Kopenhagen Reisebericht, Teil VII

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An den Landkarten, die als Tischdecken dienen, merken wir, dass wir uns dem Landkarten- und Reiseführerladen Nordisk Korthandel (Studiestræde 26) nähern. Drinnen Landkarten und Reiseführer so weit das Auge reicht. Die Auswahl ist riesig. Die Topographischen Karten von Dänemark sind nahezu komplett über alle Maßstäbe vorrätig. Die Kartenschnitte hängen als Rollos von der Decke. Praktisch. Genial ist die riesige Weltkarte, die im Raum für  Übersee-Reiseziele den Fußboden ziert. Das erleichtert bestimmt so manches Kundengespräch. 

Wir sind im Latinerkvarter, dem Lateinerviertel. Hat das was mit dem Quartier Latin in Paris zu tun? Ohne Zweifel ist es das lebendigste Viertel, in dem wir seit unserer Ankunft gelandet sind. Hier ist die alternative Szene zu Hause. Viele Kneipen und kleine Läden gibt es, manche sogar im Keller, und vor fast jedem Haus stehen Tische und Stühle auf dem Bürgersteig. Auf den Straßen ist viel los, vor allem jüngere Leute scheinen hier zu wohnen. Man sieht mehr Einheimische als Touristen.

Vor Fru Kirke
In der Vor Fru Kirche © EKö - Reisebuch.de

Eher unscheinbar ist die Kirche am Ende der Studiestræde, die Vor Frue Kirke, Liebfrauenkirche. Es ist die Kathedrale des Kopenhagener Bischofs und wird auch als Kopenhagener Dom bezeichnet. In dieser Kirche wurden Kronprinz Frederik und Mary Donaldson vor 6 Jahren getraut.

Die Kirche ist innen ganz in Weiß gehalten, auch die Kassettendecke strahlt hell. Sie wurde 1829 geweiht und in den Jahren 1977/78 gründlich renoviert. Hier stehen die Originale von Bertel Thorvaldsens Christusfigur und den 12 Aposteln, deren Modelle wir bereits im Thorvaldsen Museum gesehen haben. Diese sind aus schneeweißem Marmor und kommen in der ansonsten recht schlicht gehaltenen Kirche wunderbar zur Geltung.
Angrenzend an das Kirchengelände befindet sich die Kopenhagener Universität.

Danebro
Die Dänische Flagge als Fähnchen © EKö - Reisebuch.de

In einer windgeschützten Straße setzen wir uns zum Mittagessen vor eines der zahlreichen Lokale an einen Tisch. Es ist warm, fast schon heiß geworden, und die Jacken können eine Weile ausgezogen werden.

Durch eine kleine Passage erreichen wir anschließend wieder die Strøget und gehen die wenigen Schritte weiter bis zum Rathausplatz. Der Platz ist riesig und bringt das ebenfalls recht wuchtige Rathaus gut zur Geltung. Der Arbeitsplatz des Kopenhagener Bürgermeisters wurde zwischen 1892 und 1905 erbaut. Über dem Eingangsportal befindet sich eine goldene Statue. Sie zeigt den Bischof Absalon (1128-1201), der 1167 am Øresund eine Klosterburg errichten ließ. Aus der in der Folge entstehenden kleinen Siedlung erwuchs die Stadt Kopenhagen.

Der Rathausturm ist 106 Meter hoch. Man könnte die 300 Stufen hinauf gehen und hätte einen schönen Blick über die Stadt, aber dafür sind wir zu spät dran.
Leider ist es auch für eine Führung bereits zu spät, aber in die etwa 1.000 qm große Halle kommt man auch so. Sie ist von einem hohen Glasdach überspannt und von Arkaden mit schön verzierten Säulen umgeben. Entlang der Wände erstreckt sich eine lange Holzbank, die von einigen Einheimischen dankbar in Anspruch genommen wird, um in Ruhe die Zeitung zu lesen. Rundherum lassen ungefähr 20 Danebrogs keinen Zweifel darüber aufkommen, in welchem Land wir uns befinden. Der Danebrog ist die dänische Flagge, ein weißes skandinavisches Kreuz auf rotem Grund. Es ist eine der ältesten Flaggen der Welt und soll der Sage nach am 15. Juni 1219 vom Himmel gefallen sein, als König Waldemar II. (es gab also auch Könige, die nicht Christian oder Frederik hießen) in der Schlacht von Lyndanisse gegen die heidnischen Esten kämpfte und sie besiegte.

Olsen Uhr
Die Olsen Uhr im Rathaus © EKö - Reisebuch.de

Rechts vom Eingang führt eine Doppeltür zu einer besonderen Sehenswürdigkeit im Rathaus. Der Uhrmacher und Astromechaniker Jens Olsen (1872-1945) hat jahrelang am Bau der Weltuhr gearbeitet, die hier zu sehen ist. Sie hat einen eigenen Raum im Gebäude. Die Uhr besteht aus 15.448 Einzelteilen. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Olsen die Einweihung selber nicht mehr erleben konnte. Er starb 10 Jahre vor ihrer Fertigstellung. Am 15.12.1955 und 15 Uhr wurde die Uhr in einem festlichen Akt von König Frederik IX. und Olsens Enkelin in Gang gebracht. Sie hat 12 Uhrwerke, zeigt die Uhrzeiten auf der ganzen Welt an, sowie den Verlauf der Sonne und der Sterne und überdies noch den gregorianischen und den julianischen Kalender.

In vielen Büchern wird die große Uhr am Rathausturm mit der Olsen-Uhr gleichgesetzt. Es ist eher unwahrscheinlich, das da ein Zusammenhang besteht. Immerhin ging im August 2010 eine Meldung durch die Presse, dass wegen eines mechanischen Fehlers die Turmuhr stehen geblieben sei und repariert werden müsse. Die Weltuhr ist in den 55 Jahren ihres Bestehens ein Mal gründlich restauriert worden und tut ihren Dienst wohl auch noch in den nächsten Jahrzehnten.

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