Ayers Rock - Teil 2

Die Faszination Ayers Rock, Teil II

Uluru Sunset © by Stephan Schulz - wikipedia.org
Uluru Sunset © by Stephan Schulz - wikipedia.org

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Wer nicht die Dienste der "fliegenden Ärzte" in Anspruch nehmen und dennoch den Uluru nicht aus der Ferne betrachten möchte, sollte ausreichend Getränkevorräte sowie festes Schuhwerk dabei haben. Auf dem Weg zum Gipfel des Ayers Rock treffe ich Schweizer Bergsteiger, für die der Ayers Rock keine große Anstrengung bedeutet und die ihre Videokamera lässig über der Schulter tragen oder eine Gruppe von Japanern, die auf dem höchsten Gipfel faszinierte Grüße in die Heimat "I climbed the Ayers Rock" verschicken.

Alle, die die Bedenken und Bitten der Aboriginals befolgt haben, können unweit des heiligen Steins ein T-Shirt mit der Aufschrift "I didn’t climb the Rock" kaufen. Obwohl man den Vorschriften der Ananyu Folge leisten und beispielsweise keine Felszeichnungen oder rituellen Orte fotografieren sollte, ist der Aufstieg auf den Uluru kein wirkliches Vergehen in der Rechtssprechung der Aboriginals. Man kann den heiligen Stein besteigen und sollte sich dabei der Kultur der australischen Aboriginals und ihrer Vorfahren sowie der Faszination bewusst sein. Mittlerweile hat sich die Farbe des Ayers Rock von einem matten rot zu einem leichten weinrot verändert. Ist dies auch Teil der Faszination Ayers Rock?

"Wir heißen Sie herzlich willkommen auf Aboriginal Land. Schauen Sie sich um, damit Sie etwas über Aboriginals lernen und auch verstehen, dass die Kultur der Aboriginals stark ist und lebt." Mit diesen Worten werden die Besucher im "Cultural Center" des Uluru-Kata Tjuta National Parks, der einige Kilometer vom Ayers Rock entfernt liegt, begrüßt. Seit 1985 wird der Nationalpark sowohl vom National Park Service als auch von den traditionellen "Ananyu"-Einwohnern verwaltet, die das Land schätzungsweise rund 22.000 Jahre bewohnt haben.

Diese Kompetenzverteilung war eine bedeutende Entscheidung in dem Kampf der Aborigines um ihre Landrechte und hat auch in den übrigen Teilen Australiens zu einer Verbesserung der Situation der Ureinwohner geführt. Die Faszination Ayers Rock – ein Berg, der das Leben der Ureinwohner verändert hat. Dass neben der Darstellung der Aborigine Kunst auch Souvernirs verkauft werden, mag genauso wie die Nationalparksgebühr auf einen gesteigerten Geschäftssinn der Ureinwohner hindeuten. Es wird deutlich, welchen Einfluss die materiell geprägte Welt der Weißen trotz Aufrechterhaltung ihrer Tradition und Kultur hier auf die Aborigines hat.

Inmitten einer "weißen Welt" finden sich die Besucher im "Ayers Rock Resort" wieder. Dieses kreisförmig angelegte Ferienzentrum, in dem es von Unterkünften, Restaurants, Bars, Bottle Shops über Polizei, Bücherei, Supermärkten auch eine Sternwarte gibt, wurde 1982 von dem australischen Architekten Philip Cox für 160 Millionen Dollar entworfen und gebaut. Mit seinen großzügig ausgerichteten weißen Segeln soll es den Besuchern Schatten gegen die brennende Sonne Australiens bieten. Zur Versorgung wurde die größte Wasserentsalzungsanlage der Welt im Resort angelegt.

In den frühen Morgen- und Abendstunden sind sich die Touristen, ob sie im unkomfortablen Youth Hostel oder im Fünf-Sterne-Hotel nächtigen, allerdings einig: Sie pilgern zu den ausgewiesenen "Sunset Viewing Areas", von denen aus man die schönsten Sonnenschauspiele über dem Ayers Rock beobachten kann. Auch ich beende diesen Tag in dieser wunderschönen Kulisse. Der bekannteste Stein der Welt fasziniert und hat wiederum seinen Farbton verändert. Nach einem matten orange in den frühen Morgenstunden über eine mittägliche weinrote Nuance leuchtet der Uluru in einem prächtigen, knalligen Rot. Zum Sonnenuntergang zeigt der Ayers Rock seine enorme Ausstrahlung und ein beeindruckendes Farbenspiel, das sich fast minütlich ändert.

Am nächsten Morgen wird es ruhig. Nur knapp vier Kilometer vom Uluru entfernt, können die Besucher ohne Touristenbusse und hektischen Rummel eine andere Felsformation bewundern: Die "Olgas" oder "Kata Tjuta". In der Aboriginal Sprache bedeutet "Kata Tjuta" viele Gesichter, was wahrscheinlich auf die 36 einzelnen Kuppeln zurückzuführen ist. Viele Kata Tjuta-Anhänger sind dem Ayers Rock dankbar, da er die Touristen von den noch beeindruckenderen einzelnen Formationen fernhalte. Die Olgas erstrecken sich über 36 Kilometer und sind 546 Meter hoch. Es gibt viele "Walking Trails", die rings um den Kata Tjuta führen und die Kulturstätten der Ureinwohner für die Besucher öffnen. Eine beeindruckende Kulisse, die hier geboten wird. Den Ayers Rock wird man auch hier auf Grund seiner spürbaren Nähe nicht aus dem Augenwinkel verlieren können. Heute mittag erscheint er in einem leuchtenden rot.

Auf dem Weg zum einige Kilometer entfernten Kings Canyon, dem zweitgrößten Canyon der Welt, schaue ich dem Ayers Rock noch lange Zeit nach. Er erscheint matter als heute morgen und verschwindet mit seinen faszinierenden Formationen langsam im weiten Outback der Mitte Australiens. Ich habe die Faszination Ayers Rock kennen gelernt. Sie präsentiert sich in einem immer anderen, überraschenden Erscheinungsbild mit beeindruckender Geschichte.

© by Andrea Budde, Stefan Brixner, Hamburg, www.Fernweh-pur.de