Inhalt und Struktur
Das Buch folgt Doyles Reise in chronologischer Reihenfolge und vermittelt dem Leser das raue und entbehrungsreiche Leben an Bord eines Walfangschiffes. Doyle schreibt mit einer Mischung aus jugendlicher Naivität, wissenschaftlicher Neugier und wachsender Reife. Alexander Pechmanns Übersetzung bewahrt den frischen und ungeschliffenen Stil des Originals und macht Doyles Abenteuer für den deutschen Leser lebendig und nachvollziehbar.
Ein beeindruckendes Beispiel für Doyles lebhafte Erzählweise findet sich in seiner Schilderung der ersten Begegnung mit einem Eisberg: „Die Szenerie war grandios und schrecklich. Vor uns ragte ein massiver Eisberg empor, majestätisch und kalt, wie eine stumme Verkörperung des Nordens selbst.“ Diese Passage zeigt, wie Doyle die physische Erscheinung der Natur und ihre emotionale Wirkung auf den Menschen einfängt. Pechmanns Übersetzung bewahrt die poetische Wucht dieser Beschreibung und transportiert die karge Schönheit der Arktis in die deutsche Sprache. Doyle zeigt auch eine tiefe Faszination für die arktische Tierwelt. In seinen Berichten über die Jagd auf Robben und Wale mischen sich wissenschaftliches Interesse und jugendliche Abenteuerlust. Besonders eindrucksvoll ist seine Schilderung der brutalen Realität des Walfangs: „Es war ein grotesker Anblick, als der riesige Wal in seinen Todesqualen um sich schlug, das Wasser zu Schaum aufpeitschend, bevor er schließlich in die Tiefe sank.“ Diese Szene vermittelt die rohe Gewalt und die grausame Natur des Walfangs.
Sprache und Stil
Der Stil des Buches ist geprägt von einer Mischung aus Unbekümmertheit und einer aufkeimenden literarischen Reife. Doyle schreibt direkt und ungeschönt, was dem Text Authentizität und Lebendigkeit verleiht. In einigen Passagen zeigt sich jedoch bereits das Talent, das später in seinen berühmten Kriminalerzählungen zur vollen Entfaltung kommen sollte. Pechmann gelingt es, diese Mischung aus einfacher Ausdruckskraft und literarischem Anspruch in der deutschen Übersetzung zu erhalten.
Der Titel Heute dreimal ins Polarmeer gefallen ist eine humorvolle Anspielung auf eine Tagebucheintragung Doyles und fängt den leicht saloppen Ton ein, der sich durch das gesamte Werk zieht. Diese typisch angelsächsische hauchdünne Ironie, welche die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor wahrt, wird auch in der Übersetzung adäquat beibehalten.
Historischer und biografischer Kontext
Die Reise in die Arktis war ein prägendes Erlebnis für den jungen Doyle. Im Alter von erst 20 Jahren erlebte er eine Welt, die ihn sowohl körperlich als auch geistig herausforderte. Diese Erfahrungen als Medizinstudent in der Rolle des Schiffarztes beeinflussten nicht nur seine Sicht auf das Leben, sondern prägten auch seine späteren literarischen Werke. Die Tagebucheinträge sind nicht nur ein wertvolles Dokument seiner persönlichen Entwicklung, sondern bieten auch Einblicke in die härteste Seite des Walfangs im 19. Jahrhundert.
Empfehlung
Heute dreimal ins Polarmeer gefallen ist ein bemerkenswertes Buch, das sowohl literarisch als auch historisch von großem Interesse ist. Die von Alexander Pechmann einfühlsam übersetzten Tagebuchaufzeichnungen geben einen einzigartigen Einblick in das frühe Leben und Denken von Arthur Conan Doyle und in die herausfordernden Bedingungen des arktischen Walfangs. Dieses wiederentdeckte Buch ist sowohl für Fans von Doyle als auch für Leser, die sich für maritime Geschichte und Abenteuer interessieren, sehr zu empfehlen.
Heute dreimal ins Polarmeer gefallen, OT: Dangerous Work: Diary of an Arctic Adventure, aus dem Englischen von Alexander Pechmann mit Illustrationen und Faksimiles, Leinenband mit Lesebändchen im Schuber, ergänzt um zwei Essays und zwei Erzählungen von Arthur Conan Doyle, 336 Seiten, 32,00 €, Taschenbuch 16€