Hansen und Paul Hoepner, Zwei um die Welt - In 80 Tagen ohne Geld

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Die Berliner Zwillinge Hansen und Paul Hoepner sind vor ein paar Jahren einem breiten Publikum bekannt geworden durch ihre Fahrradtour nach Shanghai. In 2014 keimt die Idee für ein weitaus größeres Abenteuer in ihnen: eine Reise um die Welt in 80 Tagen ohne Geld oder Kreditkarten.

 

Reisebuch: Zwei um die Welt

Sie verlassen Berlin am 6. Mai ohne einen Cent in der Tasche. Ihre Transportmittel sind selbst gebaute rollbare Kisten, haarscharf unterhalb der Maße für Sperrgepäck. Unsicher, ob ihr Vorhaben, ohne finanzielle Sicherheit unterwegs zu sein, wirklich realisierbar sein würde, vor allem in 80 Tagen, betrachten sie es von vornherein als Experiment. Was sie benötigen für Essen und Transporte, verdienen sie sich durch ihrer Hände Arbeit und der Herstellung und dem Verkauf von Schmuckstücken aus eher wertlosen Materialien wie z.B. Fahrradspeichen, Fahrradketten und Kronkorken. Da sie ihr Projekt nicht planen können, ist Improvisationstalent gefragt. Übernachtet wird irgendwo im Zelt oder auf Einladung in den Wohnungen von Zufallsbekanntschaften. Wenn das Geld reicht, nehmen sie sich auch schon mal ein Hotelzimmer.

Eine feste Route gibt es nicht, nur ungefähre Ziele, während die Uhr tickt. Die Reise geht in südwestlicher Richtung zunächst bis Lissabon, dann von Toronto nach Vancouver quer durch Kanada. Ziele in Asien sind Tokio, Hongkong, Bangkok, Kuala Lumpur, Neu Delhi, Kirgisien und Kasachstan. Über Moskau und Warschau geht es wieder zurück in heimatliche Gefilde.

Hansen und Paul erzählen abwechselnd. Trotz ihrer engen Verbundenheit sind sie nicht immer ein Herz und eine Seele, aber sie halten zusammen, wohl wissend, dass sie es nur gemeinsam schaffen werden. Mehr als einmal droht ihr Experiment zu scheitern, sei es durch unfreiwillige Umwege, Transportprobleme, Krankheit oder wenn Zweifel sie plagen. Doch sie lernen auch, dass jede Niederlage eine neue Chance sein kann und ziehen schließlich das Resümee: „Am Ende hatten wir in den entscheidenden Momenten immer Glück.“

Sie sind immer wieder überwältigt von der Hilfsbereitschaft und der Großzügigkeit der Menschen. Nazim, den sie im muslimischen Viertel von Neu Delhi kennen lernen, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Es geht nicht um Geld, sondern darum, den Menschen zu zeigen, dass es überall auf der Welt, in jeder Kultur und jeder Nation Leute gibt, die gut sind und die gerne helfen. Ob sie wohlhabend sind oder nicht. . . . Ihr zeigt der Welt, wozu sie fähig ist. . . . Ihr dürft nicht aufgeben, bevor ihr nicht am Ziel seid. Das seid ihr all den Menschen, die euch geholfen haben und an euch glauben, schuldig.“

Nach 80 Tagen sind sie von Berlin noch weit entfernt. Ist ihr Projekt damit misslungen? Genau genommen ja, aber die Reise geht weiter. Das nächste Ziel ist, es unter 100 Tagen zu schaffen. Schließlich sind es dann 104.

Worauf Hansen und Paul Hoepner sich hervorragend verstehen, ist neben dem Reisen das Dokumentieren ihres Abenteuers in Worten, Bildern und Filmen. Technisch voll ausgerüstet halten sie alles Wesentliche fest und kommentieren gleich vor Ort.
Jedem Kapitel ist eine App angehängt, über die man die Reise der Brüder auf äußerst lebendige Weise mitverfolgen kann, weit besser als die 32 Farbfotos im Buch dies vermögen. Ihr Bericht ist so unterhaltsam geschrieben, dass man auch ohne visuelle Ergänzung mit dabei ist.

Hansen und Paul Hoepner, Zwei um die Welt - In 80 Tagen ohne Geld, 304 Seiten, 19,99€, auch als Kindle E-Book für 14,99€ erhältlich...