Stefan Tomik, Unter Engeln und Wasserdieben Tausend Kilometer auf dem Israel National Trail. 10 Wochen zu Fuß durch Israel

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Israel misst der Länge nach 470 km, der Weitwanderweg Israel National Trail vom Roten Meer im Süden bis nach Dan im äußersten Norden, kurz vor der libanesischen Grenze, ist mehr als doppelt so lang, rund 1.000 km. Er windet sich durch Wüsten, folgt dem Verlauf der Küste und überquert Berge. Ihn zu Fuß zu bewältigen, hatte Stefan Tomik, Politikredakteur bei der FAZ, sich vorgenommen.

 

Unter Engeln und Wasserdieben - ein Israel Reisebuch

Seine Tour beginnt im Norden, allerdings zunächst mit einem Mietwagen. Der Verlauf des Wanderweges führt durch Wüsten mit über 40 Grad Hitze und ohne jegliche Versorgungsmöglichkeiten. Stefan Tomik legt sich mehrere Wasserdepots an, von denen er hofft, dass sie keiner plündert und vor ihm ausgräbt. Diese berechtigte Sorge begleitet ihn auf seiner gesamten Wanderung.

Unterkunft findet er meist bei so genannten Trail-Angels, privaten Gastgebern entlang der Strecke. Neben dem Wanderführer für den Shvil Israel, wörtlich Pfad Israel, der hebräischen Bezeichnung für den Weg, ist das Trail-Angels-Verzeichnis die wichtigste Informationsquelle unterwegs.

Auf dem Trail lernt Stefan Tomik ein Israel kennen, wie es in keinem Reiseführer steht und wie es auch kein normaler Tourist je erleben wird.
Immer wieder nutzt er die Gelegenheit, kurz in den Alltag seiner Gastgeber einzutauchen, egal ob Juden, Christen oder Araber. Er spürt Grenzen und Gemeinsamkeiten, lernt jüdische Normalität kennen, feiert Feste und Rituale mit, immer offen für alle Religionen und Kulturen und neugierig auf die Menschen und ihre Lebensumstände.

Zehn Wochen ist er unterwegs. Zehn Mal Sabbat mit allen Konsequenzen. Am Sabbat dürfen orthodoxe Juden keine, aber auch nicht die geringste Arbeit verrichten. Wie koscher kann also die Milch sein, die ein Jude an einem Sabbat gemolken hat? Dass die Milch trotzdem die höchste Koscherstufe hat, liegt an thailändischen Gastarbeitern.

Was Stefan Tomik in den zehn Wochen seiner Wanderung auf dem Israel National Trail alles erlebt, geht über jeden Reiseführer und jede landeskundliche Abhandlung weit hinaus. Hinzu kommt, dass er – wie jeder Autor der Reihe DuMont Reiseabenteuer - äußerst versiert ist im Schreiben, so dass selbst scheinbar banale Dinge interessant und spannend erzählt werden.

Fazit: Wer sich für Israel interessiert, wird bei Stefan Tomis Buch voll auf seine Kosten kommen. Aber auch jeder, der mit einem gut geschriebenen Reisebericht einfach mal in eine andere Welt eintauchen will, hält mit Unter Engeln und Wasserdieben die beste Voraussetzungen dafür in den Händen.