Joey Kelly, America for sale – durch die USA von West nach Ost

| von if

Die USA stecken im Sommer 2012 noch tief in den Nachwirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, als sich Joey Kelly, Ex-Mitglied der berühmt-berüchtigten Folkgruppe Kelly-Family, von Los Angeles aus auf den Weg macht, das großartige Land in weniger als drei Wochen ohne eigenes Geld von West nach Ost zu durchqueren. Bereits nach siebzehn Tagen erreicht er New York mit über $300 Restbarschaft in der Tasche und um etliche Erfahrungen reicher. Das alles hat Ralf Hermersdorfer versiert für Joey aufgeschrieben, und es ist ein außergewöhnliches Reisebuch der lesenswerten Art geworden.

Joey Kelly, America for sale
Joey Kelly, America for sale

Unter dem schmissigen, aber etwas irreführenden Titel America for sale erzählt uns der Extremsportler Joey Kelly von seinen Abenteuern „on the road“ beim Durchqueren der USA mit dem Auto, per Bus, Eisenbahn oder Fahrrad. Viel erfahren wir auch in den scheinbar assoziativ eingefügten Rückblenden von den Höhen und Tiefen der Karriere seiner aufgelösten Kelly-Family, vor allem vom Wirken des dominanten, oft tyrannischen und dennoch bewunderten Vaters. Vermutlich um es seinem ehrgeizigen Übervater auch noch posthum zu bewiesen, ist Joeys Leben und Streben ein einziger Kompensationsdrang, der sich in extremen bis nahezu übermenschlichen Leistungen manifestiert. Auch diese Ultra-Wettkämpfe sind im Tone kühlen Understatements Gegenstand des beiläufig anmutenden Erzählens.

Nebenbei erfahren wir viel über die USA als Land, Gesellschaft und ihre Individuen, von denen Joye unterwegs viel Zuwendung und Hilfe erfährt, so dass er auf Grund geschickter Selbstvermarktung und absoluter „Schmerzfreiheit“ nie wirklich Not leiden muss.

Die Reiseroute führt von LA über die Hauptstationen Las Vegas, den Grand Canyon, Denver, Kansas, Chicago, Washington D.C. durch insgesamt 17 Bundesstaaten abschließend nach New York, das er vier Tage schneller als vorgegeben glücklich und zufrieden erreicht.

Er lernte Land und Leute von ganz unten kennen, war unterwegs mit spendablen deutschen Touristen, kiffenden Tramper-Kids, standhaften Kriegsgegnern, hartgesottenen Truckern, verzweifelten Obdachlosen und stolzen Indianern. Und immer wieder ist der damalige wirtschaftliche Niedergang der USA Thema von Joyes nachvollziehbaren Reflexionen.

Trotz alledem ist sein Resümee auf dem Weg zur Freiheitsstatue ein durchweg positives über dieses Land voller Widersprüche, das auf viele Europäer eine geradezu magische Faszination ausübt; und so endet sein Buch mit dem vielsagenden prophetischen Satz: „Eins steht fest: Ich werde wiederkommen!“

Vielleicht fällt Joey ja noch eine Ultra-Mega-Herausforderung ein, der er sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stellen kann. Wir wünschen ihm Glück dabei und lesen dann wieder gerne davon!

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