die Reproduktion von Zellen. Zellen verbreiten sich im Körper, indem sie Kopien ihrer Chromosomen produzieren. Diesen Prozess nennt man Zellzyklus. Die Wissenschaftler hätten über dreißig Jahre hinweg diesen Zellzyklus studiert, hieß es. Seit etwa 1970 habe Hartwell Hefezellen untersucht. Er könne so sagen, dass die Reproduktion zum Erliegen kommt, wenn das genetische Material einer Zelle beschädigt wird.
Weiter hieß es, Paul Nurse habe herausgefunden, dass die in der Hefe enthaltenen Gene auch in menschlichen Zellen vorkämen. Diese hätte er CD benannt und festgestellt, dass man mit CD die verschiedenen Abschnitte des Zellzyklus kontrollieren konnte. Dieses Ergebnis sei für die Forschung über bislang noch nicht kontrollierbare Krebszellen von großem Nutzen.

Nächste Seite >>>