Typisch niederländisch!

niederländische Flagge © Michael de Groot-Pixabay.com
Die Flagge der Niederlande geht bis ins 16. Jahrhundert und auf Prinz Wilhelm von Oranien-Nassau zurück.
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Typisch holländisch? *

Im deutschen Sprachgebrauch ist Holland gleichbedeutend mit den Niederlanden. Dabei ist Holland eigentlich nur ein Teil der 12 niederländischen Provinzen, aufgeteilt in Noord Holland mit Amsterdam und Zuid Holland mit Rotterdam und Den Haag. Selbst manche Niederländer verwenden den Begriff „Holland“ für ihr Land. Der Grund dafür geht zurück auf das 17. Jahrhundert, als Holland die einflussreichste Provinz war und man sich im ganzen Land stolz als Holländer bezeichnete.
Seit Anfang 2020 gibt es eine neue Regel, dass sich im offiziellen Sprachgebrauch der Begriff Holland ausschließlich auf die beiden gleichnamigen Provinzen bezieht. Das Land heißt Niederlande.

Im 17. Jahrhundert erlebten die Niederlande ihre Blütezeit. Es ist kaum zu glauben, dass die Hälfte des gesamten Welthandels über dieses kleine Land gelaufen ist. Das Handelsmonopol hatte die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC), die über 100 Jahre sehr erfolgreich war und nach ihrem Bankrott als Handelsgesellschaft ebenso erfolgreich in den Sklavenhandel einstieg.
Mit 510 Einwohnern pro qkm sind die Niederlande eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde. Und sie sind statistisch gesehen das Land mit den von der Statur her größten Menschen mit einer durchschnittlichen Größe von 1,83 m bei Männern und 1,72 m bei Frauen.
Die Niederländer gelten als tolerant, optimistisch, offen und liberal. Als erstes Land der Welt ermöglichten sie die Homo-Ehe, ließen die Sterbehilfe zu, und führten als eines der ersten Länder das Frauenwahlrecht ein und schafften die Todesstrafe ab. Sie lockerten die Drogenpolitik und liberalisierten das Glücksspiel.
Bei der Einwanderungspolitik setzte man eher auf Multikulti statt wie in Deutschland auf Integration. Die Migranten sollten ihre eigene Sprache sprechen und in ihrer eigenen Kultur leben können, wodurch fast ausgeschlossen war, dass sie Teil der Gesellschaft wurden. Nach und nach hat sich das niederländische Volk in zwei Teile gespalten, in Weltoffene und Nationalisten.
Bei der Parlamentswahl 2017 erreichte die PVV, die rechtspopulistische Partei für die Freiheit des Islamkritikers Geert Wilders mit 13,6 % der Stimme den zweiten Platz. Sieger wurde die konservativ-liberale Volkspartei VVD von Mark Rutte. Dennoch hat die VVD Wähler verloren und die PVV Stimmen hinzu bekommen.
2019 bei den Provinzwahlen verloren beide Parteien viele Stimmen an die erst zwei Jahre zuvor gegründete Partei Forum voor Democratie FvD von Thierry Baudet, die zum ersten Mal an einer Wahl teilnahm. Baudet ist gegen die EU, gegen Immigration, gegen eine aktive Klimaschutzpolitik und für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen, für eine bessere nationale Verteidigung und für die Erhaltung niederländischer Werte.
Die Partei des Regierungschefs Mark Rutte, VVD, hatte die Mehrheit verloren und ist seitdem für die Durchführung von Gesetzesvorhaben auf einen Koalitionspartner angewiesen.

Tulpensträuße © ekö
Kein Frühling ohne Tulpen aus Holland © ekö

Typisch niederländisch!

Die Niederlande sind für manches Klischee gut, allen voran Tulpen, Käse, Windmühlen und Radfahrer. Stimmt alles.

Derzeit werden in den Niederlanden jährlich etwa 2 Milliarden Tulpen produziert. Sie sind der größte Tulpenproduzent weltweit. Seit Jahrhunderten werden hier Tulpen gezüchtet und exportiert. Es gibt mehr als tausend Züchtungen, die im Frühjahr auf 9500 ha Anbaufläche in allen möglichen Farben blühen.
Das Mekka für alle Tulpenliebhaber ist Keukenhof, wo die Tulpenpracht auf 32 ha die Besucher in wahre Begeisterungsstürme versetzt.

Die kanadische Hauptstadt Ottawa feiert jedes Jahr im Mai zwei Wochen lang das Canadian Tulip Festival, dessen Ursprung auf ein Ereignis im Januar 1943 zurückgeht. Die niederländische Königsfamilie hatte während des 2. Weltkriegs Zuflucht in Ottawa gefunden. Hier wurde am 19. Januar 1943 Prinzessin Margaret geboren. In die Thronfolge darf nur eintreten, wer auch in den Niederlanden geboren wurde. Also hat man kurzerhand den Raum, in dem die Geburt stattfinden sollte, vorübergehend zu niederländischem Staatsgebiet ernannt. Als Dank sandte das Königshaus später 100.000 Tulpenzwiebeln nach Ottawa, und jedes Jahr werden weitere geliefert. Mittlerweile blühen die Tulpen millionenfach in der ganzen Stadt und ziehen Besucher aus nah und fern an.
Die Niederlande sind in Europa Marktführer beim Export von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Produkten und befinden sich weltweit auf dem zweiten Platz hinter den USA. In Deutschland kommt kaum ein Blumenladen ohne die Ware aus den Niederlanden aus. Ebenso ist es beim Gemüse, das auf einer Fläche von 87.000 ha (2017) angebaut wird. Dazu kommen noch die Gewächshäuser, von denen weltweit die meisten in der Gemeinde Westland in Zuid Holland zu finden sind. Die niederländischen Agrarexporte betrugen 2018 90 Milliarden Euro.

Käse © ekö
Käse bis unter die Decke © ekö

Käse gehört zu den frühesten Klischees der Niederlande, seit Jahrzehnten typisch holländisch präsentiert durch „Frau Antje“, der Werbefigur des niederländischen Molkereiverbandes. Es gibt unendlich viele verschiedene Käsesorten, wobei in deutschen Supermärkten oft nur Massenware zu finden ist. In niederländischen Käseläden oder auf Käsemärkten wird weniger nach Ortsherkunft (Gouda, Edamer, Maasdammer, Leerdammer usw.) unterschieden, sondern nach Reifegraden, Zutaten und Geschmacksrichtungen, die dem Käse oft auch außergewöhnliche Farben und Geschmacksnuancen verleihen. Die Niederlande liegen zwar bei der Käseproduktion weltweit an der Spitze, beim Käsekonsum stehen sie mit 21,6 kg pro Kopf im Jahr allerdings erst an achter Stelle.

Holländische Windmühle © David Mark-Pixabay.com
Typisches Landschaftsbild in den Niederlanden
© David Mark-Pixabay.com

Der Bestand an Windmühlen geht in den Niederlanden zwar zurück, doch es sind immer noch mehr als tausend, die verschiedene Zwecke erfüllen: als Sägemühle, zum Mahlen von Korn oder zum Trockenlegen von Poldern. Sie sind eines der Wahrzeichen des Landes. Die typische Holländische Mühle lässt sich im oberen Teil drehen, so dass sich der Wind aus jeder Richtung nutzen lässt. Am jährlich im Mai stattfindenden Nationalen Mühlentag können 600 von ihnen besichtigt werden.

Fahrräder/Fiets © Ralf Gervink-Pixabay.com
Fahrräder in Amsterdam © Ralf Gervink-Pixabay.com

In den Niederlanden gibt es mehr „Fiets“ (Fahrräder) als Einwohner. Sämtliche Einwohner aller Altersstufen treten statistisch gesehen pro Kopf und Jahr ungefähr 1.000 km in die Pedale. Das Land weist keine nennenswerten Steigungen auf, das 30.000 km lange Radwegenetz ist sehr gut ausgebaut. Wie in vielen anderen Ländern ist auch hier das E-Bike auf dem Vormarsch.

Die großen Künste wären ohne die Niederlande wesentlich ärmer. Die Malerei wurde geprägt durch so große Künstler wie Rembrandt, Frans Hals, Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel der Ältere und der Jüngere, Peter Paul RubensJan Vermeer, Piet Mondrian, M. C. Escher und Vincent van Gogh. In jedem Jahrhundert waren Niederländer vertreten. 

In der Literatur haben Autoren wie Cees Noteboom, Maarten `t Hart, Jan de Hartog, Harry Muliusch, Janwillem van de Wetering und Anne de Vries auch ihre Leserschaft im deutschsprachigen Raum. Bei den Kinderbüchern waren dies vor allem Meindert de Jong, Anne de Vries und Tonke Dragt.

Einen Literatur-Nobelpreisträger haben die Niederlande nie hervorgebracht, doch in den anderen Kategorien gleich 21, darunter zwei Friedensnobelpreisträger.

Der größte musikalische Exportschlager in den 1960er Jahren war 1955 geborene Hein Simons, genannt Heintje, der die Mutterherzen mit „Mama“ zum Schmelzen brachte und in Deutschland bis zu seinem Stimmbruch eine Goldene Schallplatte nach der anderen und weitere Auszeichnungen einheimste.
In seine Fußstapfen trat in den 1990er Jahren Jantje Smit, nur mit dem Unterschied, dass dieser im eigenen Land wesentlich erfolgreicher war, was acht Platin Schallplatten in den Niederlanden beweisen. Mit Florian Silbereisen und Christoff de Bolle gründete er als Jan Smit 2015 die vor allem in Deutschland sehr erfolgreiche Band Klubbb 3.
Eloy de Jong, früher bei Caught in the Act, hat eine erfolgreiche Solokarriere gestartet.
Die Popband George Baker Selection war fast 20 Jahre lang in den Niederlanden in den Charts, mit Paloma Blanca in Deutschland immerhin 37 Wochen hintereinander.
Die Band Pussycat, bestehend aus drei Schwestern, landete 1975 mit Mississippi ihren größten Hit. In den Niederlanden hielten sie sich acht Jahre in den Charts.
1961 wurde in Den Haag die international bekannte und erfolgreiche Popband Golden Earring gegründet. Fast 60 Jahre danach gibt es sie noch immer.

John Lennono © Stuart Hampton-Pixabay.com
Make love, not war © Stuart Hampton-Pixabay.com

In den 1960er Jahren war Amsterdam das Zentrum von PROVO, einer anarchistischen Protestbewegung, die durch gewaltfreie Aktionen Aufmerksamkeit erregen wollte. Das kam dem Beatle John Lennon und seiner Frau Yoko Ono gerade recht. 1969 demonstrierten sie im Hilton Hotel Amsterdam in der Suite 902 gegen den Vietnamkrieg und für den Frieden und empfingen die internationalen Reporter und Journalisten im Bett.

Aus Maastricht stammt der bekannte Violinist André Rieu, Leiter des Johann Strauss Orchesters und Musikproduzent. Mit seinem Orchester spielt er, oft vor großer Kulisse, klassische Musik, die er als Dirigent gleichzeitig mit seiner Violine begleitet und dabei noch locker durchs Programm führt.

In der Musik und in der Literatur hat sich Herman van Veen einen Namen gemacht. Er ist seit fast 50 Jahren erfolgreich. 1999 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wegen seines Beitrags zur deutsch-niederländischen Verständigung.

Johannes Heesters aus Amersfoort hat in den 108 Jahren seines Lebens unzählige Filme gedreht, zahlreiche Platten herausgegeben und alle nennenswerten Preise verliehen bekommen, darunter etliche für sein Lebenswerk. In seiner Heimat war er umstritten, da er in Deutschland auftrat, während deutsche Truppen sein Land besetzt hatten.

Das deutsche Fernsehen trauert noch heute um den 2006 verstorbenen Showmaster und Entertainer Rudi Carell.
Dagegen fast vergessen ist sein Vorgänger Lou van Burg, der als einer der ersten Spielshows ins deutsche Fernsehen brachte.

Wer kennt schon Margaretha Geertruida Zelle aus Leeuwarden? Sie war eine exzentrische Künstlerin und Nackttänzerin und wurde unter dem Namen Mata Hari im Ersten Weltkrieg als Doppelagentin bekannt.

In Südafrika wurde 1652 von dem Niederländer Jan van Riebeeck eine Versorgungsstation für die Schiffe der VOC auf ihrer Indien-Route gegründet. Die Siedlung, das heutige Kapstadt, wuchs und war 200 Jahre in niederländischem Besitz.
1866 wurde auf der Farm der Brüder Johannes Nicolaas und Diederik Arnoldus de Beer der erste Diamant gefunden. Dieser Fund löste einen Rausch aus, und bald schon gruben Unmengen von Diamantensuchern völlig unkontrolliert auf dem Gelände. Die de Beers verkauften ihren Besitz und verließen das Land. Ihr Name wurde von der 1888 gegründeten De Beers Consolidated Mines Limited übernommen. Heute ist de Beers der weltweit größte Diamantenhändler und produziert im Jahr Diamanten von insgesamt mehr als 50 Millionen Karat, sämtlich aus eigenen Minen.

Das Königspaar © David Mark-Pixabay.com
König Willem Alexander und Maxima © David Mark-Pixabay.com

In der Geschichte des Königreichs der Niederlande Oranien-Nassau ist Willem Alexander der siebente König. Er folgte 2013 seiner Mutter Beatrix auf den Thron. Wie in anderen Monarchien auch hat er in erster Linie repräsentative Verpflichtungen. Seine Gattin Maxima ist sehr populär und hat nicht unwesentlich zum Ansehen des Königshauses in der Öffentlichkeit beigetragen. Das Paar hat drei Töchter.

Die Niederlande sind eines von vier Euro-Ländern, die aufgrund eines Generationswechsels in der Monarchie die Motive ihrer Münzen neu gestalten mussten. Nach Königin Beatrix ziert nun König Willem Alexander die Geldstücke.

Die Niederländer feiern gerne mit ihrem Königshaus. Der Königstag wird am 27.4., dem Geburtstag des Königs gefeiert. Es ist ein ausgelassenes, lustiges Fest für alle Bevölkerungsschichten und eine landesweite riesige Party. An keinem Tag sieht man mehr Personen mit orangen Perücken auf den Straßen als äußeres Zeichen der Königstreue.

Nationalfeiertag ist der 5.5. An diesem Tag im Jahr 1945 kapitulierten die deutschen Truppen in den Niederlanden und setzten der fünf Jahre währenden Besetzung des Landes ein Ende.

Matjes © Jenny Friedrichs-Pixabay.com
Jeder Matjes ist ein Hering, aber nicht jeder Hering ein Matjes
© Jenny Friedrichs-Pixabay.com

Der Fähnchentag hat nichts mit dem Königshaus zu tun, er bezeichnet den Beginn der Fangsaison für Heringe und wird vor allem in Scheveningen gefeiert. Früher wurden an diesem Tag die Fischerboote mit Fähnchen geschmückt, bevor sie zum Heringsfang in See stachen. Die Fangmethoden haben sich über die Jahre geändert, am Fähnchentag halten aber noch viele Orte fest.
Die niederländische Heringsspezialität ist der Matjeshering. Matjes sind laut Wikipedia „besonders milde, vor Erreichen der Geschlechtsreife verarbeitete Heringe, die im traditionellen Verfahren durch fischeigene Enzyme in einer Salzlake gereift sind.“ Was ein echter Niederländer ist, der verspeist den Matjes auf diese Weise: Die Filethälften hängen am Schwanz zusammen, dieser wird gepackt, der Kopf in den Nacken gelegt uns schon verschwindet voller Behagen den Fisch im Mund.

Etwa die Hälfte des Landes liegt weniger als einen Meter, ungefähr ein Viertel unterhalb des Meeresspiegels. Die mehr als 450 km Küstenlinie müssen gut geschützt werden, damit das Land nicht noch einmal von solch einer verheerender Sturmflut wie 1953 heimgesucht werden kann, in der damals 1835 Menschen und hunderttausende Tiere ertranken. In den folgenden 25 Jahren wurde das Delta Projekt realisiert, eine Reihe von Dämmen und Sperrwerken, die dazu dienten, die unter dem Meeresspiegel liegenden Teile der Provinzen Seeland, Noord Brabant und Zuid Holland vor Überschwemmungen zu schützen. Die durch die Mündungsarme von Maas und Rhein sehr stark zerklüftete Küstenlinie wurde dadurch um fast 300 km verkürzt. Ein Teil der Deltawerke ist das beeindruckende drei km lange Oosterschelde Sturmflutwehr. Die Tafelschütze (Stahltore) zwischen den 65 Betonpfeilern können bei drohender Sturmflut geschlossen werden. 1986 wurde dieses „achte Weltwunder“, eines der größten Bauprojekte der Welt, von Königin Beatrix eingeweiht.

Afslotdijk ©Noverodus-Pixabay.com
Der Afslotdijk hat eine Länge von 32 km
© Noverodus-Pixabay.com

Schon im 17. Jahrhundert wurde der Gedanke ins Auge gefasst, alle Inseln von Texel bis Schiermonnikoog durch eine feste Landbrücke miteinander zu verbinden. Allerdings dauerte es noch 300 Jahre, bis das Projekt in stark abgespeckter Form Gestalt annahm. In den Jahren 1920 bis 1932 wurde der Afsluitdijk (Abschlussdeich) gebaut, der die Zuidersee gegen die Nordsee abschloss und zum Ijsselmeer machte. Die Inseln Marken und Urk wurden durch Deiche mit dem Festland verbunden und Polder trockengelegt, wobei viele Windmühlen zum Einsatz kamen. Mit den Jahren entstand durch Landgewinnung Flevoland, eine neue Provinz, die mehr als 400.000 Menschen neuen Lebensraum bot.

Delfter Keramik © Ellen26-Pixabay.com
Delfter Fayencen mit aufwändigem Dekor
© Ellen26-Pixabay.com

Im 16. Jahrhundert wurde für teures Geld Porzellan aus China nach Europa importiert. Ende des Jahrhunderts konnte man in einer Manufaktur in Delft eine preiswertere Alternative herstellen mit blauem Dekor, das Delfter Blau. In der Zeit bis 1750 entstanden viele Keramikunternehmen, die in alle Welt exportierten, bis die Keramiken um 1800 in England billiger produziert werden konnten. Es wurden Deko-Artikel und Gebrauchsgegenstände produziert. Heute ist von all den Unternehmen nur noch eines übrig geblieben: Royal Delft, das seit 1653 gut im Geschäft ist.

An deutschen Feiertagen machen sich in Grenznähe wahre Heerscharen zum Einkaufen „nach Holland“ auf. Käse, Obst und Gemüse, aber auch der Kaffee, ist im Nachbarland eindeutig preiswerter. Zigaretten kosten allerdings etwa 20 % mehr als in Deutschland. Auch gibt es in niederländischen Supermärkten einige Dinge, die man in deutschen Läden oft vergeblich sucht oder nur schwer findet, zum Beispiel Honigkuchen, der gern zum Frühstück gegessen wird, Stropwaffeln (doppelte, dünne Waffeln mit Karamellfüllung, manchmal noch zusätzlich gesalzen), Schokostreusel und -flocken fürs Butterbrot oder salzige Erdnussbutter. Als schneller Snack bieten sich die legendären Pommes frites an, am besten in Kombination mit Kibbelingen, in Backteig fritierte Fischfiletstückchen oder Poffertjes, kleine dicke Pfannkuchen mit geschmolzener Butter und Puderzucker. Sehr beliebt als Fastfood sind auch Frikandellen, schmackhafte Bratrollen, die in vielen Variationen angeboten werden.
Eine Besonderheit sind auch die Muisjes, Anisstreusel, die auf Zwieback gegessen werden. Zur Geburt eines Kindes gibt es sie sogar wahlweise in Hellblau oder Rosa, und wenn es Nachwuchs im Königshaus gibt, in Orange.

Anders als in Deutschland ist in den Niederlanden ist der Besitz von Haschisch und Marihuana in kleinen Mengen zum persönlichen Gebrauch erlaubt. Der Verkauf an Personen über 18 in einer Menge von maximal 5 g pro Kopf erfolgt in Coffeeshops. Auch der Anbau von Cannabis ist legalisiert worden, die Samen kann man überall erwerben. Damit sollen Straßenverkauf und Schwarzmarkt eingedämmt und eine staatliche Kontrolle ermöglicht werden. Unumstritten ist die Legalisierung nicht, aber die Gegner der Drogenpolitik sind in der Minderzahl.

Fährt man mit dem Auto durch die Niederlande, fällt auf, dass bei vielen Häusern die Gardinen an den oft sehr großen Fenstern fehlen und man den vollen Ein- oder Durchblick in die Wohnungen hat. Hier wird signalisiert, dass man nichts zu verbergen hat. Oder sind Fenster einfach billiger als Steinwände? Dass eine Abgabe für das Aufhängen von Gardinen entrichtet werden musste, eine Gardinensteuer, ist nicht wahr.

Holzschuhe © ekö
Klompen dienen als Sicherheitsschuhe für Fischer und Bauern und halten die Füße trocken. © ekö

Die niederländischen Klompen, ganz aus Holz hergestellte Schuhe, sind ein beliebtes Souvenir für Touristen. Ohne Dekor werden sie in ländlichen Bereichen und zu Trachten jedoch immer noch getragen. Die Holzschuhe haben mit dem Holzschuhtanz in Lortzings Oper Zar und Zimmermann sogar in die klassische Musik Einzug gehalten.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft waren die Niederlande seit 1934 neunmal dabei und wurden 1974, 1978 und 2010 jeweils Zweiter, 2014 Dritter und 1998 Vierter. Für die Weltmeisterschaften 2002 und 2018 hat sich die Niederländische Nationalmannschaft nicht qualifizieren können.

Giethoorn in Overijssel © ekö
Giethoorn, das wohl schönste Dorf der Niederlande © ekö

Grachten sind schon vor Jahrhunderten angelegte Gräben zur Entwässerung oder für den Warentransport, bisweilen auch zur Verteidigung. Heute gehören diese Grachten zum Ortsbild sind vielerorts zu touristischen Attraktionen geworden, auf denen auch Bootsfahrten angeboten werden. Am bekanntesten für seine Grachten ist Amsterdam, weitere Städte mit Grachten sind Alkmaar, Delft, Dordrecht, Gouda, Groningen, Haarlem, Leeuwarden, Leiden, Utrecht und Zwolle. Ein besonders schöner Ort mit Grachten ist das kleine autofreie Dorf Giethoorn in der Provinz Overijssel, wo die vielen Grachten von 180 Brücken überspannt werden.

Die Niederlande sind die Heimat der Center Parks, von denen über das ganze Land verteilt neun Stück existieren. Es handelt sich dabei jeweils um eine kleine Welt für sich, in schöner Landschaft gelegen, mit Läden und Restaurants, Wald und Strand, Erlebnisbad und Spielzentrum, Tropen- und Dschungel-Attraktionen, Sportmöglichkeiten für alle Altersgruppen, Kindergärten und oft auch mit Hotels.

Lange Zeit herrschte zwischen Deutschland und den Niederlanden ein eher gespanntes Verhältnis. Zwischen 1940 und 1945 hatten deutsche Truppen das Nachbarland besetzt und blockierten an September 1944 dessen Versorgung mit Brennstoffen und Lebensmitteln. Ein Hungerwinter war die Folge, dem 22.000 Menschen zum Opfer fielen. Einige Jahre lang wurde das Feindbild gepflegt, dann normalisierte sich das Verhältnis langsam wieder. Inzwischen ist Deutschland für unsere Nachbarn das Urlaubsziel Nr. 1.

Und wie sehen die Niederländer sich selbst? Sie leben nach der Maxime: „Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg“ – „Tu es einfach, das ist schon verrückt genug“.

(Edith Kölzer)

Gewusst? Hellsehen ist ein offizieller Ausbildungsberuf und die Kosten dafür trägt das Arbeitsamt – mit einer anerkannten Ausbildung winkt nämlich ein Job bei einem telefonischen Hellseher-Service. Im deutschen Sprachraum öffnet man die Exkremente-Schublade, um zu schimpfen, die Niederländer setzen hingegen auf den Geschlechtsteil-Wortschatz: Lief etwas schlecht, sagt man „kloten“ (Hodensack), „lul“ (Penis) ist nicht nur ein Körperteil, sondern auch das Vokabel für Blödmann. Außerdem wirft man in den Niederlanden Kloschüsseln, weil es Spaß macht, selbst Willem-Alexander ließ sich als Kronprinz am Königstag, dem 27. April, einmal zu einem solchen Wettbewerb überreden. Beim „swaffelen“ hingegen schlägt man das männliche Geschlechtsteil gegen ein Bauwerk – der Hintergrund: Ein Student aus den Niederlanden klopfte während eines Indienaufenthalts sein Geschlechtsteil gegen eine seitliche Mauer des Taj Mahals, filmte es und stellte es auf YouTube. Durchschnittlich arbeiten Holländer übrigens nur 30,6 Stunden pro Woche. Die Mehrzahl der Einwohner ist nicht gläubig und Hausgeburten sind in den Niederlanden ganz normal: 20 Prozent aller Babys erblicken zu Hause das Licht der Welt. Der Flughafen Schiphol liegt 3,35 Meter unter NAP (Normaal Amsterdams Peil) und ist der einzige Flughafen weltweit, der sich unter dem Meeresspiegel befindet. Und in Amsterdam kann man auch mit Noppes bezahlen: Es ist eine alternative Bezahlart, mit der sich Fahrräder kaufen und verkaufen und Haarschnitte und Übersetzungsservices bezahlen lassen – dabei fließt kein Geld, es wird getauscht. Stirbt jemand in Amsterdam und es nimmt niemand an der Beerdigung teil, dann verfasst der Lyriker Frank Starin einen Vers für ihn und liest ihn am betreffenden Grab vor.

 

Typisch holländisch! ist ein Auszug aus:

Länderklischees
Alle Iren haben rote Haare