Zwei Esel auf dem Jakobsweg

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Ein Brite und ein französischer Esel auf dem Spanischen Jakobsweg. Wenn Tim Moore allerdings geahnt hätte, was ihn mit Shinto auf dem Jakobsweg erwartet, hätte er sich vielleicht doch eher den Drahtesel genommen...

Zwei Esel unter vielen auf dem Jakobsweg

Tim Moore bereitet sich wirklich gut auf seine Jakobsweg-Wanderung vor. Er liest stapelweise Fachliteratur und besucht sogar einen Pilger-Workshop, um an Informationen aus erster Hand zu kommen.

Schnell wird klar, dass er sich nicht aus religiösen Gründen auf den Weg machen will. Das ganze Pilger-Beiwerk betrachtet er sachlich distanziert. Nach einem Gespräch über das notwendige Gepäck und das Minimum an menschlicher Nutzlast ist für ihn eines klar: er würde nie und nimmer einen 8 kg schweren Rucksack durch Hitze und Regen 800 Kilometer weit durch Spanien schleppen!

Als er sich beinahe schon den Radlern anschließen will, kommt ihm der Gedanke an einen Esel. Er besucht daraufhin einen Seminar über den Umgang mit diesen Grautieren und macht sich daran, einen vierbeinigen Gefährten für seine Wanderung zu suchen. Diesen findet er in den französischen Pyrenäen, er heißt Shinto.

Shinto ist aber noch nie länger als drei Tage am Stück gelaufen. Brücken, Stege und Gitter mag er überhaupt nicht, vor Kuhmist und Pfützen scheut er bisweilen, und als Ausgleich für manchen unkontrollierten Galopp bleibt er dann wieder plötzlich stocksteif stehen und ist auch mit zerren und schieben nicht zum Weitergehen zu bewegen. Die Übernachtungen sind mitunter problematisch, denn nicht immer ist in der Nähe einer Herberge auch eine Weide für den Esel. Auch die Stoffwechselendprodukte landen nicht immer dort, wo sie niemanden stören.

Doch als Tim Moore mit seinem Esel nach 7 Wochen tatsächlich in Santiago de Compostela das Ziel aller Jakobspilger erreicht, ist Shinto ihm längst ans Herz gewachsen und er hat gelernt, mit den tierischen Marotten umzugehen.

Tim Moore gelingt es, „200 Kilo warmen Widerwillen“ mit seinen eigenen Pilgererfahrungen und dem entsprechenden Hintergrundwissen zu einer lesenswerten Geschichte zu verknüpfen und schildert seine Erlebnisse auf eine so lockere Art und mit einem trockenen Humor, dass es ein Vergnügen ist, ihn und Shinto auf ihrem langen Weg zu begleiten.

Zwei Esel auf dem Jakobsweg  von Tim Moore anschauen und bestellen...