Reiseführer Weimar

Goethe und Schiller blicken seit 2019 auf das Haus der Weimarer Republik. ©GBalhuber

Weimar: für Hochkultur ist immer Saison

 

Irgendwann im Leben kommt wohl jeder Bundesbürger mit den beiden Größten von Weimar in Berührung, spätestens beim Gruppenfoto oder Selfie zu Füßen des Goethe-Schiller-Denkmals am Nationaltheater. Besuch aus aller Welt strömt fortwährend in die Stadt der deutschen Klassiker, die ihren Weltrang mit der Erhebung zum UNESCO-Kulturerbe vor der Jahrtausendwende eindrucksvoll bestätigt bekam. Seitdem hat sich Bemerkenswertes in Weimar entwickelt: Es begann mit dem spektakulären Wiederaufbau der Anna-Amalia-Bibliothek und setzte sich fort mit der Würdigung Weimars als Geburtsort des Bauhauses. Gelungene Museumsprojekte ergänzen nun die bekannten Stätten der Klassiker. Mit dem Jubiläum der Nationalversammlung von 1919 wandelte sich auch der Blick auf die erste deutsche Demokratie. Weimar, das nicht zu den allergrößten Städten Thüringens zählt, hat seine touristische Bedeutung spürbar steigern können. Daher gleich an dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Bei allen angebotenen Führungen empfiehlt sich eine rechtzeitige Buchung, auch Tickets für das Nationaltheater und die kleineren Bühnen sollte man am besten vor der Reise reservieren. Eine Nebensaison oder gar die Saure-Gurken-Zeit gibt es in Weimar nicht.

Es geht um die Wurst vor dem Cranach-Haus ©GBalhuber

 

Weimars erster Großer

Als uralter, aber rüstiger Handwerksmeister bezog Lukas Cranach 1552 eine Wohnung im Hause seines Schwiegersohns. Der Renaissancebau am Markt wurde nach Kriegsschäden restauriert und beherbergt heute ein Kellertheater, das sich mit wechselnden, oft humorvollen Programmen dem Leben und den Werken Goethes und Schillers widmet. Vieles, was Cranach gemalt hat, befremdet heute eher als protestantische Propaganda. Nach dem Bekenntnis von Experten genügt aber ein Blick in die Augen der nun wieder zugänglichen „Schönen Sophie“, um den weltkulturellen Rang des ersten Großmeisters von Weimar zu erkennen.

Hier saß Johann Sebastian Bach im Arrest - die Bastille des alten Schlosses. © GBalhuber

Nur sein Knast blieb übrig: die Leerstellen von J.S. Bach

Am 6. Mai 1774 brannte die Wilhelmsburg, das heutige Stadtschloss, bis auf Turm und Torbau nieder. Unter Herzog Wilhelm IV. war hier in den 1600ern auch eine Schlosskirche, die „Himmelsburg“, errichtet worden. Sie war nicht nur fürstliche Grablege, sondern beherbergte eine gewaltige Orgel und eine Gesangsempore in schwindelerregender Höhe. Kein Wunder, dass ein 1708 neu eingestellter Kantor hier zur Höchstform auflief. Beinahe ein Jahrzehnt, die zweitlängste Schaffensperiode seines Lebens, verbrachte Johann Sebastian Bach in Weimar. Von allen Wirkungsstätten des Genies blieb aber nur die Bastille erhalten. So heißt der Vorbau des abgebrannten Schlosses mit barocker Turmhaube, der nach 1774 unbeschadet stehen blieb. Im Keller befinden sich Arrest-Zellen, die heute noch Sitzbänke mit Anker-Ösen für die eisernen Fesseln aufweisen. Der Insasse Bach war nach „halsstarrigen“ Konflikten mit seinem Arbeitgeber für vier Wochen in diese unbequeme Komponierstube verbracht und danach ungnädig entlassen worden. In der Bastille wird heute von einer Stiftung über die Burgen und Schlösser Thüringens informiert, eine kinderfreundliche Videopräsentation zeigt „Bach in Weimar“.
Bachs Wohnhaus in Weimar, das als Anbau eines renommierten Gasthofs auch später große Musiker beherbergte, wurde durch einen Bombentreffer ausgelöscht. Heute befindet sich dort der Parkplatz des „Hotel Elephant“, ein Zustand, mit dem auch die jetzigen Hausherren unzufrieden sind. Der Verein „Bach in Weimar“ engagiert sich seit 2006 dafür, den Ruf Weimars als J.S.Bach-Stadt international zu stärken. Noch ein weiteres Bach-Museum in Deutschland benötigt die Welt vielleicht nicht. Umso mehr wünscht man dem rührigen Verein weiterhin genug Kapital und zugkräftige Visionen für sein Anliegen.

Der bleibende Brandschaden: Anna Amalia und ihre Bücher

Die Herzoginwitwe Anna Amalia gilt als die Mutter der Musenstadt Weimar. Mit der Berufung Christoph Martin Wielands als Prinzenerzieher gelang ihr der erste große Coup, unter Mitwirkung ihres Sohnes folgten Geheimrat Goethe, Superintendent Herder und später auch Hofrat Schiller nach. Als Stifterin und Namenspatronin einer einzigartigen Bibliothek wurde sie 2004 ungewollt weltberühmt. Ein Schwelbrand in der Elektrik auf dem Dachstuhl des Hauses hatte ein Großfeuer in Gang gesetzt. Es loderte am 2. September bis in den weltberühmten Rokoko-Saal, 25 Kunstwerke und 50.000 Bücher wurden so vernichtet. Feuer und Löschwasser beschädigten vierzig Prozent des wertvollsten Bestandes, die geborgenen Stücke mussten jahrelang aufwändig restauriert werden. Glück im Unglück: der Wiederaufbau ermöglichte eine Modernisierung in großem Stil. Der Bücherkubus am ehemaligen Magazin führt heute in eine öffentliche Archiv- und Forschungsstelle mit über einer Million Büchern und anderen Dokumenten zur Literatur und Kultur der Goethezeit. 100 000 davon sind in einem modern gestalteten Freihandbereich direkt zugänglich. Das historische Gebäude mit neuem Dachstuhl erhielt ein geräumiges Foyer und zusätzlichen Raum für Ausstellungen, der Rokokosaal glänzt wie neu und wird von kontingentierten Besucherscharen aus aller Welt bestaunt. Einen täglichen Bestand von 70 Tickets hält man für einzelne Besucher frei.

 

Die Großen und ihre Gärten in Weimar:

Barockes Belvedere

Nach knauserigen Jahrzehnten hielten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts höfische Pracht und üppiges Finanzgebaren in Weimar Einzug: Zeugnis der Ära des Herzogs Ernst August ist das Sommerschloss Belvedere. Fast fünf Kilometer führt eine schnurgerade Allee aus der Altstadt bergauf zu einem großzügigen Park, der heute das Gesicht eines englischen Gartens trägt, mit einer russischen Abteilung für die spätere Großherzogin Maria Pawlowna. Um die Orangerie gruppiert sich gepflegter Blumenschmuck vom Krokus bis zur Dahlie, danach wird es Zeit, dass das empfindlichste Grün ins geräumige Treibhaus zurückkehrt. Den langen Aufstieg zum Belvedere kann man sich mit dem Linienbus erheblich verkürzen. Bergab führt eine schöne Wanderung hinunter ins Tal der Ilm und über das Dorf Oberweimar zurück in die Stadt.

Schlicht und schön: Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm. © GBalhuber

Goethes Gartenhaus

In Weimar führt dieser Spaziergang auf ein ausgedehntes, tellerflaches Wiesengelände. Im Landschaftspark an der Ilm kommt man dem Geist Goethes näher als im Wohnhaus-Museum am Frauenplan. Das einsam, aber exponiert gelegene Gartenhaus an der Ilm zeigt sich baulich in stiller Größe, in seiner Einrichtung dominiert die edle Einfalt. Der Garten ringsum veranschaulicht auf schönste Weise, wie sich die geprägte Form der Urpflanze in zahllosen Metamorphosen lebendig entwickelt.

Johann Gottfried Herder - mit Imagewerbung für sein Bundesland. ©GBalhuber

Herders Pfarrgarten

Ein aus Ostpreußen stammender Theologe war wohl der einzige Mensch, zu dem Goethe in seinem Leben mit Bewunderung aufgeschaut hat. Die Berufung des Jugendfreundes Johann Gottfried Herder zum obersten evangelischen Würdenträger Weimars lief dann aber auf eine wechselseitige Enttäuschung und Entfremdung hinaus. Durch seinen oft wirren Stil hat Herder als Geschichtsphilosoph und Kulturtheoretiker vielen Lesern den Zugang verbaut. Seine Predigten als Stadtpfarrer von St. Peter und Paul waren aber ein Publikumsmagnet, seine Sammlung „Stimmen der Völker in Liedern“ enthielt erstmals in Deutschland die aus Italien stammende Melodie zu „Oh du fröhliche“, die der Weimarer J.D. Falk dann betextete. Im Obst- und Gemüsegarten im Hinterhof seines Pastorats kann Herder an hellen Tagen sich wie ein Landpfarrer im Idyll vorgekommen sein. Die Stadtkirche beherbergt noch heute ein hochgeschätztes Altarbild von Cranach.

Das biedermeierliche Kirms-Krackow-Haus

Eines der ältesten Häuser der Stadt ist eine wichtige Erinnerungsstätte an zahlreiche gesellige Begegnungen im klassischen und nachklassischen Weimar. Berühmte Hausgäste waren u.a. die Komponisten Hummel und Liszt, der dänische Märchendichter H.C. Andersen oder der Dramatiker Iffland. Besucher und Besucherinnen des Kirms-Krackow-Hauses tauchen in die Wohnkultur des gehobenen Bürgertums zur Goethezeit ein und erhalten obendrein noch einen intimen Einblick in das Familienleben der Kirms und ihrer Erben. Ein Kleinod mitten in der Weimarer Altstadt ist ihr Blumengarten mit kleinem Pavillon von 1754.

Anziehungspunkte aus dem Silbernen Zeitalter:

Sein Haus steht noch: Franz Liszt

Im Gegensatz zu J.S. Bach konnte Franz Liszt die Stelle eines Hofkapellmeisters in Weimar ergattern, die er immerhin dreizehn Jahre ausfüllte. Während Richard Wagner als steckbrieflich gesuchter Dresdener Revolutionär ins Exil flüchten musste, probte Liszt in Weimar schon am „Lohengrin“, der unter seiner Stabführung dann 1850 uraufgeführt wurde. Später ließ sich Liszt in den Sommermonaten in der ehemaligen Weimarer Hofgärtnerei nieder, empfing dort eine Schar internationaler Bewunderer und gab aufstrebenden Begabungen Unterricht am Piano. Die Wohnräume im Obergeschoss blieben erhalten, im Erdgeschoss empfängt jetzt das Museum Franz-Liszt-Haus.

Nietzsches letzte Adresse

Am 25. August 1900 konnte Gott feststellen, dass auch Friedrich Nietzsche tot war. Die letzten Jahre nach seinem geistigen Zusammenbruch hatte der einstige „Philosoph mit dem Hammer“ in der Obhut seiner Schwester in der „Villa Silberblick“, Humboldtstraße 36 verbracht. Elisabeth Foerster-Nietzsche machte das Haus im Villengürtel südlich der Altstadt zu einer Weihestätte. Zwei Jahre nach dem Ableben ihres Bruders wurde das Erdgeschoss im Jugendstil umgestaltet. Der belgische Architekt Henry van de Velde begründete mit dieser Arbeit sein Ansehen in Weimar. Den späteren Anstrengungen der Nationalsozialisten, Nietzsche als philosophischen Wegbereiter ihrer Herrenmenschen-Ideologie zu vereinnahmen, setzte dessen überlebende Schwester keinen Widerstand entgegen. Eine Ruhmeshalle auf dem Grundstück der Villa Silberblick war 1944 im Rohbau fertiggestellt und ist bis heute als Leerstand erhalten. Das Nietzsche-Archiv war in der DDR ein unerwünschter Gedenkort, die Gedächtnishalle ließ sich derweil als Rundfunk-Studio nutzen. Heute können gelehrte Menschen aus aller Welt in der Villa Silberblick wieder an einem zeitgemäßen Bild des Philosophen arbeiten. Interessierte sind zum Besuch der Ausstellung im Erdgeschoss eingeladen, in der neben seinen letzten Jahren in Weimar auch das widersprüchliche Nachleben Nietzsches betrachtet wird.

Museum Neues Weimar

Wenn man die Carl-August-Allee herabgestiegen kommt, schiebt sich ein imposanter Kuppelbau wie ein Riegel quer vor das Stadtzentrum Weimars. Bei seiner Eröffnung war er einer der ersten Museumsneubauten in Deutschland, verkam aber im Laufe eines Jahrhunderts zur Ruine. Dem Jahr als europäische Kulturhauptstadt verdankt Weimar unter anderem die Wiederbelebung der einst großherzoglichen Sammlung. Seit einiger Zeit firmiert sie unter dem Titel „Museum Neues Weimar“ und zeigt die vielfach verzweigten Wege, die von der vorigen Jahrhundertwende in die Moderne führten. Es bietet großzügig Raum für Sonderausstellungen und stimmt seine Besucher auf das benachbarte Bauhaus-Museum ein. Relikte aus Republik und Diktatur Die Nationalversammlung tagte 1919 im Nationaltheater und gab Deutschland eine parlamentarische Verfassung, deren Inkrafttreten vom Balkon im oberen Foyer feierlich verkündet wurde. Nach Weimar hatte man die Versammlung verlegen müssen, weil Berlin nach vielen bürgerkriegsähnlichen Kämpfen nicht ausreichend Sicherheit bieten konnte. Schon die Geburt der Weimarer Republik verlief unter schweren Komplikationen, und das Augenmerk der Nachwelt hat sich lange fast nur auf die Gründe für ihren späteren Untergang gerichtet. Die Ausstellung am Theaterplatz setzt nun auch andere Akzente, zeigt Hoffnungen und echte Fortschritte jener Ära, in der das Wahlrecht für Frauen und der Acht-Stunden-Arbeitstag Wirklichkeit wurden.

Das Gropius-Zimmer in der Bauhaus-Universität. ©GBalhuber
Minimalistisch, aber keineswegs klein: Das Bauhaus-Museum. ©GBalhuber

Das Bauhaus in Weimar

In dieser Ära des Neuanfangs gründete sich in Weimar eine Institution, deren Name Jahre später weltwelt für modernes Design stehen sollte: das Bauhaus. In die von Henry van de Velde im schönsten Jugendstil errichtete Herzogliche Kunstgewerbeschule zogen nun Walter Gropius, seine „Bauhaus-Meister“ und ihre junge Gefolgschaft. Schon bald schockierte ihr unkonventionelles Gebaren das Bürgertum der einstigen Residenzstadt. Die in der großen Bauhaus-Ausstellung von 1923 gezeigten Produkte wie der Flachdach-Bungalow Haus am Horn verwirrten oder verärgerten viele Besucher. Die wilden Jugendjahre des Bauhauses in Weimar endeten 1925 mit seinem erzwungenen Umzug nach Dessau, wo an moderner Kunst, Architektur und industriellem Design in einem freundlicheren Umfeld gearbeitet werden konnte. An der Universität Weimar sind mittlerweile Studierende aus aller Welt eingeschrieben, die der Nimbus des Bauhauses nach Thüringen gelockt hat. In Zusammenarbeit mit der Weimarer Tourist-Information führen Studierende auch über das Gelände und zitieren dabei gern den verblüfften Ausspruch eines amerikanischen Besuchers: “ I came to see a museum and found a school.“ Mittlerweile könnte Mister Bacich auch das Gebäude finden, nach dem er einst vergeblich Ausschau hielt: Mit dem zum hundertjährigen Jubiläum eröffneten, großartigen Bauhaus-Museum bekennt sich Weimar nun zu seiner Rolle als Keimzelle des “International Style“.

Das Gauforum, ein gruseliges Relikt ©GBalhuber

Vom Gauforum zum Atrium

Wenig rühmlich ist die dagegen die Rolle der Stadt Weimar beim Umzug des Bauhauses an seinen heute bekannteren Standort in Dessau. Der mehrheitlich konservativen Stadtvertretung waren der Avantgardismus der Dozenten und die lockeren Sitten der Studentenschaft zutiefst suspekt. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise gewannen die Nationalsozialisten in Thüringen rasch an Einfluss und stellten noch vor 1933 die Landesregierung. Noch heute bezeugen die Überreste des sogenannten Gauforums nördlich der Altstadt den Willen zur monumentalen Machtdemonstration des NS-Staats. Für diesen Aufmarschplatz wurden nach 1936 über hundert Altbauten abgerissen und das Asbachtal zwischen Bahnhofsberg und Jakobskirche zugeschüttet. Heute umrahmen noch immer kasernenartige Zweckbauten das begrünte Rasendach einer Tiefgarage. Ein Treppenhaus des Gauforums bietet nun angemessenen Raum für eine zentrale Informations- und Gedenkstätte zur Zwangsarbeit im NS-Regime. Auf der Grundfläche einer nie verwirklichten Versammlungshalle entstand zu DDR-Zeiten das MZG (Mehrzweckgebäude), aus dem 1993 das Weimar-Atrium hervorging, Weimars erste und größte Shopping-Mall.

Ein Kapitel für sich

Mindestens einmal pro Stunde verkehrt vom Hauptbahnhof Weimar die Buslinie 6, führt nordwestlich den Ettersberg hinauf und endet am Tor zur Gedenkstätte Buchenwald. Am 16. April 1945 gingen mehrere Tausend Weimarer diesen Weg auf Geheiß der amerikanischen Besatzungsmacht zwangsweise zu Fuß. Was sie im befreiten Konzentrationslager sahen, haben Kriegsreporter der U.S. Army für immer im Film festgehalten. Im 1937 entstandenen Lager waren bis Kriegsende mehr als eine Viertelmillion Menschen aus ganz Europa interniert und misshandelt worden, mehr als 56 000 wurden ermordet oder starben an den Folgen ihrer Lagerhaft. Die DDR schrieb dem antifaschistischen Widerstand im KZ Buchenwald eine besondere geschichtliche Bedeutung zu, was sich in der Errichtung des 50 Meter hohen Glockenturms am Hang des Ettersbergs ebenso widerspiegelt wie in der davor errichteten Figurengruppe des Bildhauers Fritz Cremer. Seit der Wende wird in Buchenwald auch über das sowjetische Speziallager 2 informiert, das auf dem Gelände bis 1950 bestand und das mehrere Tausend Häftlinge nicht überlebten. Heutige Besucher sollten den schweren Weg von Weimar nach Buchenwald am besten nicht allein gehen und sich dafür mindestens einen halben Tag Zeit nehmen. Sachkundig begleitete Rundgänge bietet die Gedenkstätte stündlich an.

Was bleibt: DDR-Architektur im heutigen Weimar

Jahrzehntelang überragten die Spitze der Jakobskirche und das Bühnenhaus des Nationaltheaters alle Dächer Weimars, ein brutalistischer Hochhaus-Turm gegenüber dem heutigen Weimar-Atrium prägt aber seit fünfzig Jahren die Silhouette der Stadt. An den Abriss von soviel zentralem, preisgünstigem Wohnraum wagt derzeit niemand zu denken. In den 2010er Jahren dagegen war ernsthaft über die Entfernung der „Mensa am Park“ nachgedacht worden, bis sich eine Initiative erfolreich für das kleine Gebäude als Zeugnis der DDR-Moderne einsetzte. Das Bauhaus-Museum erhielt einen anderen Standort, und seit 2017 löffeln Lehrkräfte, Personal und Studierende ihren Eintopf in einem denkmalgeschützten Ambiente.

 

Weimars Umgebung: Kleine Landpartien zu den Klassikern 

Schloss und Park Tiefurt

Das für einen früh verstorbenen Weimarer Prinzen der Goethezeit erbaute Anwesen ist unscheinbar, aber es bezaubert durch seinen weitläufigen Landschaftspark in einem Bogen der Ilm:
am Ilm-Radweg 5 km vom Stadtzentrum oder mit Buslinie 3.

Oßmannstedt

Christoph Martin Wieland hat im Gegensatz zu seinem Generationsgenossen Lessing keine zugkräftigen Theaterstücke verfasst und ist heute jenseits der Germanistik fast vergessen. In Oßmannstedt konnte sich der Großschriftsteller zeitweilig den Traum von einem ländlichen Gutshof verwirklichen, Haus und Grundstück mit dem Grab von Wieland und seiner Gattin werden mittlerweile liebevoll gepflegt:
am Ilm-Radweg 12 km vom Stadtzentrum, Haltepunkt der Regionalbahn zwischen Weimar und Apolda.

Die Ettersburg

Das barocke Jagdschloss erlebte mit der Anlage eines englischen Gartens im vorigen Jahrhundert eine zweite Blüte. Heute lädt es als kleines, aber feines Hotel zu Tagungen und Kultur- veranstaltungen, so regen z.B. „Ettersburger Gespräche“ zum vertieften Nachdenken in besonderem Ambiente an. Nachdenklich stimmt auch die Nachbarschaft des Hauses: Von der Terrasse der Ettersburg schnurgerade zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald führt eine sorgfältig ausgeschilderte „Zeitschneise“:
Haltestelle Ettersburg der Buslinie 4.

Großkochberg

Zu Pferd benötigte Goethe nach eigenen Angaben zwei Stunden, um das Anwesen der Familie von Stein zu erreichen. Der Dame des Hauses war er ein Jahrzehnt lang aufs engste verbunden. Das von der Klassik-Stiftung betreute Schloss präsentiert neben allerlei Goethe-Memorabilien auch ein für Liebhaber-Aufführungen eingerichtetes Theaterhaus:
am Endpunkt des Goethe-Wanderwegs 25 km von Weimar, mit Buslinie 114 bis Abzweig Großkochberg.

Gastronomie

Weimar empfängt ganzjährig Gäste in großer Zahl und kann deswegen im Stadtzentrum Lokale für die gängigen Varianten der internationalen Küche meistens doppelt anbieten. Hinzu kommen mehrere Gasthäuser in der Altstadt, die auch Wert auf die traditionelle thüringische Küche legen. Deshalb an dieser Stelle nur ein paar Links zu ausgewählten Adressen:

AnnA

Diesseits und jenseits eines Michelin-Sterns ist das Restaurant des Hotels Elephant Weimars edelste Restaurant- Adresse.

Koriats Kuchenmanufaktur

Französische Patisserie und Kaffee am Morgen, am Nachmittag genießt man die Spitzenleistungen der Konditorei.

Bäckerei Konditorei Stephan Rose

Rund um den Herderplatz gibt es auch Angebote für die Kundschaft schicker Coffee-Bars und Bistros, ein Kontrastprogramm dazu bildet das grundsolide Kaffee-und-Kuchen-Handwerk dieses Familienbetriebs.

ACC-Galerie

Das Künstlercafé mit Freisitz gegenüber der Bastille wartet mit preisgünstigem und oft originellem Mittagstisch auf.

Suppenbar Estragon

Eigentlich nur eine kleine Theke im Bioladen für den Eintopf zu Mittag, aber mit wunderbarem Blick auf das Herder-Denkmal und die Kirche St. Peter und Paul.

Creperie du Palais

Französische Petitessen für den kleinen Appetit im Herzen der Altstadt.

Fritz Mitte

Die Pommes aus dieser Quelle sind ungebrochen populär bei Weimars Schüler- und Studentenschaft.

Franz und Willi

Eine weitere Alternative zum global gleichen Fast Food der bekannten Franchise-Betriebe, die Saucen-Auswahl zu den Burgern kann beeindrucken.

Veranstaltungen im Jahreskalender

Ostermarkt

Der traditionelle Platz vor dem Rathaus lädt natürlich auch im Advent zum jahreszeitlichen Marktvergnügen.:
Stadtzentrum, Markt.

Konzerte auf der Seebühne im Weimarhallenpark

Diese besondere Konzertbühne bietet im Sommer ein vielfältiges Musikprogramm open air, in der schönen Grünanlage hinter dem „congress centrum Weimarhalle“:
zwischen Bauhaus-Museum und Altstadt, Unesco-Platz 1.

Feiertage im August

Zum Todestag Nietzsches am 25.8. versammelt man sich in der Villa Silberblick zu „fröhlicher Wissenschaft“: bergauf südlich der Altstadt, Humboldtstraße 36. Goethes Geburtstag am 28. ist im Haus am Frauenplan stets ein Anlass für besondere Veranstaltungen:
Stadtzentrum, Museum Goethehaus.

Saisonbeginn im Deutschen Nationaltheater ©GBalhuber

Theatertreiben im und ums DNT

An einem Wochenende Ende September eröffnet das Nationaltheater seinen Betrieb mit einem Fest für sein Publikum. Sehr beliebt dabei ist der Flohmarkt mit ausgemusterten Kostümen:
Stadtzentrum, Theaterplatz 2.

Zwiebelmarkt

An drei Tagen Mitte Oktober lädt Weimar zu Thüringens größtem Volksfest rund um das vertraute Küchengewächs ein. Man krönt zu diesem Anlass sogar eine Zwiebelkönigin:
Stadtzentrum, Markt und andere Orte.