Alles, was man über Pubs in England wissen muss (III): Pub Rules

Horse and Groom
The Horse and Groom in Windsor ein Pub mit Aussicht auf Windsor Castle. ©falco-Pixabay.com

Good manners: Verhaltensregeln für Pubs

Natürlich sind Pubs - im Gegensatz zu anspruchsvolleren Restaurants - informelle Orte, wo keine strenge Etikette gilt. Trotzdem gibt es eine Reihe von ungeschriebenen Regeln, deren Einhaltung hilfreich ist und deren Kenntnis dazu beiträgt, Fettnäpfchen zu vermeiden bzw. sich wie ein „ahnungsloser Provinzler“ aufzuführen.

Generell gilt: In England dürfen alle Personen ab dem 18. Lebensjahr Pubs besuchen. Es gibt keine weiteren gesetzlichen Voraussetzungen für den Besuch einer Wirtschaft. (Ausweiskontrollen sind aber durchaus nicht ungewöhnlich, man sollte also im Zweifelsfall als junger Tourist seinen Reisepass dabei haben). In der Praxis kann es sogar vorkommen, dass einige Pubs eine Mindestaltersgrenze von 21 Jahren festlegen. Dies ist jedoch nicht gesetzlich vorgeschrieben.

Personen in einem betrunkenen oder aggressiven Zustand können vom Betretens eines Pubs ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für Besucher, die sich „unangemessen verhalten“ oder andere Gäste belästigen.

In einigen Fällen kann es vorkommen, dass Personen das Betretens eines Pubs verwehrt wird, wenn sie bestimmte Kleidung tragen, z. B. Gangoutfit oder provozierende religiöse Symbole. Dies ist jedoch ebenfalls nicht gesetzlich vorgeschrieben und hängt vom jeweiligen Pub Landlord ab.

Pub Rules

An der Bar bestellen und bezahlen

In einem englischen Pub bestellt man Getränke und Essen an der Bar und bezahlt dort direkt. Es ist nicht üblich, dass Kellner am Tisch bedienen. Wenn man Essen bestellt hat, kann es aber sein, dass man die fertige Mahlzeit an den Tisch bringt, ansonsten muss man diese am Tresen nach Aufforderung abholen. Man rührt das hingestellte, randvolle Glas dort aber erst an, wenn man bezahlt hat!

“Please“, please!

Jede Bestellung am Tresen (oder ausnahmsweise am Tisch) endet obligatorisch mit dem Wort “please“! Alles andere wird als grob unhöflich empfunden. Also: “A pint of lager, please!“ oder: “Two bags of cheese and onion crisps, please!” Und bitte geduldig hinten anstellen und nicht vordrängeln („No queue jumping, please!“). Das tun nach englischer Sichtweise nur „hunnische Barbaren“ (eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für unhöfliche, respektlose Deutsche). Es kann übrigens zu Stoßzeiten schon mal eine Viertelstunde dauern, bevor man sein Pint in Händen hält.

Trinkgeld?

Trinkgeld (“Tip“) ist in englischen Pubs nicht üblich. In der Regel werden Getränke und Essen an der Bar bestellt und auf den Penny genau bezahlt. Vom Personal wird kein Trinkgeld erwartet. In einigen Pubs kann es jedoch ein Glas oder Tellerchen für Trinkgeld auf der Theke stehen. In diesem Fall können Sie dem Barkeeper ein paar Münzen geben, wenn Sie möchten.

Eine(r) aus der Gruppe zahlt

Wenn man in einer Gruppe von Personen unterwegs ist oder im Pub die Ehre hat, in eine Gruppe von Zechern aufgenommen zu werden, ist es üblich, dass eine Person die jeweilige Runde zahlt. Sobald die Gläser (fast) leer sind, geht abwechselnd einer der Anwesenden an die Bar und holt und bezahlt eine neue Runde Getränke für alle!

Talk to me!

Pubs sind Orte, wo man sich mit anderen oft spontan unterhält. Wenn man in einen Pub geht, sollte man bereit sein, mit den Gästen Englisch zu sprechen. Gerade als ausländischer Besucher kommt es häufig vor, dass man angesprochen und gefragt wird, wo man herkomme und wie man es „hier“ finde. Niemand erwartet, dass Ausländer in perfektem Englisch parlieren können, aber höflich antworten sollte man auf jeden Fall!

Old Custom House
The Old Custom House in Padstow, Hotel, Restaurant und von der Brauerei St. Austell unterhaltener Pub. ©EKoelzer-Reisebuch.de

Der Niedergang der Pub-Kultur

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert begann - wie oben bereits erwähnt - der Niedergang der Pub-Kultur, zunächst langsam und schleichend, zuletzt beschleunigt in Folge der Coronakrise. Diese betrübliche Entwicklung ist auf eine Reihe von soziologischen und ökonomischen Faktoren zurückzuführen, darunter:

 

  • Die Veränderung der Lebensgewohnheiten der Menschen: Die Menschen gingen seltener in Pubs, um zu trinken und Gesellschaft zu pflegen. Stattdessen verbrachten sie mehr Zeit zu Hause oder in anderen öffentlichen Einrichtungen wie Kinos, Restaurants, Clubs und Bars.
  • Die zunehmende Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten: Der Aufstieg von Fernsehen und Internet sowie anderen Formen der elektronischen bzw. digitalen Unterhaltung hat die Pubs ins „analoge Off“ manövriert.
  • Die steigenden Kosten für die Führung eines Pubs: Die Aufwendungen für Miete, Personal und Waren sind in den letzten Jahren stark gestiegen, was es für Pub-Betreiber schwieriger macht, profitabel zu sein. Darüber hinaus klagen die Wirte über die immensen Steuern auf Bier, die zu den höchsten der Welt gehören.
  • Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen auch das generelle Rauchverbot, billiger Alkohol aus dem Supermarkt sowie ein restriktiveres „Trinkverhalten“ in Teilen der Gesellschaft aus finanziellen, weltanschaulichen oder gesundheitlichen Gründen.

Der Niedergang der Pub-Kultur hat eine Reihe von negativen Folgen für die englische Gesellschaft, denn Pubs waren und sind wie bereits erwähnt integraler Bestandteil der englischen Alltagskultur und spielen immer noch eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Sie bieten einen Ort für soziale Kontakte, Meinungsaustausch, Unterhaltung und Geselligkeit. Das Verschwinden der Pubs vor allem aus den Wohnvierteln hat zu einer stärkeren Isolation der Menschen geführt und die Gemeinschaft nachhaltig geschwächt.

In Groß Britannien ist Einsamkeit seit Jahrzehnten ein wachsendes soziales Problem, mehr als 10% der Bevölkerung leiden mittlerweile darunter, weshalb bereits 2018 ein „Ministerium für Einsamkeit“ ins Leben gerufen wurde. Es koordiniert die Versuche der Regierung, Menschen aus der Isolation und der Anonymität zu holen. Auch die Bekämpfung des Pub-Sterbens könnte dabei eine bedeutsame Rolle spielen. Die British Beer and Pub Association behauptet, dass zurzeit weniger als 40% der Betriebe profitabel arbeiteten, weshalb sie staatliche Hilfe fordert, um den Niedergang der Pub-Kultur zu stoppen – zum Wohle der Gesellschaft.. .

Lamb and Flag
The Lamb and Flag in Oxford, ein über 500 Jahre alter Pub, wurde 2021 zunächst geschlossen, renoviert und später von einem gemeinnützigen Unternehmen mit einem 15jährigen Mietvertrag wiedereröffnet. © Oxfordmaps Lizenz: CC BY-SA 2.0 by Flickr

Die Zukunft des Pubs

Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov aus dem Jahr 2023 ergab, dass angeblich mehr als zwei Drittel der Engländer mindestens einmal pro Woche in einen Pub gehen. Die Hauptgründe dafür sind, um Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen (79 %), um etwas zu trinken (78 %) und um sich zu entspannen (77 %). Diese Zahlen mögen zunächst erstaunen angesichts des allseits beklagten Pub-Sterbens.

Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass noch vor 20 Jahren „die Engländer“ zwei, drei oder vier Mal pro Woche in einen/ihren Pub gingen. Heute tun sie dies nur noch einmal die Woche, weil sie es sich nicht mehr leisten können oder wollen.

Die Umfrage zeigte auch, dass Pubs für viele Engländer trotz allem ein wichtiger Teil ihrer Identität sind. Immerhin gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie sich mit ihrem lokalen Pub verbunden fühlen.

Eine weitere Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos MORI aus dem Jahr 2023 ergab, dass Pubs immer noch ein wichtiger Teil der englischen Kultur sind. Fast 90% der Befragten gaben an, dass Pubs ein typisches Symbol für England seien.

Weitere interessante Ergebnisse von aktuellen Umfragen zu Pubs in England (Mehrfachnennungen waren möglich):

• Die beliebtesten Pub-Getränke sind Bier (77 %), Wein (64 %) und Spirituosen (59 %).

• Die beliebtesten Pub-Snacks sind Chips (73 %), Erdnüsse (68 %) und Popcorn (64 %).

• Die beliebtesten Pub-Spiele sind Darts (57 %), Billard (49 %) und Kartenspiele (47 %).

Die Beliebtheit der Pubs in England ist also erstaunlicherweise fast ungebrochen. Sie spielen aber bei aller Liebe keine dominante Rolle mehr im sozialen und kulturellen Leben des Landes. 

Verwaltung und Politik

In England sind für die Pubs in erster Linie die Stadt- oder Gemeindeverwaltungen zuständig. Diese regeln die Genehmigung von neuen Pubs, die Überwachung der bestehenden Pubs und die Einhaltung von Vorschriften wie der Gesundheits- und Sicherheitsgesetzgebung. Auf nationaler Ebene ist das Department for Levelling Up, Housing and Communities (DLUHC) für die allgemeinen Vorschriften für Pubs zuständig. Dazu gehören die Vorschriften für die Alkoholvergabe, die Arbeitszeiten und die Sicherheit sowie die Förderung der Pub-Kultur in England.

Im Vereinigten Königreich gibt es seit 2017 keinen zuständigen Minister mehr für Pubs. Es sind jedoch vermehrt Forderungen zu hören, diese Funktion wieder einzuführen, da die Pub-Branche mit einer Reihe von gravierenden Problemen konfrontiert ist, die zum allseits bedauerten Pub-Sterben geführt haben. Es ist jedoch fraglich, ob solch ein politisches Amt allein eine Trendwende herbeiführen könnte. Wichtig scheint es den Betroffenen aber zu sein, dass der Niedergang der englischen Pub-Kultur als nationale Herausforderung anerkannt wird. Als konkrete Maßnahme würde z.B. eine spürbare Steuererleichterung die Konkurrenzfähigkeit und das Durchhaltevermögen vieler Pubs nachweislich stärken. Das wäre nach Ansicht der Betreiber ein Schritt in die richtige Richtung.

Bitter
Bier von der Fuller's Brewery ©Klaus Heller-pixabay.com

 

Pub Vokabular

 

Beschreibungen eines Pubs

  • Public house: eine andere Bezeichnung für einen Pub
  • Tavern: eine Traditionsgaststätte, die sich in der Regel in einem ländlichen Gebiet befindet
  • Inn: ein Gasthof, der auch Zimmer vermietet
  • Beer garden: Biergarten (meist überschaubarer Außenbereich)
  • Landlady: die Besitzerin/Betreiberin eines Pubs
  • Landlord: der Besitzer/Betreiber eines Pubs

 

Getränke

  • Beer (draught/bottle): Bier (vom Fass oder in der Flasche)
  • Ale/Bitter: ein obergäriges Bier (typisch englisch)
  • Lager: untergäriges Bier (wie unser Pils)
  • Porter: dunkles, malziges Bier 
  • Stout: sehr dunkles, kräftiges Bier, wie z.B. Guinness
  • Cider: Apfelwein (dry/semi dry/sweet)
  • Whisky/Whiskey – schottische/kanadische bzw. amerikanische/irische Spirituose
  • Gin: Englands beliebteste Spirituose (destilliert aus Wacholderbeeren als Hauptbestandteil)
  • Vodka: Wodka
  • Cognac/Brandy: wie im Deutschen
  • Wine: Wein (dry/semi dry/sweet)
  • Soft drinks: alkoholfreie Getränke

 

Speisen

  • Pub food: einfache, herzhafte Speisen, die in einem Pub serviert werden • Menu: Speisekarte (oft auf einer klassischen Schiefertafel)
  • Ploughman's lunch: ein traditioneller englischer Imbiss, der aus Brot, Käse, Wurst und Gemüse/Salat besteht
  • Fish and chips: frittierter Fisch mit Pommes frites 
  • Steak and kidney pie: eine Pastete mit Rindfleisch und Nieren
  • Cottage/Shepherd´s pie: ein Auflauf mit Hackfleisch, Kartoffelpüree und überbackenem Käse. 
  • Bangers and mash: Würstchen mit Kartoffelpüree
  • Crisps: Chips (!) in kleinen Beuteln mit vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen
  • Chips/French fries: Pommes frites (!)
  • Nuts: Nüsse

 

Sonstiges

  • Bar: der Tresen in einem Pub
  • Local: die Stammkneipe
  • Regular: Stammgast
  • Barman: der Barkeeper
  • Barmaid: die Barfrau
  • Stool: ein Barhocker
  • Pint: ein britisches Biermaß, das 568 ml entspricht
  • Half pint: ein halbes Pint (284 ml)
  • Full English Breakfast: ein englisches Frühstück, das aus gebratenen Eiern, Speck, Würstchen, Bohnen, Toast und Tomaten etc. besteht
  • Last orders: der Aufruf des Barkeepers zur letzten Bestellung (vor der closing time, also meist um 11 p.m.)
  • Bill: die Rechnung
  • Cheers!: Prost!
  • Bottoms up!: Austrinken/Auf EX!

 

©Hartmut Ihnenfeldt/reisebuch.de

 

 

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