"Yurou tu thaun-sin" von Min Lu

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Es gab Leute, die die Fußballfachbegriffe ins Myanmarische übertrugen: „foul ball“ und „free kick“ hießen Freistoß, „corner“ Ecke, „man in out“ Abseits usw. Auch für „penalty“ (Strafstoß) wollten sie ein myanmarisches Wort nehmen. Wie auch immer, die Fußballkommentatoren verwendeten viele solcher Übertragungen. Im Stadtteil aber wurden nur Begriffe wie corner, foul ball und hand ball benutzt. Daraus ergaben sich, als dann die K.O.-Spiele begannen, ganz neue Bedeutungen.
Im „semi final“ genannten Halbfinale trafen Portugal und Frankreich sowie Holland und Italien aufeinander. „Moment mal, warum heißt das simi faineh“, fragte Hla Htone neugierig. Die Gruppe Frauen kannte sich beim Fußball nicht besonders gut aus. Hla Htone hoffte darauf, dass es auf jeden Fall Strafstoß geben würde, wenn ein Foul im Strafraum passierte. Als im Spiel Jugoslawien gegen Holland ein holländischer Angreifer im jugoslawischen Strafraum ein Foul verübte, gab es nur einen Freistoß. „Gibt’s dafür keinen Strafstoß?“, fragte sie und rief: „Der Schiedsrichter ist gekauft!“ Die Regel, dass ein Freistoß im eigenen Strafraum in den anderen Strafraum verlegt wird und Elfmeter gibt, existierte aber nur in Hla Htones Kopf.
Auch jetzt konnte keine Hla Htones Frage genau beantworten. Deshalb kommentierten sie alles so, wie es ihnen in den Sinn kam. „Das wird wohl so sein, weil sie früher nicht wie jetzt Scheinwerfer hatten und bei hsi-mi, bei Öllampenlicht gespielt haben“, sagte Pway. Diese Meinung nahm Ba Nu nicht hin.
„Das kann nicht sein. Wenn sie mittags spielen, geht’s doch auch ohne. Warum sollen sie Öllampen nehmen? Außerdem müssten sie dann doch jedes Spiel hsi-mi faineh nennen!“
„Es könnte so sein: Dieses Spiel ist doch wichtig. Wenn sie gewinnen, sind sie im Finale, richtig? Deswegen werden sie für ihr Kamma Öllampen oder so was spenden. Ich denke, dass es deswegen Öllampenfinale heißt“, mischte sich Shwe Kyi ein.

Hla Htone: „Na, dann müsste das jetzt hier Kerzenfinale heißen. Der Preis für Öl ist raufgegangen, man kann gar keine Lampe mehr anmachen.“„Und wie nennen wir das quarter final, das Viertelfinale?“, fragte BaNu erneut. Lone: „Ich habe drüber nachgedacht. Als Nyan Sein und Co. damals Fußball gespielt haben, sagten sie sich, dass sie bei einer Niederlage raus sind und spielten voll durch. Und weil am nächsten Tag der Körper steif war und die Muskeln weh taten, habe ich selbst Salbe aufgetragen und massiert.“ „Was? Was hat das damit zu tun?“ „Sehr viel. Wenn man mit so einem steifen Körper läuft, ist mankwa-ta kwa-ta, also o-beinig. Und weil man kwa-ta faineh (O-Bein-Finale) sagt, ist quarter final daraus geworden.“
Pway wollte sich nicht lumpen lassen und erwiderte: „Ich denke mir das so: Ein Bruder von mir ist Feldwebel. Er sagt, wenn in seiner Einheit was vorkommt, werden sie mit kwa-ta, mit Arrest bestraft. Beim Fußball wird’s auch so sein. Es sind wichtige Spiele, deshalb bekommt man ’ne Strafe, wenn man verliert. Ich denke, deshalb heißt das kwa-ta faineh.“
Wenn sie so überlegten, konnte „penalty“ schon mal mit „pe-pene-ne-ti“ – hart und kräftig schießen – erklärt werden. Im Halbfinale Portugal-Frankreich waren die portugiesischen Anhänger in der Überzahl. Die einen deswegen, weil Meister HpoByaws Kommentar über die Asketen-Farbe stimmen konnte, die anderen wegen des guten Spiels der Mannschaft. Es gab auch Leute, die aus einem Grund, den nur wenige kannten, für Frankreich waren.

 

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