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Stuttgart von oben

Die Kessellage Stuttgarts hat auch ihre guten Seiten. Von den Hügeln drum herum gibt es tolle Aussichtspunkte auf Stadt und Umland. Mit dem Fernsehturm auf dem Hohen Bopser, dem Killesbergturm, der Uhlandshöhe und dem Württemberg seien vier davon vorgestellt.

Fernsehturm
Die schlanke Betonnadel auf dem Südrand des Talkessels reckt sich seit 1956 in den Himmel. Das Besondere: Der 216 m hohe Sendeturm war damals weltweit der Erste aus Stahlbeton und wurde mit seiner klassischen Eleganz zum Modell für hunderte ähnlicher Türme in der ganzen Welt.

Klar, dass von daher die Stuttgarter besonders stolz auf ihren Ausguck ins »Ländle« sind. Ein Lift bringt die Besucher in 36 Sekunden zur 150 m hoch gelegenen Panaromaterrasse. (täglich 9 - 22.30 Uhr, Auffahrt 5 €) Schlange stehen, um hochzukommen, muss man heute nur noch selten. Die Besucherzahl ist von 800 000 in den Sechzigerjahren (darunter die englische Queen) auf derzeit immer noch stolze 300.000 im Jahr abgesackt. Spielt das Wetter mit, zeigt sich außer Stuttgart, der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald auch die Silhouette der Alpen. Der berühmteste Sportler im Schatten des Turms war übrigens Jürgen Klinsmann. Der Stuttgarter Bäckergeselle spielte sechs Jahre lang im Stadion der Stuttgarter Kickers in unmittelbarer Nachbarschaft zum Turm.

Killesberg
Der Killesberg am Nordrand des Kessels glänzt mit einem hübschen Höhenpark. Blumenwiesen und ein Seerosenteich umschmeicheln zur Blütezeit das Auge. Wer nicht zu Fuß die Parklandschaft entdecken will, kann sich einem Schmalspurbähnchen anvertrauen. Die Attraktion auf dem Berg ist der 41 m hohe Killesbergturm. Für den 175 Stufen langen Anstieg zur Aussichtsplattform der modernen Tragseilkonstruktion sollte man allerdings Schwindelfreiheit mitbringen. Bei Wind kann die Besteigung zu einem luftigen Abenteuer werden – der Turm schwankt. Weniger ruhmreich ist die Geschichte des Killesbergs. Unter den Nationalsozialisten war das Gelände ein Sammellager für die württembergischen Juden – rund 4.000 Menschen wurden von hier in die Konzentrationslager deportiert.

Uhlandshöhe
Dass die Anhöhe zwischen City und Stuttgart Ost bis ins Mittelalter ein Steinbruch war, merkt man ihr heute nicht mehr an. Auf der Höhe gibt es das Uhlanddenkmal, eine kleine Sternwarte und eine Aussichtsplattform mit Stadt-Panorama. Sehr beliebt an Silvester zum Feuerwerken.

Württemberg
Im Osten der Landesmetropole erhebt sich nahe vom Ortsteil Rotenberg der Württemberg über den Kessel. Auf ihm befand sich einst die Stammburg der Schwaben. König Wilhelm I. ließ 1824 die Ruine abtragen und auf dem exponierten Hügel eine Grabkapelle für seine früh verstorbene russische Frau Katharina errichten. Weitaus eindrucksvoller als das Mausoleum sind jedoch die Aussicht und ein Spaziergang durch die umliegenden Weinberge.

Stäffelesrutschen in Stuttgart

Nichts ist dem Stuttgarter vertrauter als seine „Stäffele“, Treppenwege, die in dem Talkessel die kürzeste Verbin dung von A nach B sind. Insgesamt gibt es etwa 400 Staffeln, manche davon sind nur ganz kurz, andere ziehen sich kilometerlang die Hänge hinauf. Viele dieser Treppenwege wurden angelegt, als man an den Hanglagen noch Weinreben und Gemüsegärten kultivierte.

Mit guter Kondition ausgestattet lässt sich auf den Staffeln das andere Stuttgart entdecken. Was einem dabei durch den Kopf gehen kann, hat die Stuttgarter Autorin Anna-Katharina Hahn in Worte gefasst:
„Eine wachsende Neugier auf die Unbekannte im Tal trieb mich die Hänge hinauf und über die Staffeln, jene steilen Treppen, die jeder emporkeuchen muss, der diese Stadt nicht gewohnt ist. Der Marsch über die Stäffele hatte nichts Behäbig- Putziges, vielmehr gab es Momente tiefer Stille und Verwunderung über die Ausblicke, grandios zum Beispiel von der Sünder-, Wächter-, Lorenzstaffel, Verwunderung über die böcklinsche Dunkelheit jenseits der Treppen herabstürzender Gartengrundstücke, über nahezu italienische Lichteinfälle und Düfte ...“
(zitiert aus dem Beitrag „Die Sündenstaffel hinauf“, erschienen in Die Zeit, 4.3.2010)

Im Zuge der Berichterstattung über die Fußball-WM in Stuttgart nahm sich auch Spiegel Online (22.6.2006) des Themas an:
„Für ältere Herrschaften, denen das Treppensteigen dann doch irgendwann zu mühsam wird, hat Kabarettist Grohmann eine Lösung parat: „Die alten Leute hier wollen sich ja jetzt Fahrstühle an den ‚Stäffele‘ anbringen lassen, damit sie die Stufen hochfahren können“, sagt er spitzbübisch. „Die Lifte sollen von Hartz-IV Empfängern betrieben werden, die einen Euro pro Fahrt bekommen. Unser Problem in Stuttgart ist allerdings, dass wir zu wenig Arbeitslose haben“.

Ideen für „Stäffelesrutscher“ liefert das Buch „Treppauf, treppab in Stuttgart: Stäffeles Spaziergänge und Verschnaufpausen“ von Uli Gleis (Silberburg-Verlag). Schnell von der City erreichbar ist beispielsweise die Eugenstaffel nahe der Staatsgalerie.

Stöbern & Einkaufen

Erste Adresse für exquisite Mode ist das 1881 in Stuttgart gegründete Modehaus Breuninger. Das Stammhaus am Marktplatz präsentiert auf 35.000 m² ein breites Textil-, Schuh- und Taschenangebot, angefangen von praktischer Freizeitbekleidung bis hin zu Luxusmarken im „Flagshipstore“ (Gucci, Dior, Yves Saint Laurent u.a.). Während des Einkaufsbummels lohnt ein Abstecher in die hauseigene Confiserie. Mit eigenem Kundenparkhaus, Einfahrt Esslinger Straße.
www.breuninger.de

Ein gutes Geschäft für Wohnaccessoires und Küchenartikel ist Merz & Benzing in der Markthalle. Stuttgarter besorgen sich hier ihre Weihnachtsgeschenke.
www.merz-benzing.de

Bücher kauft man trotz neuer Konkurrenz durch Hugendubel nach wie vor im vierstöckigen Buchhaus Wittwer neben dem Kunstmuseum. Gut sortiert, kompetente Beratung.
www.wittwer.de

Essen & Genießen

Ein Erlebnis für die Sinne bietet die Markthalle (Dorotheenstr. 4, geöffnet Mo–Fr 7–18.30, Sa 7–16 Uhr) gegenüber vom Alten Schloss. Der Jugendstilbau von 1914 wird von einem auf Stahlbetonträgern ruhenden Glasdach überspannt. Knapp 40 Stände präsentieren Obst und Gemüse, ein erlesenes Käsesortiment und mediterrane Antipasti. Die Markthallengaststätte im Erdgeschoss offeriert typisch Schwäbisches, im Restaurant Empore im ersten Stock wird italienisch gekocht.

Erlesene Delikatessen gibt es auch bei Feinkost Böhm im Kronprinzenbau nur ein paar Schritte vom Kleinen Schlossplatz entfernt. Dazu gehören ein nobles Feinschmeckerlokal und eine Sushibar.

Stadtbekannt und nicht allzu teuer ist die Gastromeile in der Calwer Straße. Neben schwäbischen Spezialitäten wird vor allem italienische Küche angeboten. Im Sommer präsentiert sich die autofreie Straße wie ein großes Freiluftlokal.

Einzelempfehlungen von guten Restaurants, Imbissen und Cafés:

  • Alte Kanzlei
    Das Traditionslokal bietet im Sommer gleich zwei bewirtschaftete Terrassen, sehr beliebt und ruhig ist jene zum autofreien Schillerplatz hinaus. Geboten wird ein Mix aus schwäbischen und internationalen Spezialitäten, selten verkehrt ist das wechselnde Tagesgericht. Die Alte Kanzlei ist auch für Café und Kuchen gut: auf die Tafel achten, meist gibt es ein spezielles Angebot.
    Schillerplatz 5 a,
    Tel. 0711/294457
    70173 Stuttgart
    www.alte-kanzlei-stuttgart.de
  • Cube
    Populäres Designerlokal im obersten Stock des Kunstmuseums. Der komplett verglaste Gastraum bietet nicht nur beste Aussichten, sondern auch gute internationale Gerichte zu zumindest über Mittag erschwinglichen Preisen. Unbedingt reservieren.
    Kleiner Schlossplatz 1
    70173 Stuttgart
    Tel. 0711/2804441
    www.cube-restaurant.de
  • Sultan Saray
    Wunderbare und nicht teure türkische Küche in orientalischem Ambiente. An einigen flachen Tischchen darf auf der mit Teppichen ausgelegten Ottomane Platz genommen werden. Neben Köfte und Kebab gibt es auch eine große Auswahl vegetarischer Gerichte. Ohne Reservierung läuft nichts.
    Filderstr. 43
    70180 Stuttgart
    Tel. 0711/3417703
    www.sultan-saray.de

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