"Abraham hatte im Land Gerar, in der nordwestlichen Negev, einen Brunnen gegraben und sich mit seinem Sohn dort niedergelassen. Wegen dieses Brunnens kam es zum Streit mit den beduinischen Schafhirten, Knechten von Abimelech, dem König von Gerar. Abraham leistete König Abimelech nach diesem Streit als Versöhnung einen Treueschwur. Er gab Abimelech als Zeichen dafür sieben Lämmer. Deshalb der Name Beer Sheba, Siebenbrunn oder Eidbrunn.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erinnerte dort nichts an diese biblische Vergangenheit, Beersheva war lediglich ein kleines arabisches Dorf in der Wüste. Anfang des 20. Jahrhunderts, während der Türkenherrschaft, wurde dort das Verwaltungszentrum für die Beduinenstämme eingerichtet und mit Hilfe deutscher Architekten die jetzige Altstadt von Beersheva erbaut. Nur wenige der größeren Gebäude aus dieser Zeit sind noch erhalten, die Moschee, das Haus des türkischen Statthalters, später des britischen Gouverneurs, die Schule für die Kinder der Sheiks. Die Türken wollten mit diesen Bauten die rebellischen Beduinen in die neue Stadt locken, um sie besser kontrollieren zu können.
In der Altstadt, in der Nähe des Beduinenmarktes, wird im romantischen Innenhof des Touristeninformationszentrums der Abraham-Brunnen gezeigt, der jedoch erst in der Zeit der türkischen Herrschaft entstand. Auf Tel Sheva, einem archäologischen Ausgrabungsort außerhalb der Stadt, gibt es ebenfalls einen Brunnen, von dem manche Fremdenführer behaupten, er stamme aus Abrahams Zeiten, aber auch das stimmt nicht.
Heute ist Beersheva eine sehr moderne Stadt, die Jahr für Jahr wächst, vor allem seit die guten Eisenbahnverbindungen nach Tel Aviv, zum Flughafen Ben Gurion und nach Dimona existieren. Baukräne ragen wie neugierige Giraffen überall in den Himmel. Vor allem russische Einwanderer wohnen hier, deshalb gibt es auch den großen russischen Supermarkt Tivta-am – „guter Geschmack“ – der zu einer Kette von mehreren russisch geführten Geschäften in Israel gehört. Fast alle Verkäuferinnen sprechen Russisch, und auch die meisten Käufer sind russischer Herkunft, viele von ihnen sind nichtjüdische Verwandte der eingewanderten Juden, sodass Tivta-am nicht koscher sein muss. Es kommen aber auch andere, Juden, die nicht koscher leben, Ausländer und Beduinen, weil die Auswahl der Waren hier besonders reichhaltig ist."
Textauschnitt aus dem Buch von Gretel Rieber, Israel neu entdecken *, Touren durch das Heilige Land
Fotos zum Kapitel 8 - Beersheva, die Stadt des Eidbrunnens
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