"Moskitos" von Aung Nay Thway
Die Wenigen, die gegangen sind, weil ihnen vom Recken des Halses, vom Stehen auf den Zehen die Glieder schmerzen oder weil sie sich nicht durchdrängeln konnten, haben noch Glück. Für die übrigen rechnet sich der Herr bestimmt aus, ob sie sich zu Moskitos machen und dann als Pulver zermahlen schlucken lassen. Überzeugt, dass keiner dabei ist, der nicht infiziert und in ein Moskito verwandelt werden kann, streut er verbales Lockfutter aus: „Also, der Mensch ist doch nur mit seinem Sein zufrieden, wenn er Tag für Tag Bildung, Güter, buddhistisches Verdienst erwerben kann. Wenn er aber diese drei Sachen kriegt, ist er ein wahrer Mensch von Jambudipa. Heute hat sich für euch gefügt, mich zu treffen. Macht euch gefasst auf die Freude, von nun an wahre Menschen zu sein.“
Kopfüber stürzen sich die menschlichen Moskito-Larven ins trübe Wasser dieses Köders. Dann wachsen ihnen Flügel, und sie werden ganz zu Moskitos. „Jetzt werde ich was sagen, was zeigen für eure Bildung. Hört alle gut zu, schaut her! Es geht um Shin Nagareinda und Shin Pamauk aus alter Zeit. Die beiden Mönche stammten aus dem gleichen Dorf, wurden zur gleichen Zeit Novizen, lernten im Kloster der Hauptstadt lesen und studierten die buddhistischen Schriften. Bei jedem Wettstreit in heiliger Literatur schnitt Shin Nagareinda besser ab als Shin Pamauk, der noch nicht auf dem Weg zur Erlösung war. Wie sollte er das ertragen?! „Wir werden uns in weltlichem Wissen messen“, schlug er vor.“
Wohl, weil er fürchtete, dass es mit der Bildung nicht klappt. – Die Hörer sind gebannt, kein Lidschlag, kein Ohrzucken. Unter ihnen sind bestimmt welche, die zu faul zum Lernen sind, die Schule schwänzen. Beim Kartenspiel hebt einer ab, einer mischt, einer teilt aus; der Herr aber spinnt den Faden weiter, um die Kraft der Moskitofangmaschine zu steigern. Und sein Gehilfe intoniert auf dem Becken, nicht eben einschmeichelnd, die Klangfolge „Manipulation“. Wer eigentlich noch was zu erledigen hat, bleibt, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Ein paar Kerle, die stets auf der Lauer liegen, rücken unauffällig an die Mädchen heran und warten darauf, dass sie abgelenkt sind. „Dabei wies der Herausforderer Shin Pamauk so etwas wie den leeren Zinkzylinder vor, den ich in der Hand halte. Damals mag dazu ein Essenkorb oder so gedient haben. Er wird etwas gesagt haben wie: „Darin werde ich ein Tier kreieren, hältst du mit?“ An seiner Statt zeige ich das. Schaut her! Zwinkert nicht, schließt nicht die Augen. Hier ist das Ding, schaut, nichts ist drin, ganz leer, nicht wahr? He, Meister des Beckens, lade mit einem Tusch die ein, um die es geht!“ Sowie der Meister den Auftrag erteilt, diese gewisse Melodie zu spielen, schlägt Po Thup mit solcher Wucht los, dass das Messing-Becken zerspringen möchte, als ob er endlich Gelegenheit erhalten hätte, seine ganze Kraft zu zeigen. „Stop! Seht mal, meine Damen und Herren, was ist das? Was für ein Tier?“
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