"In einer Zeit, wo nicht nur ein weltweites Bienensterben die natürliche Bestäubung unserer im Freien wachsenden Nutzpflanzen gefährdet, da auch die Bestäubung der Pflanzen von Hand in Gewächshäusern mühsam und zeitraubend ist, also die Aufzucht von Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini oder Erdbeeren erschwert, suchen die Farmer nach alternativen Methoden der Bestäubung. Hier kommen die Hummelvölker von Sde Eliyahu ins Spiel. Viele Gemüsebauern gehen dazu über, eigens für die Aufgabe des Bestäubens dort gezüchtete Hummelvölker samt ihrer Königin zu kaufen und in den Gewächshäusern einzusetzen. Kräftiges Hummelsummen in einem der Transportbehälter konnte mich davon überzeugen, dass die kleinen pelzigen Tierchen gesund und kräftig auf die Reise geschickt werden. Das zweite Standbein der Sde Eliyahu-Produktion ist die Züchtung von Nutzinsekten, die Schädlinge vernichten oder die Sterilisation von Puppen der männlichen Fruchtfliegen. Diese verpuppten, sterilisierten Tiere werden verschickt und massenhaft in Anbaugebieten ausgesetzt. Da die dort vorhandenen weiblichen Tiere nun kaum noch Partner finden, mit denen sie Nachwuchs zeugen könnten, stirbt die Population der mediterranen Fruchtfliege, die vor allem Zitrus-Bäume und bestimmte Laubbäume befällt, allmählich aus.
Die Aphidius, die Schlupfwespe, die ebenfalls von Bio-Bee gezüchtet wird, ist besonders trickreich: Sie legt ihre Eier auf Blattläusen ab, in ein bis zwei Tagen schlüpft die Larve und frisst die Blattlaus von innen auf, die verpuppte Wespe kann man dann oft auf einer grotesk aufgeblähten Blattlausmumie finden. Auf diese Weise kann eine einzige Schlupfwespe in ihrem einwöchigen Leben bis zu 200 Blattläuse erlegen. Ganz ohne Gift. Im Kibbutz werden auch noch andere Raubinsekten gezüchtet, die beim Vernichten von Schädlingen zum Einsatz kommen: räuberische, orangefarbene Spinnen, die die Spinnmilben fressen und Blumenwanzen, die es mit den gefürchteten Thripsen aufnehmen, die vor allem Gurken, Zierpflanzen und Reben befallen. Die Thripse sind winzig kleine Insekten mit fransenbedeckten Flügeln, weshalb sie auch Fransenflügler genannt werden. Die Wanzen fressen aber auch Blattläuse, 188 189 Weiße Fliegen und Spinnmilben. Die Weibchen der orangefarbenen Wanzen legen ihre Eier in die Blattadern der Pflanzen, und nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Larven, die sich dann über die Pflanzenfeinde hermachen. Alle diese Insekten werden gut verpackt vor allem in klimatisch ähnliche Gebiete verschickt, auch eine Zusammenarbeit mit Jordanien innerhalb des Projekts Arava-Araba Medfley Eradication Program funktioniert gut."
Textauschnitt aus dem Buch von Gretel Rieber, Israel neu entdecken *, Touren durch das Heilige Land
Fotos zum Kapitel 11 - Wir sind nur Pächter des Landes
Weiter zum nächsten Kapitel: Das Fest der Feste - Der Geist von Haifa