Kopenhagen Reisebericht, Teil VI
Vom Højbroplatz nehmen wir die Metro und wollen eigentlich nach Østerbro. Es ist schon seltsam, da steht man unten auf dem Bahnsteig erst einmal vor einer Glaswand. Ein Zug kommt an, der völlig führerlos fährt. Einige Passagiere sitzen in der ersten Reihe. Wie von Geisterhand bewegt, öffnen sich erst die Glaswand, dann die Zugtüren. Nach einer Weile, keine Ahnung, wie das kontrolliert wird, schließt sich beides wieder und der Zug fährt ab. Leider sitzen wir in der falschen Bahn und landen in Fredericksberg, wo wir gar nicht hin wollten. Also wieder zurück.
Wir beschließen den Abend wieder im Tivoli, wo wir heute ganz neue Ecken und Attraktionen entdecken. Wir umrunden den See und entdecken eine kleine Meerjungfrau, die hier wesentlich mehr Gesellschaft hat als ihr Original normalerweise im Inderhavnen.
Langsam wird es dunkel und die ersten Lichter gehen an. Immer noch sind viele Menschen im Park, und es strömen immer mehr herein. Hier ist bis spät in die Nacht immer etwas los.
4.Tag
Um 9 Uhr fahren wir mit der Circle Line bis Kongens Have, dem Königspark oder Schlossgarten, um von dort aus das Rosenborg Schloss zu besuchen, das zwischen 1606 und 1634 im niederländischen Renaissance-Stil erbaut worden ist. Es war die Hauptresidenz von König Christian IV. In der Mitte des weitläufigen Parks steht ein Gebilde aus Spalierobst (Äpfel), die geometrisch gepflanzt und gezogen worden sind, in Verbindung mit Lavendel und Rosen. Nutzpflanzen und Zierpflanzen gehen eine schöne Verbindung ein.
Über eine kleine Brücke geht es über den Schlossgraben zum Schloss. Drei Etagen und das Untergeschoss sind zu besichtigen. Die Räume sind sehr klein, und es stellt sich die Frage, wie man sie im Winter beleuchtet hat. Ganz mit niederländischen blauen Fliesen gekachelt ist der königliche Abort, ein Edel-Plumpsklo. Einrichtung und Ausschmückung sind üppig. Vor einem Gerät bleiben alle Besucher ratlos stehen. Wir fragen eine Dame von der Aufsicht, was das sei, und erhalten als Antwort: die Elfenbein- und Bernstein-Werkbank des Königs und seiner Söhne. Sie hätten wunderschöne Kunstwerke geschaffen, zu besichtigen im Untergeschoss. Und mit einem Zwinkern fügt sie hinzu: „Sie hatten ja sehr viel Zeit.“
Ein Raum geht in den anderen über, im Erdgeschoss sind es sieben, in der ersten Etage 13. Lediglich das zweite Stockwerk erstreckt sich wandlos über die ganze Fläche. Hier ist der Lange Saal, wo auch noch der Thron von König und Königin stehen. In kleinen Kämmerchen befinden sich das Glas- und das Porzellankabinett.
Im Keller befinden sich auch die Schatzkammer und der Weinkeller. Ein großes Repertoire an Weinfässern und Weinflaschen lässt vermuten, dass der König kein Kostverächter gewesen ist. In Vitrinen kann man Reitzeug, Schwerter, Kronen, Zepter und Kronjuwelen diverser Christiane bewundern, und vor allem die von königlicher Hand geschaffenen Elfenbein-Kunstwerke. Wie haben die das gemacht: winzige, aus einem Stück gefertigte Ketten! Einfach toll!
Um 11.30 Uhr marschiert von hier die Garde zur Wachablösung nach Amalienborg. Das schauen wir uns draußen an. Neben dem Schloss auf dem Parkgelände befindet sich die Kaserne. Auf dem Platz davor wird trainiert. Die „einfachen“ Soldaten, auch die Wache vor dem Schloss Rosenborg, tragen eine Art Kampfanzug in oliv, schwarz und beige gesprenkelten Tarnfarben.
Nach dem Besuch des Schlosses schauen wir noch kurz in den daneben liegenden Rosengarten, danach verlassen wir den Kongens Park wieder.
Nach ein paar Schritten sind wir wieder in der Fußgängerzone am Runden Turm und biegen nach rechts ab, gehen an der unscheinbaren Synagoge vorbei bis zur St. Peter Kirke, der Kirche der deutschen evangelischen Gemeinde von Kopenhagen. Im Eingangsbereich ist eine eindrucksvolle Ausstellung über den Umgang der Menschen mit der Natur.
Um dem Kopenhagen-Aufenthalt nach dem Besuch der ganzen Schlösser noch einen weiteren royalen Anstrich zu verleihen, suchen wir jetzt nach Sømods Bolcher (Nørregade 24), dem königlichen Hoflieferanten für süße Leckerlis. Die Bonbons werden wie vor 100 Jahren von Hand gemacht, und man kann dabei zuschauen. Es gibt phantastische Sorten, wie z.B. Afrobananer (Lakritz/Banane) und die schwarz/gelb/roten Sultansrocks. 100 Gramm kosten 21 DKr. Über die Website www.soemods-bolcher.dk kann man sich die Bonbons auch pfundweise nach Hause schicken lassen.