Lissabon – Mythos und Wirklichkeit

Die portugiesische Hauptstadt (ca. 550.00 Einwohner, -1 Stunde MESZ) am Fluss Tejo, der gut 20 km Kilometer westlich von Lissabon in den Atlantik mündet, gehört zu den bei Touristen beliebtesten Metropolen Europas. Das bezieht sich vor allem auf das Gebiet der allseits romantisierten Altstadt, die allerdings in den letzten Jahrzehnten einen massiven Verlust an Einwohnern zu beklagen hat.

Lissabon Überblick und Einschätzung

Diese zieht es aufgrund der infrastrukturellen Probleme (hohes Verkehrsaufkommen in oft zu engen Straßen, marode Bausubstanz, Lärm, Schmutz, …) vermehrt in die Neubaugebiete der Vor- oder Satellitenstädte.

 Weite Teile der (Alt)stadt liegen darüber hinaus in der Ein- bzw. Ausflugschneise des Flughafens, was je nach Wetterlage zu einer kontinuierlichen Lärmbelästigung führt. Seit 2006 haben sich die jährlichen Besucherzahlen in Lissabon auf über 6.000.000 verdoppelt. Der dramatische Anstieg des Flugverkehrs erfordert nun einen zweiten Flughafen, der auf der südlichen Seite des Tejos nach 2020 in Betrieb genommen werden soll.

Seit 2016 zahlt jeder Übernachtungsgast in Lissabon eine sehr moderate Touristensteuer von einem Euro pro Nacht. Dies wird allerdings nicht ausreichen, um die gewaltigen Verkehrs- und Umweltprobleme der Altstadt, die der Tourismus mit verursacht oder verschärft, auch nur im Ansatz bewältigen zu können.

Was erwartet den Besucher Lissabons und was sind die Vor- und Nachteile eines Städtetripps in die portugiesische Hauptstadt und seine Umgebung?

 Im Folgenden haben wir die Pro- und Contra-Punkte in subjektiver Auswahl und Gewichtung gelistet. Auf dieser Basis kann sich jeder Leser seine eigene Meinung bilden, ohne sich von der Schönfärberei vieler einseitig positiv ausgerichteter Reiseführer blenden zu lassen.

Das Fazit sei aber bereits vorweggenommen: Natürlich lohnt ein (längerer) Besuch in Lissabon, es ist nur hilfreich und nützlich, wenn man schon im Vorwege auch über die Schattenseiten dieser Stadt informiert ist. Dann fällt die Enttäuschung vor Ort deutlich geringer aus, als wenn man sich vom Mythos des „romantischen Lissabons“ gänzlich illusionieren lässt.

Lissabons positive Seiten

+ Sicherheit
Nicht zuletzt auf Grund hoher Polizeipräsenz erscheinen große Teile der Altstadt als „sicheres Pflaster“ (Ausnahme: Taschendiebstahl, siehe unten)

+ Preisniveau
Die Preise für den täglichen Bedarf (Supermärkte!) und auch die Eintrittspreise für Museen, Galerien, etc. liegen insgesamt unter dem anderer europäischer Metropolen.

+ Der ÖPNV: Busse, Tram, U-Bahn

Günstige Zapping (wieder aufladbare) bzw. 24-Stunden-Tickets.
Die vier Linien der U-Bahn verkehren häufig und meist zuverlässig. Aber: Die Busse und vor allem die Trams (siehe unten) sind oft überfüllt und leider auch unzuverlässig.

Mit der Lisboa-Card in drei Varianten (24-, 48-, 72 Stunden) kann man Transport und Eintritt bequem kombinieren, lohnt aber nur bei intensiver Nutzung,

+ Unterschiedlichkeit der Stadtteile
Lissabons Altstadt besteht dank der geographischen Besonderheit der sieben Hügel aus mehreren recht unterschiedlichen Stadtteilen, die alle ihren eigenen Reiz aufweisen.

+ Aussichtspunkte (Miradouros)
Da Lissabon auf sieben Hügeln liegt, ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke auf Stadt und Tejo. Eine gute Übersicht findet man hier:

+ Pastelerias – Mischung aus Bäckerei, Café und Restaurant mit dem Traditionsgebäck „pasteis de nata“ (Blätterteigtörtchen mit Pudding)

Tipps:
Cafe/Pastelaria Versailles von 1922 etwas nördlich des Zentrums: Schönes Art Deco Ambiente, große Auswahl an Kuchen und Keksen; Lunchtreff der Einheimischen. Eigener attraktiver Verkaufsstand im Flughafen.

Pasteis de Belém
Dieses Café mit großem Verkaufsraum ist angeblich die „Wiege der Vanilletörtchen“ (seit 1837) im westlichen Vorort von Lissabon, zu erkennen an den langen Warteschlangen vor der Tür.

+ Fado
Typisch portugiesischer, meist melancholischer oder klagender Musikstil, der in der Altstadt von Lissabon seinen Ursprung hat:

+ Essen, Essen, Essen – an allen Straßenecken kleine Lokale oder Cafés.
Die portugiesische Küche ist mehr als nur Bacalhau (Trockenfisch)! Prinzip: Man teilt sich die Gerichte, die als „Eintopf“ auf den Tisch kommen.

Markthalle Mercado da Ribeira

Eine große Markthalle mit vielen kleinen Ständen und überbordendem Angebot an kulinarischen Spezialitäten. Oft überfüllt, laut und leicht chaotisch, aber „authentisch“, sauber und „typisch“.

+ Ausflüge in die Umgebung

Tagesausflug von Lissabon nach Sintra 

Der Ausflug beginnt am Bahnhof Rossio in Lissabon, von wo aus Züge regelmäßig nach Sintra fahren. Die Zugfahrt dauert etwa 40 Minuten. 

In Sintra angekommen, empfiehlt es sich, den Palácio Nacional da Pena als erstes Ziel anzusteuern. Dieser Palast liegt auf einem Hügel und ist gut mit dem Bus 434 erreichbar, der vom Bahnhof abfährt. Der Besuch des Palastes und des umliegenden Parks dauert etwa zwei bis drei Stunden.

Nach dem Besuch des Palácio Nacional da Pena kann die maurische Burg (Castelo dos Mouros) besichtigt werden, die ebenfalls mit dem Bus 434 erreichbar ist oder in etwa 10-15 Minuten zu Fuß vom Palácio Nacional da Pena aus. Diese historische Festung bietet einen beeindruckenden Blick über die Region.

Anschließend bietet sich ein Spaziergang durch das historische Zentrum von Sintra an. Hier können der Palácio Nacional de Sintra besucht oder lokale Spezialitäten in einem der vielen Cafés probiert werden.

Für die Rückfahrt nach Lissabon empfiehlt es sich, einen Zug am späten Nachmittag oder frühen Abend zu nehmen, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.

Praktische Tipps: Es ist ratsam, Tickets für den Palácio Nacional da Pena im Voraus online zu kaufen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Bequeme Schuhe sind sinnvoll, da in Sintra einige Strecken zu Fuß zurückgelegt werden müssen. In der Hochsaison sollte man genügend Zeit für den Transport einplanen, da es zu Verzögerungen kommen kann.

Tagesausflug von Lissabon nach Cascais 

Der Ausflug startet am Bahnhof Cais do Sodré in Lissabon, von wo aus regelmäßig Züge nach Cascais verkehren. Die Fahrt entlang der Küste dauert etwa 40 Minuten und bietet schöne Ausblicke auf den Atlantik.

In Cascais angekommen, empfiehlt sich ein Spaziergang durch das historische Zentrum mit seinen engen Gassen, dem Fischereihafen und den kleinen Boutiquen. 

Ein Besuch des Museums Casa das Histórias Paula Rego oder des Stadtmuseums von Cascais bietet kulturelle Einblicke.

Der Strand Praia da Ribeira, direkt im Zentrum von Cascais, ist ideal für eine kurze Pause. Für Naturinteressierte lohnt sich ein Besuch des nahegelegenen Boca do Inferno, einer beeindruckenden Felsformation, die etwa 20 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt liegt.

Zum Abschluss des Tages kann man an der Strandpromenade entlang bis nach Estoril 

spazieren, wo sich das berühmte Casino Estoril befindet. Von dort aus kann man bequem mit dem Zug nach Lissabon zurückkehren.

Praktische Tipps: Es empfiehlt sich, früh loszufahren, um den Tag optimal zu nutzen. Bequeme Schuhe sind vorteilhaft, insbesondere wenn man längere Spaziergänge plant. Wer den Tag am Strand verbringen möchte, sollte Badesachen mitbringen. Die Rückfahrt nach Lissabon sollte je nach gewünschter Rückkehrzeit geplant werden, da die Züge bis spät abends verkehren.

Lissabons Schattenseiten – Minuspunkte – Defizite

– Fehlen von wirklich herausragenden Sehenswürdigkeiten – außer der Altstadt als „Gesamtkunstwerk“, z.B. ist das Castelo de São Jorge, das über der Stadt und dem Tejo thront, nur eine lange Festungsmauer mit integrierter Burgruine

– Lissabon ist kein Ort für Gehbehinderte (ständiges Rauf und Runter) , Lärmempfindliche oder Sauberkeitsfanatiker

– Baustellen-, Verkehrs- und Fluglärm sowie Schmutz und (teils aggressive) Bettelei sind allgegenwärtig

– keine vernünftige Promenade entlang des Tejos, der als Fluss außer den beiden spektakulären Brücken wenig Anziehungskraft ausstrahlt; auch eine Fahrt mit einer der Fähren auf die andere Seite lohnt kaum

– Horden von geführten Kreuzfahrttouristen überschwemmen und verstopfen intervallartig die Altstadt

– Straßenbahnen (besonders die Kult-Linie 28) sind notorisch überfüllt und oft unpünktlich

– Taschendiebe haben lauf Aussage Einheimischer „ein Büro in der Linie 28″ – leider nicht nur dort!

– Drogendealer agieren ungehemmt auf öffentlichen Plätzen, trotz hoher Polizeipräsenz in der Stadt (siehe oben).

Weiterführende Lissabon Informationen*

Reiseführer

Natürlich bieten alle großen Reiseführer-Verlage mindestens einen Stadtführer Lissabon an. Die Unterschiede sind bei genauerem Hinsehen nicht sehr groß. Auch preislich liegen diese Bücher in der Regel nicht weit auseinander. Es empfiehlt sich, bei einem längeren Aufenthalt einen Guide zu wählen, der auch die lohnenden Ziele in der Umgebung Lissabons wie Sintra, Cascais und Costa da Caparica mit einbezieht. Die beigelegten Karten sind in der Regel besser und verlässlicher als der Stadtplan, den man in den Unterkünften oder von der Touristeninformation erhält.
Eine Übersicht aller verfügbaren Lissabon Reiseführer mit Bestellmöglichkeit gibt es hier ….

Um aktuell informiert zu sein, sollte man darüber hinaus vor Ort auf jeden Fall einschlägige Portale wie tripadvisor, holidaycheck oder yelp insbesondere in Bezug auf Unterkünfte, Restaurants, Cafés und Kneipen konsultieren.