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Glanzlichter außerhalb vom Zentrum

Lindenmuseum
Noch in Gehweite westlich von der City liegt am Hegelplatz das Linden- Museum. Das Staatliche Museum für Völkerkunde ist nach dem Regierungsbeamten Graf Carl von Linden benannt, der um 1884 begann aus aller Herren Länder ethnografische Objekte zusammenzutragen. Sein Interesse galt zunächst den Völkern in den damaligen deutschen Kolonien in Ost- und Westafrika und der Südsee. Das Gebäude brannte im Zweiten Weltkrieg komplett aus, doch der überwiegende Teil der Sammlung konnte vorher in ein Salzbergwerk ausgelagert werden. Heute gehören zum Fundus mehr als 100.000 Exponate aus allen fünf Kontinenten. Die Sammlung wird auf drei Etagen präsentiert, für die Besichtigung sollte mindestens ein halber Tag eingeplant werden. Neben sieben Dauerstellungen gibt es regelmäßig viel beachtete Sonderausstellungen (z.B. Südsee-Oasen; sibirischer Schamanismus; Grönland-Inuit).
Zeiten & Preise
Di–So 10–17, Mi bis 20 Uhr; Eintritt 4€
www.lindenmuseum.de

Wilhelma
Das 1853 aus dem Maurischen Garten hervorgegangene Areal in Bad Cannstatt ist für die Stuttgarter ein beliebtes Naherholungsgebiet und für viele auswärtige Besucher ein ausschlaggebender Grund, nach Stuttgart zu kommen. Mit etwa 10.000 Tieren aus allen Erdteilen und mehr als 6000 Pflanzenarten gehört die Wilhelma zu den größten zoologisch-botanischen Gärten Deutschlands. Vor allem zur Zeit der Magnolienblüte im April ist die weitläufige Parklandschaft ein Genuss. Im Amazonienhaus herrscht das ganze Jahr über eine tropische Schwüle wie im Regenwald. Die großen Stars in den Tiergehegen sind Giraffen und Elefanten. Die Wilhelma hat sich zudem als Aufzuchtstation für Menschenaffen einen Namen gemacht.
Zeiten & Preise
Der Garten hat täglich von 8.15 Uhr bis Anbruch der Dunkelheit geöffnet, im Sommer bis spätestens 20 Uhr; Eintritt 12 €, Nov.–Feb. 8 €. Spartipp: Im Sommer kann man den Garten von 16 bis 20 Uhr zum ermäßigten Abendtarif genießen. Vom Hauptbahnhof aus ist die Wilhelma am besten mit der U 14 erreichbar.
www.wilhelma.de

Mercedes-Benz-Museum
Das 2006 eröffnete Automuseum (geöffnet Di–So 9–18 Uhr, Eintritt 8 €) liegt nur einen Steinwurf von dem Cannstatter Gartenhaus entfernt, in dem 1885 Gottfried Daimler und Wilhelm Maybach den Verbrennungsmotor erfanden. Auch wer schicken Limousinen nicht viel abgewinnen kann, wird angesichts der futuristischen Architektur in Form einer riesigen Spirale und dem effektvoll inszenierten Museumskonzept begeistert sein. Der von einem Amsterdamer Architektenteam entworfene Bau erhielt 2007 den Deutschen Architekturpreis. Auf neun Ebenen werden von oben beginnend 160 Oldtimer vorgestellt, angefangen von der ersten Motorkutsche bis hin zum Dienstwagen von Konrad Adenauer, dem Papamobil des Papstes und dem roten SL von Prinzessin Diana. Am Anfang der Ausstellung wird der Besucher von einem Zitat von Kaiser Wilhelm II. empfangen: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Der Gang durch das Museum ist eine multimediale Zeitreise nicht nur durch die Geschichte des Automobils, sondern auch die Epochen, in denen es gebaut wurde. Für Motorsportfreunde sind die Silberpfeile die Attraktion, zu denen auch der Weltmeister-Wagen von Lewis Hamilton aus dem Jahre 2008 gehört.
www.automuseum-stuttgart.de

Porsche-Museum
In architektonischer Hinsicht steht das 2009 im Industriegebiet von Zuffenhausen eröffnete neue Porsche-Museum (geöffnet Di–So 9–18 Uhr, Eintritt 8 €) dem Konkurrenten Mercedes in nichts nach. Der von einem Wiener Architekturbüro entworfene Bau scheint wie ein Flieger auf drei Stützen zu schweben. Ein Fahrzeugpark von 80 Modellen führt in die Geschichte des Sportwagenkonzerns ein. Viele der ausgestellten Flitzer nehmen noch an historischen Autorennen teil. Überraschenderweise wird auch der erste Käfer ausgestellt, er ist eine Konstruktion von Firmengründer Ferdinand Porsche.
www.porsche.com

Schweinemuseum
Das kuriose Museum erweitert seit 2010 die Stuttgarter Museumslandschaft. Passende Lokalität dazu ist der Alte Schlachthof gegenüber vom Gaskessel nahe der Mercedes-Benz-Arena. Auf gut 800 m2 dreht sich in 26 Themenräumen alles um die Sau. Muss man sich nicht unbedingt ansehen.
www.schweinemuseum.de

Bad Cannstatt
Der mit 68.000 Einwohnern größte Stuttgarter Stadtteil war bis zum Zusammenschluss vor hundert Jahren eigenständig und ist heute vor allem durch die Wilhelma, das Cannstatter Volksfest und seine Mineralbäder bekannt. Für die Stuttgarter war Cannstatt damals wie heute ein Naherholungsziel.
Der Chronist Heinrich Ebner bemerkte dazu 1868: „Der Stuttgarter kennt nichts Höheres als Cannstatt. Dorthin rettet er sich vor afrikanischer Hitze, die Sommers in seinem heimatlichen Talkessel brodelt. Dorthin entläuft er den Sorgen und Mühen des Geschäftslebens und dorthin wendet er sich, wenn er geistig oder körperlich aufatmen will.“

Die Marktstraße gefällt durch ihre hübschen Giebelhäuser. Ein Blickfang ist das Klösterle, ein verspielt wirkender Fachwerkbau von 1463, der das älteste Wohnhaus von Stuttgart sein soll. Näheres darüber kann man nebenan im Stadtmuseum erfahren (Marktstr. 71/1, Mi 14–16, Sa 10–13, So 12–18 Uhr).

Von der großen Zeit als Badeort verkünden noch etliche klassizistische Bauten aus dem 19. Jahrhundert, etwa der von Hofbaumeister Nikolaus von Thouret erbaute Große Kursaal (1825). Geblieben ist auch der ansehnliche Kurpark mit seinem alten Baumbestand und einem beliebten Biergarten. Das Mineralbad Cannstatt daneben erhielt sein modernes Gesicht 1993, an dem Lautenschlägerbrunnen kann das Mineralwasser probiert werden. Am südöstlichen Rand der Kuranlage befindet sich die Gottlieb-Daimler-Gedenkstätte. In dem als Versuchswerkstatt genutzten Gartenhaus erfand Gottfried Daimler 1883 zusammen mit seinem Mitarbeiter August Wilhelm Maybach den Verbrennungsmotor. (Di–So 10–16 Uhr, freier Eintritt).

Degerloch
Der Stadtteil Degerloch (17.000 Einwohner) liegt nicht etwa im, sondern über dem Stuttgarter Kessel. Zu entdecken gibt es in dem gesichtslosen Viertel allerdings nicht besonders viel, abgesehen von dem Stuttgarter Fernsehturm und einem Besuch bei Sternekoch Vincent Klink. Schön ist allerdings die Fahrt mit der Zahnradbahn über die Alte Weinsteige ins „Loch“ hinauf. Die von den Stuttgartern „Zacke“ genannte Bahn verbindet seit 1884 die Innenstadt vom Marienplatz mit dem rund 200 m höher gelegenen Stadtbezirk.

In Degerloch gibt es zwei bekannte Friedhöfe. Auf dem Waldfriedhof fanden zahlreiche Prominente ihre letzte Ruhe, darunter Robert Bosch, Theodor Heuss, Arnulf Klett und der Maler Oskar Schlemmer. Vom Südheimer Platz im Stadtbezirk Heslach kann der Waldfriedhof direkt mit einer nostalgischen Standseilbahn erreicht werden, die seit 1929 auf einer Streckenlänge von 536 m in vier Minuten 87 Höhenmeter überwindet.

Der Dornhaldenfriedhof östlich vom Waldfriedhof wurde 1977 bundesweit bekannt, als der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel trotz Proteste aus der Bevölkerung dort die RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe beerdigen ließ. Die in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim einsitzenden Terroristen nahmen sich am 18. Oktober 1977 das Leben.

Zeitlose Avantgarde in der Weißenhofsiedlung
Mit der Weißenhofsiedlung auf dem Killesberg verfügt Stuttgart über eine architektonische Ikone ersten Ranges. Die 1927 von 17 Architekten aus fünf Ländern errichtete avantgardistische Mustersiedlung stand während des Nationalsozialismus kurz vor dem Abbruch. Von den Nazis wurden die Häuser als „undeutsch“ und als ein „Schandfleck“ gebrandmarkt. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte glücklicherweise das Schlimmste. Im und nach dem Krieg wurden dennoch zehn der ursprünglich 21 Häuser zerstört. An dem Wohnprojekt haben die bedeutendsten Architekten der damaligen Zeit mitgewirkt. Die künstlerische Leitung oblag Ludwig Mies van der Rohe, der mit einem fünfstöckigen Wohnblock (Am Weißenhof 14–20) zugleich auch das größte Haus entwarf. Statt des bis dato üblichen traditionellen Satteldachs haben alle Häuser ein Flachdach, manche auch einen Dachgarten. Die Architektur reduziert sich auf das Wesentliche, es dominieren kubische Formen, breite Fensterbänder sorgen für viel Licht. Im Doppelhaus von Le Corbusier (Rathenaustr. 1) informiert das Weißenhofmuseum (geöffnet Di–So 11–18, Do bis 20 Uhr, Eintritt 4 €) über die Geschichte der Siedlung. In der zweiten Haushälfte vermitteln die rekonstruierte Raumaufteilung und Farbgestaltung, wie das Haus in den Zwanzigerjahren aussah. Das Haus von Le Corbusier ist das Einzige, das von innen besichtigt werden kann, alle anderen sind bewohnt.
www.weissenhofsiedlung.de

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