"Yurou tu thaun-sin" von Min Lu
Obwohl sie wussten, dass Sagalay log, war es schwierig, denn man konnte ihm nichts nachweisen. Es war aber auch nicht so, dass man sagte: „Er ist ein Betrüger, wir wetten nicht mehr bei ihm“. Als Sagalay bei den nächsten Spielen kundtat, er nehme Wetten an, waren sie es zufrieden.
Es gab noch ein anderes Missverständnis. Da das myanmarische Fernsehen die Spiele der Premier League übertrug, kannte man die Beckhams und Owens. Es wurde aber nicht zwischen der Clubmeisterschaft und einem Turnier von Nationalteams unterschieden. Deswegen passierte Folgendes, als Beckham und Co. für die englische Mannschaft aufliefen…
„Was ist das? Es sieht so aus, als hätte sich Beckham mit Manchester zerstritten und wäre zur englischen Mannschaft gewechselt. Hm! Owen ist auch dabei! Ist der Typ nicht von Liverpool? Und Shearer? Und der Torwart, der Schnauzbart von Arsenal! Wie geht das?“ Und als man den von Arsenal bekannten Dennis Bergkamp in der niederländischen Mannschaft spielen sah…
„Sieh an! Der Berkin spielt in einem anderen Team. So ein Verräter!“ So wurde geredet. Erst als Kyaw Kunt und Hpo Ni erklärten, dass die Profifußballer bei Clubs anderer Länder spielten, aber bei Turnieren wie diesem für ihre Nationalmannschaften antreten, verstanden sie es.
Früher hatten die Frauen kein Interesse am Fußball. Damals konnte man sich ein Fußballspiel nur auf dem Sportplatz anschauen. Deshalb schien es mit Frauen nichts zu tun zu haben. Später wurden Fußballspiele im Fernsehen gezeigt. Anfangs schauten die Frauen beiläufig zu, begannen sich jedoch bald dafür zu interessieren. Seit 1993 die Mannschaft Myanmars bei den Südostasienspielen die Silbermedaille gewann, gab es immer mehr weibliche Fans. Man verehrte die Fußballspieler wie Filmstars. Inzwischen musste man selbst Testspiele, Freundschaftsspiele und Juniorenausscheide unbedingt gesehen haben, genau wie die Seifenopern. Und außerdem gewöhnte man sich an, wo man im Fernsehen die englische Oberliga zu sehen bekam, auch ausländische Spiele anzuschauen.
Die myanmarischen Spieler erinnerten an die Owens und Beckhams. Da nun die Yurou tu thaun-sin in jener Zeit ausgetragen wurde, als das Fußballvirus zugeschlagen hatte, saßen auch die Frauen versammeltvor dem Fernseher. Was Pway betraf, schloss sie ihren Imbiss rechtzeitig nachmittags um vier und eilte zu den „Sonderspielen“, die in Herrn Kalas Videoladen gezeigt wurden. Auch Pa Tay, dem sein Schwarzweiß-Fernseher zu Hause nicht genügte, kam zum Gucken. Da Ba Nu den Laden allein am Laufen halten musste, tat sie das fluchend und schimpfend. Eigentlich war zur Spielzeit der Laden menschenleer. Ba Nu war unzufrieden – aber nur, weil sie im Laden die Spiele nicht sehen konnte. Schließlich aber konnte auch sie gucken. Sie hatte einen kleinen Fernseher in einer Ecke des Ladens aufgestellt, damit Leute kamen. Besonders angenehm war es, mit der Frauengruppe Fußball zu sehen und zu schwatzen. Hla Htone war Michael Owen zugetan, weil er ihrem Mann Kyaw Kunt in jungen Jahren ähnelte. Als die Engländer gegen die Portugiesen verloren, bedauerte sie den armen Owen und weinte schluchzend. Auch im Spiel England gegen Deutschland stürzte Owen nach einem Zusammenstoß mit dem Deutschen Matthias Sammer…
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