Erfurter Kontraste

Reiseführer Erfurt
Erfurter Kontraste © GBalhuber-Reisebuch.de

Man könnte es den „Halle-Effekt“ nennen. Es ist ein Muster, das sich in den Großstädten ostdeutscher Bundesländer häufig vorfindet. Der Besucher befährt zunächst eine breite Ringstraße, gesäumt von vielen modernen Wohnblöcken in der bekannten Bauweise.

Hat man nach einer Weile den Zugang zum Zentrum gefunden, ändert sich das Bild. Häuser und Straßen gewinnen ein eigenes Gesicht, nicht selten sogar eine besondere Ausstrahlung. Kaum eine Stadt präsentiert sich in dieser Art so augenfällig wie Thüringens Hauptstadt Erfurt. Ein Verkehrsknotenpunkt mit der größten Einwohnerzahl des Bundeslandes, in dessen Kern sich eine Vielfalt von Plätzen, Gassen, Türmen und Brücken erhalten hat. Und nicht wenige dieser Ansichten weisen bis ins ferne und faszinierende Mittelalter zurück. Wo Geschichte und Moderne aneinanderstoßen, bilden sich viele reizvolle Kontraste.

Willy Brandt ans Fenster

Wenn Reisende aus der Halle des Hauptbahnhofs auf den fußgängerfreundlichen Vorplatz treten, steuern sie das ehemalige Hotel „Erfurter Hof“ an. Dessen Dachfirst krönen heute Neonbuchstaben mit einer Aufforderung an einen berühmten deutschen Politiker. Die Geschichte dazu ist rasch erzählt. Erstmals seit Jahrzehnten des Schweigens trafen sich 1970 die deutschen Regierungschefs aus Ost und West. Weil Ost-Berlin als Treffpunkt nicht in Frage kam, hatten sich beide Seiten auf Erfurt geeinigt. Aus vielen Dokumentationen über die deutsche Teilung kennt man Filmaufnahmen vom frenetischen Empfang für den damaligen Bundeskanzler. Im Polizeigewimmel um den roten Teppich konnte kaum jemand der zahlreichen Schaulustigen einen Blick auf Willy Brandt erhaschen, und so drängte die Menge zum Eingang des Tagungshotels. Man verlangte lautstark nach dem hohen Gast aus der BRD. Der Sprechchor fand Gehör, denn Brandt zeigte sich wortlos ohne große Gesten an einem Treppenhausfenster. Dort hat man nun sein lebensgroßes Konterfei angebracht, der Bahnhofsplatz trägt längst seinen Namen. Nach eigenem Bekunden konnte sich Willy Brandt an keinen Augenblick in seinem Politikerleben erinnern, der so emotionsgeladen war wie dieser Vormittag am Bahnhof von Erfurt.

Anger Erfurt © GBalhuber-Reisebuch.de
Fassadenpracht am Anger © GBalhuber-Reisebuch.de

Der Anger

Ein Magazin hat den Erfurter Anger unter den zehn schönsten Fußgängerzonen Deutschlands aufgeführt. Wenn man ihn von West nach Ost durchschreitet, fällt sofort auf, wie viele der auf den Anger blickenden Fassaden echte Hingucker sind, in der Mehrzahl Jugendstil vom Feinsten. Einen Anger-Spaziergang von West nach Ost beginnt man am besten an der Kurmainzischen Statthalterei, deren Name auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit Erfurts zum Bistum Mainz verweist. Der schön repräsentierende Barockbau beherbergt heute die Staatskanzlei von Thüringen, anstelle des Mainzer Statthalters und mehr als 200 Jahre nach Napoleon amtiert hier jetzt der Ministerpräsident. Das stattliche Haus Dacheröden stellt seine renovierten Geschosse nun wieder ganz dem Kulturbetrieb in Erfurt zur Verfügung. Benannt ist es nach seinem bekanntesten Mieter, einem kurmainzischen Kanzleijuristen, dessen Tochter Caroline in diesem Hause den Heiratsantrag Wilhelm von Humboldts erhörte. Für den um 1700 wiederauflebenden Handel Erfurts errichteten die Mainzer Statthalter einen Pack-und Waagehof und stellten keinen Lagerschuppen an den Anger, sondern einen barocken Prachtbau. Heute bietet er dem Erfurter Kunstmuseum genügend Platz.

Erfurt Hauptpost © GBalhuber-Reisebuch.de
Der Anger mir der alten Hauptport. Hier kreuzenh sich 6 Tram-Linien. © GBalhuber-Reisebuch.de

Der Autoverkehr ist zwar seit 1974 vom Anger verbannt, in seiner Mitte jedoch ist er ein Verkehrsknotenpunkt geblieben. Sechs Trambahnlinien kreuzen sich hier und halten das Stadtbild in Bewegung. Eindrucksvoll beherrscht das neugotische Hauptpostamt die Angerkreuzung. Aber längst benötigen Post- und Paketdienste nicht mehr so viel Raum wie einst im Kaiserreich. 2007 gelang der Umbau zu einer Shopping-Mall, die zu den zehn schönsten Fußgängerzonen Deutschlands passt.

Domplatz Wochenmarkt © GBalhuber-Reisebuch.de
Wochenmarkt auf dem Domplatz © GBalhuber-Reisebuch.de

Kirchtürme wie in Rom

Ein Gang durch Erfurts Altstadt zeigt eindrucksvoll, wie sehr die Menschen in fernen Zeiten auf ein nur kurzes Leben und ein ewiges Jenseits eingestellt waren. Achtzehn der ohnehin zahlreichen Erfurter Kirchen stammen aus dem Mittelalter. Im übriggebliebenen Turm der einstigen Nikolaikirche nahe dem Augustinerkloster findet man, wenn auch stark verwittert, besondere Wandmalereien: die ältesten Reste der Heiligenverehrung für Elisabeth von Thüringen. Die Predigerkirche bewahrt das Andenken an Meister Eckhart, dem Verkünder einer mystischen Gottessuche. Der Bildhauer Siegfried Krepp hat das Nordportal 1999 umgestaltet. Kein Mensch soll dieses Tor mehr passieren, nur ein Lichtstrahl kann durch den Glasstreifen in seiner Mitte in das Gewölbe dringen. Er wird umringt von einem Labyrinth. Die Wege Meister Eckharts endeten geheimnisvoll am päpstlichen Hof von Avignon, wo ein Ketzerverfahren gegen den Kirchenlehrer aus Thüringen eingeleitet wurde.

Törichte Jungfrauen © GBalhuber-Reisebuch.de
Dumm gelaufen - Die törichten Jungfrauen im Erfurter Dom © GBalhuber-Reisebuch.de

Kaum ein Anblick steht so einmalig für Erfurt wie das Panorama der Domtreppen, über denen sich die Türme vom Dom St. Marien und der St. Severikirche erheben. Zu ihren Füßen liegt einer der größten Marktplätze Deutschlands mit einem fast ganzjährigen Trubel und gelegentlichem Rummel. Vor Jahrzehnten entdeckte man auch, dass hier eine der schönsten Freiluftbühnen Europas zur Verfügung stand. Doktor Faust, die Carmina Burana, Der Name der Rose fanden hier schon eine großartige Kulisse. Besonders stolz sind die Erfurter auf die Gloriosa: Zweieinhalb Meter im Durchmesser konnte die Gießereikunst des Mittelalters freischwebend in Schwingung versetzen. Der Klang dieser gewaltigen Glocke schallt auch heute über die Dächer Erfurts. Nicht mehr als achtmal im Jahr, um sie zu schonen.

Petersberg
Blick vom Domplatz auf die Festungswälle des Petersbergs. © GBalhuber-Reisebuch.de

Petersberg

Einen Blick auf das Gewirr der Türme und Dächer in der Altstadt bekommt man gleich im Anschluss an den Domplatz, bei der Besteigung des Petersbergs. Der Panoramaweg auf die barocke Festung entspannt weniger kletterfreudige Besucher durch eine Steigung von allerhöchstens 3%. Zudem ist er als weitläufiger Zickzack angelegt, das vielerlei Sichtachsen auf das Panorama von Erfurt eröffnet. Seit den Neunziger Jahren wird die im sternförmigen Grundriss erhalten gebliebene Militäranlage restauriert. Der Glaskasten des Besucherzentrums setzt einen unübersehbar modernen Akzent auf dem Plateau. Im angrenzenden historischen Kommandantenhaus informiert eine interaktive Ausstellung über Erfurt und den Petersberg vom Mittelalter bis in die Zeit der DDR. Eine militärische Kuriosität kann man sich auf Petersberg-Führungen erläutern lassen: das System von Horchgängen, mit denen die Verteidiger der Festung jede Unterminierung ihrer Wälle vereiteln wollten. Das einst zum Proviantmagazin der Festung heruntergekommene romanische Peterskloster wurde zur Bundesgartenschau 2021 neu belebt. Eine Dauerausstellung lädt ihre Besucher nun zur Betrachtung des Paradieses ein, so wie es sich die Menschheit im Wandel der Zeiten als Garten Gottes vorgestellt hat.

Erfurt Blau © GBalhuber-Reisebuch.de
Erfurter Blau am Eingang zur Krämerbrücke. © GBalhuber-Reisebuch.de

Erfurt macht Blau

Isatis Tinctoria blüht in Gelb und ähnelt von weitem dem Raps. Als Färberwaid begründete diese ansonsten unscheinbare Staude den Reichtum Erfurts und des Thüringer Beckens im Mittelalter. Straßennamen wie „Waidmühlenweg“ und „An der Waidwäsche“ bezeugen noch heute, wie früher an jeder Ecke Erfurts der blaue Farbstoff produziert wurde, der einen weitläufigen Handel und die örtlichen Webereien in Schwung hielt. Sieht man in der Altstadt einen mehrstöckigen Altbau mit hohen Dachböden und zahlreichen Lüftungsluken, hat man einen der alten Waidspeicher entdeckt. Die mit Urin beschleunigte Gärung der Waidblätter sorgte für einen strengen Geruch über der Stadt, der Färberwaid machte seine Hersteller „stinkreich“. Mit dem Import des billigen und farbkräftigeren Indigos aus Übersee endete die Blütezeit des Erfurter Waids. Heute kümmert sich die aus Genua nach Erfurt gekommene Restauratorin Rosanna Minelli um die Wiederbelebung des Färbens mit Erfurter Blau.

Krämerbrücke
Die mit Häusern bebaute Krämerbrücke © GBalhuber-Reisebuch.de

Die Krämerbrücke

Rosanna Minellis Laden ist in Erfurt leicht zu finden, denn er flankiert den westlichen Zugang zur Krämerbrücke. Nirgendwo sonst in Europa hat sich eine mittelalterliche Brücke dieser Art erhalten. Der 120 Meter lange Straßenbogen über die Gera ist mit 32 historischen Häusern eng bebaut. Von den beiden Brückenkopf-Kirchen besteht am östlichen Eingang noch die Aegidienkirche, deren Turm mit einmaligem Altstadtblick für Besucher zugänglich ist. Über die Krämerbrücke verlief im Mittelalter einer der wichtigsten europäischen Fernhandelswege, die Via Regia zwischen Frankfurt und Krakau. Auf der Erfurter Gera-Brücke belebten Kramläden und Straßenmärkte diesen Handelsweg. Heute ist die Krämerbrücke ein Anziehungspunkt für Besucher, die beim Shoppen nach Speziellem, Edlem und Ausgefallenem stöbern möchten.

Alte Synagoge © alhuber-Reisebuch.de
Versteckt im Andreasviertel: Die alte Synagoge © alhuber-Reisebuch.de

Ein goldener Gruß aus finsteren Zeiten

In den winkligen Gassen des Andreasviertels unweit des Domplatzes versteckt sich ein Schatzhaus. Von außen wirkt die grau verputzte Alte Synagoge zugleich klobig und unscheinbar. Sie hat gute und finstere Zeitalter überstanden, weil sie gar nicht mehr als jüdisches Gotteshaus erkannt wurde. Jahrhunderte lang nutze man sie nur als Speicher, dann wurde die geräumige Halle zum Tanzsaal umgebaut. Seit 2009 erzählt sie nun als modernes Museum die Geschichte der mosaischen Gemeinde Erfurts. Der Zufall schenkte ihr dafür ein spektakuläres Prunkstück. Bei archäologischen Untersuchungen auf einem Grundstück in der Nähe kam der Erfurter Schatz ans Licht. In seinem reichen Silberglanz erstrahlt er nun im Keller der Alten Synagoge. 3141 handelsübliche Silbermünzen und vierzehn Barren reines Silber wurden wohl 1349 vor dem baldig zu erwartenden Pogrom von einer jüdischen Familie vergraben. Mehrfach war die jüdische Gemeinde Erfurts gewaltsam aus der Stadt vertrieben und ihrer Habe beraubt worden. Dieses Unheil drohte am Beginn der Großen Pest aufs Neue. Unter den fast 30 Kilo in Silber versteckt fand sich eine wunderbare Goldschmiede-Arbeit: ein Ring aus dem frühen vierzehnten Jahrhundert, der speziell für eine Hochzeit angefertigt wurde. Er ist verziert mit der gotischen Miniatur eines Tempels und zeigt auf einer Unterseite zwei ineinander gelegte Hände. Eine hebräische Inschrift wünscht dem Brautpaar viel Glück: „Mazel Tov“. Dass sich der goldene Ring mit diesem Spruch erhalten hat, ist vielleicht das letzte Glück, das er über traurige Zeiten bewahrt hat.

Luthers Kloster © GBalhuber-Reisebuch.de
Luthers Kloster heute © GBalhuber-Reisebuch.de
Collegium Majus
Wo Luther Jura büffelte: das Collegium Majus der Universität © GBalhuber-Reisebuch.de

Luther in Erfurt

Der Luther-Spielfilm mit Joseph Fiennes beginn mit einem Gewitter. In Todesangst, von Blitzen umtost betet Luther um Errettung und gelobt dafür den Eintritt ins Mönchsleben. Die Wolken brachen einst wirklich bei Stotternheim, ein paar Kilometer nördlich von der Erfurter Altstadt. Hier zeigt ein Gedenkstein auf den Wendepunkt im Leben des späteren Reformators. Der junge Mann hatte gerade am Collegium Majus das Grundstudium eines Juristen abgeschlossen, doch nun begab er sich wenige Schritte weiter ins Augustinerkloster. In Erfurt erhielt Luther die Priesterweihe und begann seine Karriere als Theologe. Das gut erhaltene und modernisierte Augustinerkloster dient heute als ökumenische Begegnungsstätte, bietet Pilgern Herberge und wartet mit einem geführten Rundgang auf, der Martin Luther und seine Klosterbrüder zu neuem Leben erweckt.

Rathaus Erfurt © GBalhuber-Reisebuch.de
Am Rathaus zeigt sich Erfurt von seiner edelsten Seite. © GBalhuber-Reisebuch.de

Geschichte auf Schritt und Tritt

Nach der Reichsgründung 1871 blühte die Rückbesinnung auf die deutsche Geschichte. In allen Sparten der Kunst und des Geisteslebens verbreitet sich die Mode des „Historismus“. Die Stadt Erfurt schloss sich dem Trend an und errichtete in jenen Jahren ein neues Rathaus in altehrwürdigem, gotischen Gewand. Prächtige Renaissance-Originale gegenüber dem Rathaus am Fischmarkt sind das „Haus zum Roten Ochsen“, das hinter seiner Fassade den Neubau der Kunsthalle Erfurt beherbergt, und das reich verzierte „Haus zum breiten Herd“. Wer den bunten Bombast der Historienmalerei vergangener Zeiten liebt, kann sich bei einer Führung im Erfurter Rathaus die vielfältige Ausmalung der Säle und Treppenhäuser erläutern lassen. Reich bebildert werden Sagenstoffe wie Tannhäuser, Faust und die thüringische Legende vom Grafen von Gleichen. Eine Reihe von Wandgemälden illustriert Episoden aus der Erfurter Geschichte und dem Leben Luthers. Vom Fischmarkt über die Krämerbrücke führt ein kurzer Weg in die Futterstraße mit einem Ballhaus der besonderen Art. 

Erfurt Rathausplatz © GBalhuber-Reisebuch.de
Renaissance-Pracht am Rathausplatz © GBalhuber-Reisebuch.de

Napoleon ließ einst mitten in Thüringen die Puppen tanzen. Zum Fürstentag in Erfurt 1808 strömten neben dem russischen Zaren Alexander zahlreiche gekrönte Häupter Europas zu Audienzen und Bällen zusammen, im heutigen Kaisersaal gastierte damals die Comédie Francaise. Der Empereur wollte nebenbei einen seiner Lieblingsautoren kennenlernen und befragte den weimarischen Geheimrat Goethe über dessen „Werther“. In einer anderen Kaiserzeit hielt die SPD hier einen richtungsweisenden Parteitag ab. Das Haus mit dem klassischen Portal wird auch heute noch als Konzertsaal und Gastspielbühne genutzt. Ein paar Schritte weiter hält man inne vor dem augenfälligsten Renaissance-Gebäude Erfurts. Das „Haus zum Stockfisch“ in der Johannesstraße beherbergt nun das Stadtmuseum. „Tolle Jahre“ präsentiert es in seiner Dauerausstellung und meint damit die turbulenten Zeiten vor der lutherischen Reformation. Immer ein Blickfang sind historische Stadtmodelle. Hier kann man en miniature das Erfurt von 1873 bestaunen, wie es sich im alten Mauerring auf den Weg in moderne Zeiten macht.

Bernd das Brot © GBalhuber-Reisebuch.de
Ein Star des Kinderkanals auf der Straße © GBalhuber-Reisebuch.de

KIKA

Seit Jahrzehnten betreiben ARD und ZDF ein gemeinsames Fernsehprogramm für junge und ganz junge Zuschauer. Die vielen quietschbunten Figuren im Stadtzentrum sind nicht nur ein Gruß an sie, sondern erinnern alle Besucher Erfurts daran, dass der MDR neben seinem Landesfunkhaus für Thüringen auch das Gelände des KIKA unterhält. Dort in der Gothaer Straße informiert der Kinderkanal mit verschiedenen Führungen und Besuchsprogrammen z.B. über Trickfilm-Produktion und Studiotechnik in der „Kindermedienstadt“.

Gartenstadt Erfurt

Vor den Toren Erfurts blühte einst auf weiten Flächen der Gartenbau. Blumen- und Gemüsezucht auf Thüringen fruchtbaren Böden waren in ganz Deutschland anerkannt, ihre Produkte allerorten gefragt. Diese Tradition bewahrt auf 36 Hektar der ega-Park in der Gothaer Straße. Unweit vom KIKA-Gelände findet der Nachwuchs hier als passende Ergänzung den größten Spielplatz Thüringens, während für Gartenfreunde von Frühjahr bis Spätherbst ein üppiger Pflanzenteppich entrollt wird. Mit dem Japanischen Garten und den Tropenhäusern kommen auch die Exoten auf thüringischem Boden zu ihrem Recht. Bemerkenswert ist die Vielfalt an Skulpturen zwischen den Bäumen, Sträuchern und Beeten. Dunkle und kahle Winterwochenenden überbrückt der ega-Park mit spektakulärem Beleuchtungszauber. Außerdem gibt es einen historischen Schauinsland: Zwei Türme der alten Cyriaksburg, die einst Erfurts Zugang von Westen beherrschte, haben den Abbau dieser Befestigung überstanden. Einer davon wurde im Jahr 2000 mit einer Aussichtplattform 227 Meter über dem Meeresspiegel gekrönt.

Erfurt © ringelbaer-Pixabay.com
Blick über Erfurt © ringelbaer-Pixabay.com

Tipps

Restaurants der Spitzenklasse

Das Restaurant Clara im Kaisersaal (Futterstraße 15) ist dem Guide Michelin einen Stern wert. Vielfach gepriesene Qualität bietet auch das Restaurant Ballenberger in der Gotthardtstraße gleich um die Ecke.

Restaurants mit regionaler Küche

Thüringisch Deftiges servieren Krömers Restaurant und Gewölbekeller (Altstadt, Kleine Arche 4), auch die Feuerkugel und der Goldene Schwan in der Michaelisstraße unweit der Krämerbrücke. Im Stadtzentrum kann man an der Schlösserbrücke über die Gera prüfen, ob die Thüringer Rostbratwurst am Erfurter Stehimbiss thüringischer schmeckt als anderswo.

Cafés

Ab dem frühen Vormittag wird es schwer, im Café Hilgenfeld gegenüber der Tram-Haltestelle „Domplatz Nord“ einen freien Platz zu bekommen. Wer in Erfurt etwas auf sich hält, muss im „Hilge“ gesehen werden. Früher nannte man so ein Etablissement gern „Künstlercafé“. Klara Grün an der Predigerkirche ist klein und urgemütlich. Peckham’s in der Pergamentergasse (Tram „Domplatz Nord“) bemüht sich mit Erfolg, einen britischen Tea Room ins Herz von Thüringen zu verpflanzen.

Shopping

Einen Überblick über das bunte Vielerlei ausgefallener Läden auf der Krämerbrücke kann man sich vor dem Bummel anhand der Website kraemerbrücke-erfurt.de verschaffen. Zumindest architektonisch sehenswert ist die Shopping-Mall in der alten Hauptpost am Anger.

Oper und Konzert

Das 2003 eröffnete Große Haus des Theater Erfurt ist eine topmoderne Spielstätte mit 800 Plätzen, die als Ergänzung zur Sprechbühne des Nationaltheaters Weimar Opern, Konzerte und Musicals in Thüringen auf Spitzenniveau anbieten soll. Es befindet sich an der Rückseite des Domplatzes im Stadtteil Brühl, Tram Linie 2, Haltestelle „Theater“.

Freie Bühnen

Kindertheater, Comedy und Kabarett pflegt die Blaue Bühne in der Thälmannstraße 59, nah beim Hauptbahnhof.

Der Spielplan des Jugendtheaters Die Schotte (Schottenstraße 7) ist auch für erwachsene Zuschauer interessant.

Das Theater im Waidspeicher (Domplatz 18) bietet Puppentheater für die ganz Kleinen ebenso wie Figurentheater für Erwachsene.

Stadtrundfahrt

Von April bis Oktober stellt sich Erfurt mit einer ausgiebigen Straßenbahnrundfahrt im Tempo der Achtziger Jahre vor. Infos und Buchungen in der Erfurt Tourist Information bei der Krämerbrücke, Benediktplatz 1.

Events im Jahreskalender

Erfurter Altstadtfrühling: Trubel in den Altstadtgassen und Rummel auf dem Domplatz, Anfang April.

Thüringer Bachwochen: Klassikfestival im Frühjahr, rund um den Thomaskantor und seine musikalischen Zeitgenossen, an authentischen Spielstätten, nicht nur in Erfurt.

Walpurgisnacht, 30.April: Nicht nur Hexen und kostümierte Teufel tanzen nach Anbruch der Dunkelheit und dem Entzünden eines Freudenfeuers am Domplatz in den Mai.

Kindermedienfestival Goldener Spatz: Anfang Juni werden in der Stadt des KIKA neue deutschsprachige Produktionen für Kinder multimedial präsentiert.

Krämerbrückenfest: Mitte Juni putzt sich Erfurts Hauptattraktion besonders heraus mit Eulenspiegel-Schabernack und Mittelaltermarkt.

Domstufen-Festspiele: Ganz großes Theater auf den Domstufen ab Anfang Juli.

Sommerkomödie: Freilufttheater im kleineren Format, stimmungsvoller Spielort ist die Ruine der Barfüßerkirche zwischen dem Anger und der Gera im Herzen der Altstadt, Juli und August.

Oktoberfest und Weinfest: Rummel und Rebensaft auf dem Domplatz und in der Altstadt im Herbst.

Erfurter Weihnachtsmarkt: auf dem Domplatz, wo sonst.

 

Georg Balhuber