"Sein Horoskop" von Ma Wint (Myit Nge)

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Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Aung Thein beim Horoskoperstellen gerne mal richtig zugesetzt. Das Dumme war nur, dass dessen Horoskop so verdammt gut ausfiel. Wenn er dem werten Herrn Schwiegersohn das so direkt sagen würde, dann könnte ihm das letztendlich noch zu Kopfe steigen. So kam dabei nur ein verhaltenes „Glück gehabt“-Horoskop heraus, das zwar nicht falsch war, Aung Thein aber auch keinen Grund gab, damit anzugeben. Einen so klaren Traum wie letzte Nacht hatte Aung Thein sein Leben lang noch nie geträumt. Auch nachdem er aufgewacht war, hatte er seinen Traum noch wie ein Video, Bild für Bild klar vor Augen.
Im Traum war sein Haus aus Ziegeln. Die Straßen im Dorf waren asphaltiert wie in der Stadt und glänzten schwarz. Und seinen Jüngsten fuhren sie während der Prozession anlässlich seiner Novizenweihe wie in der Stadt mit einem großen, weißen Cabriolet und goldenen Schirm durchs Dorf. Das war schön! Obwohl Aung Thein nicht an Horoskope glaubte, dachte er doch, dass Träume wohl Bedeutung haben könnten. Während er an seinen Traum dachte, strahlte er übers ganze Gesicht, so dass Tin Mi schimpfte, er sei wohl jetzt völlig verrückt geworden. Da er fürchtete, das Glücksgefühl würde vergehen, wenn er mit Tin Mi darüber diskutierte, ging er beschwingten Schrittes ins Dorf. Wenn er Leute träfe, denen er von seinem Traum erzählen könnte, würde er ihnen im Le’pe’yei-hsain an der Autostraße am Ende des Dorfes einen Tee ausgeben, damit sie ihm in Ruhe zuhörten. Oh, da war ja schon Htun Thaung… Aung Thein freute sich.

„Mensch, Aung Thein! Gehst du nicht im Dorfbüro die Ausgleichszahlung für dein Land abholen?“ Als er Aung Theins verdutztes Gesicht sah, fuhr Htun Thaung fort: „He, was stehst du denn so neben dir? Weil sie die Stadt erweitern, kannst du dir das Geld für deine Felder abholen.“ Aung Thein ging mit taumelnden Schritten in das Dorfbüro. „Das ist die Gebühr für das Antragsformular und die „Spende“ für das Büro, die müssen wir abziehen, viertausend gibt es für jeden Morgen Land, ….“, rechnete ihm der Bearbeiter vor. Er reagierte wie ein Schlafwandler. Als er zu Hause ankam und Tin Mi das Bündel Geldscheinegab, sagte er schleppend: „Ist das jetzt ein Traum?“ „Nein! Was du heute Morgen erzählt hast, war einer, das hier ist keiner.“ Keine Ahnung, warum, aber – Tin Mi sah ihn an und lachte laut. Sein ältester Sohn aber, der schon zwei Mal durch die Abschlussprüfungen der zehnten Klassen gefallen war, sah seinen Vater besorgtan. „Kümmere dich nicht darum, lass mich nur machen. Ich mache von dem Geld mit dem Großen zusammen einen Marktstand auf.“ Der nickte zustimmend zu den Worten seiner Mutter. Wie auch immer, Aung Thein verstand gut, dass es besser war, ihren Worten Folge zu leisten.

 

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