Die Magie der Wüste
"Schon bald nachdem ich das Tote Meer in Richtung Eilat und Sinai verlassen habe, ergreift mich wieder die Magie der Wüste, eine Landschaft, die ständig ihr Gesicht verändert, manchmal zeigt sie braun-beigefarbene Felsen mit dichten senkrechten Furchen, als habe ein Gigant sie mit einem stählernen Kamm gekämmt, andere wirken wie Sandkuchen, die Kinder aufgehäuft haben. Manche der Felsen recken spitze Nasen vor, andere haben sich eine Haube übergestülpt wie die Teighaube eines riesigen Muffins oder wirken wie versteinerte Meereswellen. Im Nachmittagslicht leuchten die Felsen des Arava Tals in allen Schattierungen von hellem, fast weißem Beige bis zum gelbroten Ocker, davor im Licht der Nachmittagssonne grün leuchtende Wüstenbüsche. Völlig kahle Felslandschaften, durch die sich die Straße in tollkühnen Kurven windet, wechseln sich ab mit topfebenen Wüstenstrichen, nur im Bereich der Wadis, die im Winter reißende Flüsse werden können, spärlich bewachsen mit struppigen Büschen. Dann wird die Wüste zur grüngrau gefleckten Savanne mit Tellerakazien, Sykamoren, Wüstenbeifuß, Kameldorn und Gestrüpp.
Ein Schild zeigt, wo von hier aus einer der Kamelpfade der nabatäischen Weihrauchstraße zum Mittelmeer führte. Es gibt für mich kaum abwechslungsreichere Landschaften als die Midbar, wie diese Art von Wüste auf Hebräisch heißt, in der noch Leben möglich ist, in der es zu bestimmten Zeiten sogar Wasser im Überfluss gibt, das im Winter und Frühjahr das Gelbbraun des Sandes in ein buntes Blumenmeer verwandelt. Dann auf einmal, vorbei an der Straße zum atemberaubend gewundenen Skorpions Pass, der in abenteuerlichen Kurven zur Negev-Wüste bei Dimona führt, mitten in der spärlich von Akazien getüpfelten Wüste ein Straßenschild: Zur Krokodilfarm. Ich biege ab, obwohl uns die Krokodile gar nicht so sehr interessieren, sondern weil wir gleich daneben ein kaum bekanntes, von Touristen verschontes archäologisches Kleinod besuchen wollen. Schon bald sehen wir linker Hand ein großes Tor mit der Aufschrift Tamar Biblical Park, unser Ziel."
Textauschnitt aus dem Buch von Gretel Rieber, Israel neu entdecken *, Touren durch das Heilige Land
Fotos zum Kapitel 5 - Unter dem Jujube-Baum - Der Bibelpark Tamar
Weiter zum nächsten Kapitel: Bereshit - Land des Anfangs, die Negev-Wüste