Vito von Eichborn, Mein Mallorca

| von if

Eine renommierte deutsche Verlegerpersönlichkeit bringt zwei Jahre im Inselinneren von Mallorca zu und veröffentlicht nach seiner Rückkehr die Erinnerungen und Reflexionen über das Leben auf "seiner Insel". Das sollte ein lesenswertes Buch ergeben.

Vito von Eichborn hat "sein Mallorca" in Worte gefasst
Vito von Eichborn hat „sein Mallorca“ in Worte gefasst

Mallorca wurde in seiner langen Geschichte und wird gerne weiterhin von ausländischen Zuwanderern und Besuchern vereinnahmt. Kaum eine andere Insel wird so häufig mit dem Possessivpronomen „mein“ versehen wie die schöne Heimat der meist sehr patriotischen Mallorquiner. Natürlich sind damit keine imperialistischen Ansprüche verbunden, aber viele zugereiste Mallorcafans glauben eine ganz eigene Version „ihrer Insel“ im Kopf zu haben, von der sie zwar gerne reden, die sie aber eigentlich mit niemandem teilen wollen.  Das kulminiert in der Vorstellung von Exklusivwissen und Geheimtipps, die angeblich niemand sonst kennt.

Ähnlich kommen auch Vito von Eichborns gut lesbare Mallorca-Plaudereien auf 186 überwiegend amüsant und informativ geschriebenen Seiten daher. Scheinbar beiläufig pflegt der illustre Autor in seine gelegentlich auch recht biederen landeskundlichen Ausführungen prominente Namen (man kennt sich!)  und ganz persönliche Lieblingsorte ein (dort ist man inmitten des Massentourismus ganz allein und bei sich!).  Das hat einen gewissen Reiz und motiviert zum Weiterlesen, auch wenn der Mallorcakenner hier so einige Déjà-vu-Erlebnisse von „seiner Insel“ aushalten muss.

Der Fundus an Erzählenswertem ist selbst auf einer recht großen Insel naturgemäß begrenzt. Eichborn wagt den großen Rundumschlag und äußert sich mit erworbener oder erlesener Kompetenz zu allen gängigen Mallorca-Themen von Geschichte über Kunst und Natur bis zu Architektur und Küche.  Wenn der Stoff nicht ausreicht, werden auch schon mal Quellen von guten Bekannten oder Autoritäten ausführlicher zitiert.

Am überzeugendsten ist der Autor, wenn er auf der Basis seiner eigenen Erfahrungen vor Ort  dem Leser Schönes oder Absurdes aus dem mallorquinischen Alltag vor Augen führt und dies oft bissig treffend kommentiert. Da bekommen u.a. die Kunstszene, die Polizei und die Politiker schon ihr Fett weg.

Eichborns Stil ist unterhaltsam und bewusst salopp gehalten, wirkt aber manchmal schon etwas altbacken, wenn z.B. mal wieder etwas als „beknackt“ , „neckisch“, „irre“ oder „hirnrissig“ tituliert wird. So spricht die Generation von Udo Lindenberg, Peter Maffay und Otto Waalkes, die natürlich in diesem Insider-Inseljournal auch nicht fehlen dürfen.

Doch nach zwei Jahren Inselzauber und der Wiederkehr des immer Gleichen war es dann anscheinend genug. Wie viele leicht desillusionierte Mallorca-Auswanderer kehrte auch Eichborn wieder zurück nach Deutschland und lebt nun altersgemäß und unaufgeregt in der biederen Holsteinischen Schweiz. Seine  Mallorca-Memoiren aber sind für jeden Reisenden eine unbedingte Empfehlung, der bereit ist, „seine Insel“ differenzierter zu betrachten und – mit anderen zu teilen.

Schreibe einen Kommentar