"Traum auf einer Hängebrücke" von Ju

<<< Vorherige Seite

Meine Familie und die anderen Menschen in der Stadt gehen ihren gewohnten Tätigkeiten nach wie an einem ganz normalen Tag. Nach kurzer Zeit trägt mich mein Traum an einen anderen Ort. Dort liegt der Geruch nachts duftender Blüten in der Luft. Während ich höre, wie eine Gitarre gestimmt wird, trifft mich eine Welle von Klängen. Woher wohl…? Woher kommen diese Klänge…? Zuerst höre ich leise und undeutlich einzeln angeschlagene Saiten, scheinbar von weit entfernt. Dann höre ich die lauter und deutlicher werdende Melodie eines Liedes. Diese Töne sind nicht die gleichen wie in früheren Träumen. Es ist ein anderes Lied. Wer kann das sein?
Im schwachen Mondlicht sehe ich eine Hollywood-Schaukel. Und der, der darauf sitzt und Gitarre spielt – das ist er, nicht wahr? Er ist auch hier … Vielleicht ist er auch im Traum zurück in unsere Stadt gekommen. Ohne dass meine Fußsohlen den Boden berühren, schwebe ich auf ihn zu. „Dass ich dich verpasse … wenn ich von dir getrennt bin … so weit entfernt…“

„Oh…“.
Als ob er meinen schmerzerfüllten Laut gehört hätte, bricht er mitten im Lied ab und starrt in die dunkle Leere. Sein im Licht des Mondes und der Straßenlaternen von den Strähnen seiner zerzausten Haare beschattetes Gesicht wirkt, als ob ihm nicht zum Lächeln zumute wäre. Ein Gesicht, als ob er am liebsten alles kurz und kleinschlagen würde. Ob sein Gesicht meinetwegen so aussieht? Wegen des Ausdrucks von Bitterkeit auf seinem Gesicht werde ich wie ein Stück Abfall von dort fortgeweht und wache erschrocken auf. Immer wieder sehe ich einen Schatten von Gelb. Des nachts in denTräumen … Tagsüber, unter meinen Blicken … Diese Farbe könnte die seiner Champakblüten sein, aber auch die der Rosen vor unserem Haus. Von der Stadt, nach der ich Sehnsucht habe, weht ein Hauch von Gelb noch deutlicher herüber als die Gesamtheit der verschiedenen Gerüche.

<<< Zum Anfang der Geschichte