Zugegeben, als Reiseführer vor Ort ist dieses Werk aufgrund seiner oben genannten äußeren Eigenschaften weniger geeignet, aber als Ideengeber, sich die nähere oder fernere Heimat einmal zu Fuß oder mit dem Fahrrad bzw. der Bahn zu erschließen, kann es hervorragende Dienste leisten.
Es ist eine vielzitierte Binsenweisheit, dass den meisten reisefreudigen Mitbürgern über alle Generationen hinweg ausländische bis exotische Reiseziel weitaus vertrauter scheinen als das eigene Land. Für spektakuläre Tripps als Statussymbol kann Entdecke Deutschland * kaum befriedigende Hilfestellung leisten. Wer sich aber darauf einlassen mag, das "Schöne, Gute und Wahre" in der "Nähe" zu suchen, der wird hier schnell fündig.
Aufgeteilt ist der Bildband in zehn Kapitel, die sich thematisch ergänzen bzw. überschneiden können:
1 Zu Fuß unterwegs - Die schönsten Wanderwege
2 Vorbeiziehende Landschaften - Erlebnisfahrten mit der Eisenbahn
3 Mit dem Rad auf Tour - Die beliebtesten Strecken am Wasser
4 Schauplätze der Literatur - Auf den Spuren der Dichter und Schriftsteller
5 Zeugen aus Holz, Glas und Stein - Gebäude, die Geschichten erzählen
6 Naturschauspiele - Spektakuläre Aussichtspunkte und Panoramastrecken
7 Reisen in die Vergangenheit - Die Schauplätze der deutschen Geschichte
8 Kulinarische Entdeckungstouren - Das Beste für Leib und Seele
9 Orte der Kunst und Musik - Kunstvolle Erlebnisse für die Sinne
10 Urbaner Glanz - Bischofs-, Fürsten- und Bürgerstädte
Immer geht es dabei um das wache Erleben von Natur und Kultur in "deutschen Landen", wozu die zahlreichen Farbbilder (z.T. auch doppelseitig) entsprechende Anreize und Veranschaulichungen liefern. Kleine Übersichtsskizzen und eine Rubrik mit wichtigsten Informationen in den Seitenleisten ("In Kürze") erleichtern die Orientierung. Der Aufbau der Kapitel folgt einem weitgehend vorgegebenen einheitlichen Schema, was die Informationsaufnahme ebenfalls erleichtert. Der Stil ist überwiegend schnörkellos sachlich und wirkt in seiner Konzentriertheit angemessen.
Die Redaktion hat sich Mühe gegeben, die Ausflugstipps über das gesamte Bundesgebiet halbwegs gleichmäßig zu verteilen, trotzdem scheint der Nord-(osten) etwas unterrepräsentiert, was man der Übersichtskarte auf Seite 6 leicht entnehmen kann. Auch kann man insgesamt nicht feststellen, dass Originalität ein bestimmendes Auswahlkriterium für die Touren gewesen sein dürfte. Es finden sich vor allem bewährte "Klassiker" in den Regionen, mutig aber, dass man Hildesheim und Lüneburg auf eine Ebene mit beispielsweise Erfurt und Bamberg und Würzburg gehoben hat.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese gewichtige, kompakte wie charmante "Heimat-Offensive" des Dumont-Verlags (in Kooperation mit der ZEIT), in traditioneller Buchform die Mitmenschen zur entschleunigten Erschließung des eigenen Landes zu ermuntern, auch unterhalb der Generation "50/60 plus" Aufgeschlossene erreicht. Denn dort gibt es vermutlich den größten Bedarf.