Am Grunde der Zeiten – die Quellen des Jordan

  • Rosh Pina

    Rosh Pinna in der Nähe des Sees Genezareth wurde 1878 von 18 jungen Juden aus Safed als bäuerliche Siedlung gegründet

  • Herodes-Festung Masada

    Masada, die Herodes-Festung am Toten Meer

  • Israelische Touristen am Tell Hazor

    Israelische Touristen besichtigen den Tel Hazor, eine Festung aus kanaanitischer Zeit, angeblich von Joshua erobert

  • Farben des Toten Meeres

    Farben des Toten Meeres, tiefster Punkt der Erde

  • Qumran am Toten Meer

    Qumran am Toten Meer, vor etwa 2000 Jahren Heimstatt der jüdischen Gruppe der Essener

Das lebendige Tote Meer

"Die Sonne geht über den Edombergen am gegenüberliegenden, jordanischen Ufer auf und färbt das Tote Meer zart rosa, das Wasser des Salzmeeres, Jam ha Melach, wie es auf Hebräisch heißt. So früh am Tag sind die Edomberge am jordanischen Ufer nur ein hellgrauer Hauch, das Wasser ein glatter Spiegel. Die Sonne malt einen silbern glitzernden Keil aufs Wasser. Das Tote Meer ist sehr lebendig, es kennt viele Farben, ein helles Smaragdgrün, Türkis, Hellblau, Indigo, Ocker, Orange und Rosa, manchmal ist es schwarzblau mit wütenden Wellen. Dazwischen schimmern weiße Salzbrocken, Stege und Inseln aus Salz, von Salz verkrustete Äste am Strand. Nachts wird das Salzmeer tiefschwarz. Am jordanischen Ufer leuchtet die Lichterkette von Ansiedlungen. Im Westen bauen sich die Wüstenberge auf, auch sie ändern die Farbe, von hellgelb über gelbbraun und blassrosa zu schwarz.
Vor Jahrzehnten war ich das erste Mal hier am israelische Ufer des Toten Meeres, damals hatte der See noch mehr Wasser, seither wird das Ufer jedes Jahr ein Stück breiter, eine bräunlich-gelbe Schlammwüste, tiefe Löcher tun sich auf, tiefrot, blau, grün oder gelb, je nach den Mineralien, die das einsickernde Quellwasser mit sich bringt, das die Salzkruste des Bodens auflöst. Das sieht schön aus, ist aber gefährlich, die Schlucklöcher oder, wie man hier sagt, die Sinkholes, verschlucken urplötzlich, meist ohne vorherige Warnung Gebäude, bedrohen die Überlandstraße Nr. 90, die vom äußersten nördlichen Rand des Landes, von der Grenze zum Libanon bis zur ägyptischen Grenze im Süden führt. Unterhalb des wunderschönen botanischen Gartens des Kibbutz Ein Gedi wuchsen damals noch Palmen auf einem kleinen Hügel direkt am See und darunter waren Wohnwagen geparkt, in denen man preiswert übernachten konnte. Die Palmen sind gestorben, die Wohnwagen längst entfernt, auch das Restaurant am öffentlichen Badestrand gibt es nicht mehr, die Sinkholes, diese tückischen Schlucklöcher, haben alles vernichtet."

Rieber Israel Reisebuch

Textauschnitt aus dem Buch von Gretel Rieber, Israel neu entdecken *, Touren durch das Heilige Land

Fotos zum Kapitel 1 - Am Grunde der Zeiten – die Quellen des Jordan

 

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