- Wo man „trinkgeldet“: Typische Situationen sind Restaurantbesuche, Café- und Barbetrieb, Taxifahrten, Hotelservice (Portier, Zimmermädchen), Spa- oder Massageangebote sowie Rundfahrten mit Guides.
- Wie „trinkgeldet“ man? Diskrete Übergabe wird weltweit geschätzt. Legen Sie beispielsweise Bargeld unauffällig auf den Tisch, wenn Sie bezahlen, oder überreichen Sie einen kleinen Umschlag. In vielen Ländern ergänzt man das Trinkgeld beim Begleichen der Rechnung durch die Kreditkarte. Vermeiden Sie es, Trinkgeld direkt vor Kolleginnen und Kollegen im Servicepersonal zu übergeben – das kann in manchen Kulturen als ungerecht gelten.
Reise-Apps als Helfer: Moderne Tools bieten Übersichten und Rechner für Trinkgeld. Beispielsweise informiert die App Trinkify über übliche Trinkgelder weltweit. Auch „Welt-Trinkgeldrechner“-Apps listen Gepflogenheiten in über 190 Ländern auf und rechnen Prozentbeträge sofort um. Selbst Reiseplaner wie TripIt haben in ihrer Pro-Version inzwischen Tipps zu lokalen Sitten inklusive Trinkgeld.
Trinkgeld im Restaurant und Café
In Europa gilt oft: Servicepersonal erhält einen bescheidenen Bonus, aber keine 15–20 % wie in den USA. Üblich sind etwa 5–10 % der Rechnung, oft reicht ein Aufrunden oder das Zurücklassen von Kleingeld. Rick Steves rät: In Europa sind 5 % angemessen, 10 % bereits großzügigIn Westeuropa (z.B. Deutschland, Frankreich) ist ein „Rundungsprinzip“ weit verbreitet – in Frankreich oder Italien findet man häufig auf der Rechnung den Hinweis “servizio incluso” (Service bereits enthalten). Dort genügt ein paar Münzen oder 5–10 % als extra Dankeschön. In Deutschland und dem deutschsprachigen Raum rundet man häufig auf oder gibt um 5–10 %; viele Gäste verzichten inzwischen auf großzügige Zuwendung wegen gestiegener Preise.
In Nordamerika (USA, Kanada) ist dagegen eine hohe Trinkgeldkultur verankert: 15–20 % des Restaurant-Rechnungsbetrags sind Standard Amerikaner und Kanadier rechnen häufig automatisch 20 % ein, weil das Service-Personal meist weniger Stundenlohn erhält. Im Barbereich rechnet man etwa 1 Dollar Trinkgeld pro Getränk. Wer nur peu à peu zahlt (wie beim Bezahlen am Tresen), lässt das Wechselgeld liegen oder schreibt „Tip: 2$“ auf den Beleg.
In Asien variieren die Gepflogenheiten stark: In China, Japan und vielen Ländern Südostasiens ist Trinkgeld traditionell unüblich oder sogar unangebracht. In China etwa ergänzen nur Spitzenhotels die Rechnung per Servicepauschale, und kleines Extra-Trinkgeld gilt dort kaum als nötig. In Japan lehnen Kellner und Portiers oft Trinkgelder ab – wer doch etwas geben möchte, steckt es in einen Umschlag und überreicht ihn heimlich. Anders in Touristenzentren: Thailand, Vietnam, Indonesien und Indien gewöhnen sich langsam ans Trinkgeld. Dort sind 5–10 % schon als großzügig empfunden, wenn überhaupt gegeben. In Indien wird bei gehobenen Lokalen meist ein Bedienungszuschlag von 10 % erhoben; zusätzlich rundet man beim Kellner oft kleine Beträge.
Zusammenfassung Restaurant:
Servieren Sie bitte persönlich am Tisch? Ein rundes Extra ist stets höflich. Drücken Sie einem Kellner oder Barkeeper anständige 5–20 % aus je nach Land. Zeigt Ihr Guide oder Kellner Mühe und Freundlichkeit, honorieren Sie das durch ein Trinkgeld. In touristischen Ländern der Welt sind 5–10 % angemessen, in Nordamerika 15–20 %, in China/Japan hingegen meist gar keines.
Hotelservice: Portier, Zimmermädchen und Concierge
Auch im Hotel erwarten viele Dienste Trinkgelder, doch die Höhe ist regional sehr verschieden. In Europa gibt man pro Koffer etwa 1–2 €. Die Gastgeber mögen es diskret: Übergeben Sie das Trinkgeld nach dem Tragen der Taschen persönlich. Dasselbe gilt für die Zimmersäuberung: Ein kleiner Betrag am Ende des Aufenthalts (etwa 2–5 € pro Tag) wird gern gesehen. In Skandinavien und Großbritannien wird Hotelpersonal oft gut bezahlt, Trinkgeld ist hier aber eher selten.
In Nordamerika schenken Gäste vergleichsweise viel: Pro Koffer rund 1–2 $, für das tägliche Aufräumen übersetzen Reisende meist 2–5 $ pro Nacht. Der Concierge erhält oft nur dann etwas, wenn er eine besondere Dienstleistung erbracht hat (z.B. seltene Karten besorgt) – etwa 5–20 $ als Dank. Manchmal zahlt man das Trinkgeld bar, oft über das Hotel-Zahlungssystem mit der Zimmerkarte. Beachten Sie, dass in den USA viele Hotels bereits Servicegebühren einpreisen; dennoch gilt eine kleine handliche Anerkennung als höflich.
In Asien und Afrika hängen Handhabung und Beträge stark vom Land ab. In exotischen Safari-Lodges (z.B. in Tansania, Südafrika) gibt es oft Tip-Boxen, doch Guide und Tracker werden direkt belohnt. Dort sind Pauschalen von 8–15 $ pro Person/Tag für Guides üblich. In Südafrika empfiehlt Expertafrica etwa 10 % Restauranttrinkgeld, Gepäckträger erhalten rund 20 ZAR pro Koffer. Beachten Sie: In vielen afrikanischen Ländern wird das Einkommen des Servicepersonals wesentlich durch Trinkgelder ergänzt.
Zusammenfassung Hotel:
Für „Extras“ wie Gepäck- und Zimmer-Service kalkulieren Sie pro Portier/Koffer etwa 1–2 €/$ bzw. 10–20 ZAR und pro Reinigungskraft 2–5 €/$ pro Tag. In Luxusunterkünften, besonders in Nordamerika, können die Summen höher sein. Gutes Benehmen heißt, persönlich und vorbildlich zu übergeben (z.B. in einem kleinen Umschlag).
Taxi, Rikscha & Co.
Beim Thema Taxi hängt es von Land zu Land ab, wie großzügig man sein sollte. In Westeuropa und hierzulande rundet man in der Regel auf (plus etwa 5–10 % des Fahrpreises). In Griechenland zum Beispiel bleibt eine kleine Münze oder ein paar Cent Trinkgeld üblich. In Skandinavien braucht man oft nicht extra geben, wenn der Fahrer sehr freundlich war.
USA/Kanada: Hier ist ein Trinkgeld von 10–15 % der Fahrtkosten Standard. Man signalisiert dem Fahrer meist vor Abfahrt mit dem Display der Taxameter-App oder per Bargeldaufkleber, dass man tippt. Auch Uber oder Lyft haben typische Trinkgeldfunktionen in der App. Wenn Sie bar bezahlen, geben Sie dem Fahrer das extra Geld direkt.
Asien: In vielen asiatischen Ländern wird man knapp aussteigen, also ist Aufrunden gängig. In Thailand oder Vietnam ist Trinkgeld im Taxi unüblich, doch einige Baht zusätzlich (ca. 5–10 %) sind eine nette Geste, wenn der Fahrer geholfen hat. In Japan und Südkorea müssen Sie nichts geben – der normale Fahrpreis ist völlig ausreichend.
Sonstige Regionen: In Lateinamerika zahlt man Taxis meist bar und rundet – höhere Trinkgeldbeträge sind selten erwartet. In Südafrika wird im Taxi nicht streng getippt; ein paar Rand extra sind ok. Achten Sie bei Taxifahrten immer darauf, dass der Fahrpreis vorab klar besprochen ist, um Missverständnisse zu vermeiden.
Tourguide, Ausflüge und Freizeit
Bei organisierten Touren und Führungen ist Trinkgeld ein Zeichen von Wertschätzung. In den USA und Westeuropa gelten etwa 5–10 % des Ausflugs-Preises oder pauschal ein paar Euro pro Tag und Person für Guides als fair. In Lateinamerika sollte man etwa ca. 8–10 € pro Tag an den Reiseführer geben. Auf anspruchsvollen Trekkingtouren in den Anden oder Himalaya sind durchaus höhere Beträge üblich (etwa das Doppelte. Lokale Fahrer erhalten meist etwas weniger als die Guides.
Im Safari-Urlaub Südafrika/Tansania stellt man üblicherweise ein Trinkgeld für Guide und Tracker zusammen (z.B. 150–300 ZAR oder 8–10 $ pro Person/Tag jeweils. Oft legt man das Geld am letzten Tag der Reise in eine Tip-Box – erkundigen Sie sich vorher, wie die Lodge die Einnahmen verteilt.
Ähnliches gilt für Wellness, Massagen oder Spa-Behandlungen: In westlichen Resorts sind 10–15 % Trinkgeld üblich, wenn Sie sehr zufrieden waren. In Thailand hingegen hat der Massagesalon manchmal eine eigene Dienstleistungsgebühr; dennoch werden ein paar Baht (oder 5–10 % ohne Zwang) geschätzt. In Ländern ohne Trinkgeldtradition (z.B. Japan) legen Sie das Geld dezent auf das Handtuch oder geben es dem Manager in einem Umschlag.
Regionale Fettnäpfchen und kulturelle Unterschiede
Auch innerhalb einer Weltgegend gibt es nuance Unterschiede. USA: Kein Service-Mitarbeiter verdient ohne Trinkgeld aus, daher gilt 15–20 % als Pflicht, nicht als Freiwilligkeit. Denken Sie daran, dass meist das Trinkgeldbetrag für den Lohn angerechnet wird. Bei Kartenzahlung wird das Trinkgeld gesondert ausgewiesen, landet aber über Umwege doch im Geldbeutel des Kellners. In vielen Restaurants wird heute sogar automatisch nachgefasst, was Sie als Trinkgeld eingetragen haben – beobachten Sie den Beleg genau.
Europa: Seien Sie moderat. Spitzen von 15–20 % wirken in Deutschland oder Frankreich schnell übertrieben. In mediterranen Ländern prüfen Sie vorab die Rechnung: „Servizio incluso“ bedeutet, Sie können einfach aufrunden oder Kleingeld liegenlassen. In UK und Irland sind 10 % üblich, in vielen Lokalen ist der Service schon enthalten.
Asien: Vermeiden Sie krasses Under- und Overtipping. In Japan und Südkorea lehnt man Trinkgeld ab; in China dankt man dem Gepäckträger mit ~5–10 RMB pro Koffer. In Indien rundet man bei gutem Service um ~10 % auf, aber achten Sie auf Hinweise auf einen Zwangszuschlag (10 % Service charge). In Thailand oder Philippinen wird ein Trinkgeld schon von Touristikern erwartet (5–10 % in Restaurants), aber halten Sie es gering und diskret.
Afrika: In den Städten gelten ähnlich wie in Europa moderate 10 % Trinkgeld. Auf dem Land oder auf Safari zählt jede Kleinigkeit. Übertriebenes Trinkgeld kann jedoch ungewollte Effekte auslösen (z.B. eine Entwertung wichtiger Berufe). Recherchieren Sie, ob es Gemeinwohl-Tippsysteme gibt (z.B. Tip-Boxen in Camps) oder ob Sie dem Einzelnen direkt geben sollten. Generell ist es hier gut, stets ausreichend Kleingeld (Lokale Währung und Dollar/Euro) parat zu haben.
P.S. Kreditkartenzahlung: In vielen Ländern können Sie Trinkgeld beim Bezahlen mit Karte angeben. Seien Sie sich bewusst: In den USA gilt das als steuerbares Einkommen des Arbeitnehmers. In Deutschland ist ein freiwilliges Bartrinkgeld für den Empfänger hingegen steuerfrei, während elektronisch gebuchtes Trinkgeld oft über das Kassensystem läuft und dann als normales Einkommen behandelt wird. Egal ob Bar oder Karte: Ein diskretes und persönliches „Danke“ wirkt mindestens ebenso wertschätzend wie der Betrag selbst.
Nützliche Tipps auf einen Blick
- Vorbereitung: Informieren Sie sich vor der Reise über die regionalen Sitten. Branchen-Apps oder Reiseleitfäden bieten oft Länderkapitel zu Trinkgeld.
- Diskret übergeben: Legen Sie Geld unter der Rechnung oder direkt in die Hand – Händeschütteln plus Tipp wird in vielen Ländern (z.B. Naher Osten) als höflich empfohlen. In China/Taiwan übergeben Sie Bargeld eher unauffällig.
- Kleine Scheine bereithalten: Zerlegen Sie größere Scheine rechtzeitig, damit Sie passend schenken können. Viele Servicemitarbeiter haben keinen Wechsel.
- Nicht geizig wirken: Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit freundlich, aber übertreiben Sie nicht. Zu hohe Tricks könnten als Angeberei oder Bestechung empfunden werden. Ein Lächeln und ein paar Worte der Anerkennung sind überall angemessen.
Trinkgeld-Apps und digitale Helfer
Moderne Technologie kann helfen. Neben speziellen Tip-Rechnern wie Trinkify oder Welt-Trinkgeldrechner integrieren viele Reise-Apps Trinkgeld-Ratgeber. So bietet etwa TripIt (Reiseplaner) in der Pro-Version ein „Tool für internationale Reisen“ mit Hinweisen zu Trinkgeld und lokalen Sitten. Auch gängige Übersetzungs- oder Navigations-Apps können eingebaute Trinkgeldtabellen bereithalten. Generell gilt: Ein paar Klicks auf dem Smartphone bewahren vor peinlichen Momenten beim Bezahlen.