Thorsten Körner war ein Jahr lang mit der Deutschen Bahn unterwegs, bereiste alle Regionen des Landes und hat im Laufe der Zeit den Speisewagen als „seinen“ Ort entdeckt, weil da immer noch ein Platz zu finden war.
Dort faszinierte ihn die Begegnung mit so vielen völlig unterschiedlichen Menschen, mit denen er ins Gespräch kam, anfangs rein zufällig, später führte er die Konversation ganz bewusst herbei. Dabei fährt er quasi dreigleisig. Einerseits das Hier und Jetzt im Speisewagen, dann die Geschichte seines Gegenübers, und nebenbei immer noch seine Seitenblicke aus dem Fenster, auf die Landschaft und die Orte draußen.
Manchmal entfleucht er auch in eine vierte Dimension, indem er in leichten Schlummer verfällt. Doch auch den Zug-Schlaf macht er zum Thema, vor allem die sich verändernden Gesichtszüge der Schlummerer und Schläfer. Bisweilen klingen seine Schilderungen auch wie ein Gourmet-Kochbuch, wenn er zum Beispiel „Gefüllte Kalbfleischröllchen mit Rucola an Kartoffel-Kürbis-Stampf“ beschreibt: „Sanft in eigenem Saft gegart erhalten die zarten Kalbfleischröllchen durch ihre raffinierte Füllung mit Serranoschinken und Rucola-Salat ihr besonderes Aroma...“.
Die sich im Mund sammelnden Wassermassen lassen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Speisewagen als „unrentabel“ schon mal fast abgeschafft worden sind.
Heute führt jeder ICE, der was auf sich hält, einen Speisewagen, der allerdings Bordrestaurant oder in seiner reduzierten Form Bordbistro genannt wird. Häufiger Gast: Thorsten Körner. Er sucht das Gespräch mit seinen Mitreisenden, und er beobachtet. „Der kleine Psychologe“ on tour. Zeit genug hat er ja. Seine Gesprächspartner, Gefährten für wenige Stunden, geben mehr oder weniger Detais aus ihrem Leben preis. Alter, Herkunft und soziale Klassen spielen keine Rolle. So werden die Aufzeichnungen Körners zu einem aktuellen Gesellschaftsporträt, wobei die Bahn letztendlich nebensächlich ist...
Thorsten Körner, Geschichten aus dem Speisewagen, 384 Seiten, 18,95€ jetzt online bestellen ...