"Zu welcher Zeit auch immer" von Nyo Thi San

Heute sind es fünf Tage, die Mya Win nicht einmal zum Schlafen nach Hause gekommen ist. Immer wenn er bei Fußballspielen wettet oder Karten spielt, schläft er irgendwo dort in der Nähe. Schon seit langem kommt er auch tagsüber nicht mehr nach Hause, wenn es Hahnenkämpfe gibt. Ich mache ich mir deshalb keine großen Sorgen, habe mich daran gewöhnt. Wenn ich den ganzen Tag verkauft habe, möchte ich schlafen. Aber noch kann ich nicht schlafen.
Im ganzen Haus Moskitonetze. An der Kopfseite des Hauses das Moskitonetz der Schwiegermutter. Die alte Dame scheint noch nicht zu schlafen. Bewegt sich unter dem Netz noch hin und her. An der Fußseite des Hauses, in einem Familiennetz liegen kreuz und quer die Kinder. Unter dem Moskitonetz schaut hier und dort einer ihrer Füße heraus. Keine Ahnung, wie viele Mücken schon unter das Netz gelangt sind. Im linken Teil der Fußseite schläft die Große. Ja, für die Große müssen wir noch einen Palmdachanbau ans Haus bauen, damit sie ein eigenes Zimmer hat. Für ein Mädchen in ihrem Alter gehört es sich nicht mehr, im Vorderzimmer des Hauses zu schlafen.
Aber das Dach des Hauses macht nicht noch eine Regenzeit mit. Da wir schon dieses Jahr kein neues Palmblattdach kaufen konnten, mussten wir flicken, und überall tropfte es durch. Ein Glück, dass jetzt der Monsun vorbei ist. Von der Hütte der Nachtwache schlägt es elf. Ich drücke die bis zum Filter aufgerauchte Zigarre aus und zünde eine neue an. Wenn Mya Win zurückkommen sollte, muss ich sowieso aufstehen. Besser noch kurz warten. Das mit Ziegelsteinen abgestützte Klohäuschen ist auf einer Seite schief. Zwei Monate können wir es wohl noch so benutzen. Wenn wir Pech haben, bricht es noch innerhalb dieser zwei Monate zusammen. Die Seitenwände sind aus Plastiksäcken. Die Große will schon nicht mehr draufgehen. Sie schämt sich, weil man von außen ihren Schatten sieht, sagt sie. Na klar. In ihrem Alter fängt man an, sich zu schämen. Den Bambusgitterboden in der Küche müsste man auch austauschen. Er ist hin, und einige Stäbe sind schon gebrochen. Wenn die alte Dame da durchfällt, weil sie nichts sieht, wird ihr noch etwas Ernstes zustoßen.

Wenn ich Mya Win sage, er soll sich dieses Jahr aufs Reparieren von Regenschirmen konzentrieren, bringt das gar nichts. Er ist ein Schirmreparierer, also soll er das bitteschön auch tun! Das kann er wenigstens. Knopf reparieren, Bespannung in Ordnung bringen, die Sperrkugel in Klappschirmen austauschen, das bringt schon zwei-, dreihundert. Doch er will es nicht machen, es ist ihm zu anstrengend.
Wenn ich es ihm sage, überhört er’s einfach. Wetten, Billard, Hahnenkampf, Karten … was nicht alles. Er setzt nur das, was er gewinnt, sagt er – als ob das reichte. Da sind wir schon arm, und er macht uns noch ärmer. Wie ein Hund, der sich in die Asche legt, um schäbig zu werden – so bist du. Und lange schon machst du solchen Mist.
Sollen sie dich eines Tages erwischen. Wenn du im Gefängnis bist, habe ich weniger Last, muss deinen Anblick nicht ertragen. Ha! Was zu Hause los ist, interessiert dich schon lange nicht mehr. Den ganzen Tag im Le’pe’yei-hsain, in der Kartenrunde, beim Hahnenkampf, am Billardtisch.

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