Izabella Gawin, Polen - Der Norden, Dumont Reise-Handbuch

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Was das touristische Interesse von Reisenden aus dem Ausland anbelangt, rangiert Polen (noch) nicht im oberen Bereich der beliebtesten Destinationen, aber die Besucherzahlen steigen stetig an. Vor allem die zum Teil vorbildlich restaurierten (Alt-)Städte wie Krakau, Breslau, Danzig, Thorn und Warschau ziehen Touristen aus aller Welt an. In den ausgedehnten Landschaften und Küstenregionen von Polens Norden bleiben die Polen dagegen weitgehend unter sich. Wer sich hier, aber auch in den Touristenzentren als Besucher orientieren will, ist auf einen zuverlässigen Reiseführer wie „Polen der Norden“ von MairDumont angewiesen, auch oder gerade in Zeiten der elektronischen Medien.*

Umfang- und hilfreich: Reisehandbuch Polen - der Norden von MairDumont; (c) amazon.de

Auch für die 5. Auflage dieses umfassenden DuMont Reise-Handbuchs war die in Polen geborene Autorin Izabella Gawin wieder intensiv vor allem im ehemaligen deutschen Pommern und Ostpreußen, aber auch in Warschau und Umgebung unterwegs. Sie besuchte u.a. neu entstandene Museen wie das Museum der Ostfront des Zweiten Weltkriegs in Mamerki oder das Wodkamuseum in Warschau und entdeckte neue empfehlenswerte Adressen zum Übernachten und Einkehren. Die Autorin legt einen deutlichen Schwerpunkt auf die besonders sehenswerten Städte und Landschaften in den nicht zu unterschätzenden Weiten von Polens Norden. Der Individualreisende sollte aber darüber im Klaren sein, dass die Infrastruktur außerhalb der größeren Städte noch klare Defizite aufweist, was das Reisen mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln hier oft recht beschwerlich macht.

Neben traditionsreichen Seebädern, Ordensburgen und hanseatischen Hafenstädten bietet der Norden Polens auch viel unverbrauchte, d.h. aber auch oft wenig erschlossene Natur. Vom vorbildlich restaurierten Danzig, der »Königin der Ostsee«, über die Seenlandschaft der Masuren bis zur Kaschubischen Schweiz werden alle besuchenswerten Regionen und Städte hinreichend beschrieben. Hier hätte man sich gelegentlich aber ein paar kritische Anmerkungen gewünscht, z.B. zum ungestümen Massentourismus in der Altstadt von Danzig oder zum Standard des „mondänsten Seebads der Ostsee“ Zoppot, das leider nicht einmal über eine Promenade verfügt und wo man für den Besuch der „längsten Seebrücke der Ostsee“ gesondert Eintritt zahlen muss. Auch auf den Besuch des insgesamt eher enttäuschenden, weil nur zum Teil restaurierten und wenig ansprechend gestalteten Stettin wird der neugierige Besucher nur vorbereitet, wenn er in der Lage ist, auch „zwischen den Zeilen“ zu lesen.


Der Reiseführer ist vorbildlich gegliedert und mit vielen anschaulichen wie informativen Fotos bestückt. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps der Autorin. Izabella Gawin hat hierfür Unterkünfte, Restaurants oder Einkaufsadressen zusammengestellt, die in den Cityplänen eingezeichnet sind. Die Anzahl ist jedoch überschaubar und meistens am Mainstream orientiert.

Empfehlungen für Wanderungen und Fahrradtouren helfen dem Leser, sich die schönsten Landschaften eigenständig zu erschließen. Für eine zuverlässige Orientierung sorgen die herausnehmbare detaillierte Extra-Reisekarte im Maßstab 1:600.000, eine Übersichtskarte mit den Highlights sowie 42 Citypläne, Wander- und Routenkarten.


Ein kulinarisches Lexikon, ein kleiner Sprachführer sowie ein umfangreiches Stichwortregister runden das gewichtige und insgesamt empfehlenswerte Reisehandbuch sinnvoll ab.

Izabella Gawin, Polen Der Norden, Dumont Reise-Handbuch, 392 Seiten plus Karte, 23,99€

 

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