Typisch slowenisch!

Wanderung ©Helena Volpi-pixabay.com
Bergsport, Wintersport, Wassersport - in Slowenien geht alles. ©Helena Volpi-pixabay.com

Was ist typisch slowenisch? *

Woran denkt man bei Slowenien als Erstes? So einigen fällt spontan nicht einmal der Name der Hauptstadt des kleinen Staates ein: Ljubljana. Und so manche betrachten das Land vermutlich auch nur als eines von mehreren, die mit dem Niedergang der Sowjetunion plötzlich auftauchten – sich aber irgendwie alle kaum unterscheiden lassen. Wer Slowenien aber einmal besucht hat, weiß, dass das österreichische Nachbarsland viel zu bieten und wenig mit seinen typischen Vorurteilen zu tun hat. Und das erkennen immer mehr: Slowenien wird als Urlaubsdestination nämlich immer beliebter und ist außerdem – abgesehen von seiner Lage am Balkan – ein eher westliches Land. Was aber ist nun typisch slowenisch und was ein Klischee? Werfen wir zunächst einen Blick auf die Geschichte.

Gemeinsame Vergangenheit mit der Slowakei
Zwar sind Slowenien und die Slowakei nicht das gleiche, doch haben die beiden Staaten in der Geschichte lange eine Einheit gebildet. Als die Magyaren – die Ungarn – sich dazwischen niederließen, wurde in den beiden Teilen der einstigen Einheit wortwörtlich nicht mehr dieselbe Sprache gesprochen. So ist das Slowenische heute eine Mischung aus mitteleuropäischen Einflüssen und Elementen des Balkans – und das gilt wohl auch für Slowenien an sich.

Erst mit Beginn der Österreich-Ungarischen Monarchie erfolgte eine Reunion mit der Slowakei, und daraus resultieren auch einige kulturelle Gemeinsamkeiten. Und ebenfalls aus dieser Zeit stammt möglicherweise der Ursprung, warum manche speziell die Slowenen als überordentlich beschreiben – auf jeden Fall ist der Staat seither westlich geprägt. Das gilt eben auch in Sachen Pünktlichkeit: Die Slowenen legen darauf nämlich größten Wert – und sollen hier den Deutschen kaum nachstehen. Das trifft – entgegen der herrschenden Meinung vieler – übrigens auch auf den öffentlichen Verkehr zu. Auf Busse ist in dem Land Verlass – übrigens generell: Denn das Netz ist hier sogar so weit ausgebaut, dass man selbst ohne eigenes Gefährt fast alle Orte im Land problemlos erreichen kann, das allerdings auch nicht sehr groß ist.

Triglav © sosinda-pixabay.com
Bergpanorama in den Julischen Alpen © sosinda-pixabay.com

Klein, aber äußerst fein
Zwar zählt der Staat nicht zu den größten in Ost- und Südeuropa, das trägt aber wohl auch zu seinem besonderen Flair bei. So beherbergt Slowenien auf seinen 20.273 Quadratkilometern Fläche lediglich 2,1 Millionen Menschen – und mehr als 200.000 davon leben in der 230 231 Hauptstadt. Diese ist jedenfalls besonders bekannt für ihre quirlige Altstadt, außerdem sind jedes Jahr unzählige kulturelle Veranstaltungen ein Anziehungspunkt für Besucher. Und auch die abwechslungsreiche Landschaft begeistert viele: (Berg-)Seen, Flüsse, Höhlen und Alpen prägen Slowenien – auch alles vereint im bekannten Nationalpark Triglav. Außerdem sind die pittoresken Küstenorte, wie etwa Portoroz, bei Touristen beliebt. Dort lässt sich – wie überall im Land – mit Blick aufs Meer besonders gut speisen und edle Tropfen genießen.

Kulinarische Köstlichkeiten
Zu Recht und besonders stolz sind die Slowenen nämlich auf ihren herrlichen Wein und ihren hervorragenden Fisch, der vor allem in den Hafenstädten Gourmets begeistert. Doch durch das gesamte Land unternehmen Genussliebhaber kulinarische Reisen: Aufenthalte in sonnigen Weinbauregionen sind dabei ebenso fixer Bestandteil wie etwa der Besuch des Schokoladefestivals oder das Verkosten der bekannten Krainer Wurst oder der Potica – kulinarischen Genuss zelebriert man hierzulande nämlich kaum wie sonst irgendwo auf der Welt. Und auch Gastfreundschaft wird in Slowenien großgeschrieben – das gilt ganz besonders für Urlauber aus der EU. Mitglied der Europäischen Union sind die Slowenen nämlich sehr gern und ihre westlichen Nachbarn mochten sie schon immer sehr. Eine große Schwäche haben die Slowenen aber wohl auch für Bienen.

Imkerei © rpn-pixabay.com
Bielen haben es gut in Slowenien © rpn-pixabay.com

Land der Bienenfreunde
Denn in dem kleinen Land gibt es 90.000 Imker – das ist angesichts der Gesamteinwohnerzahl von rund 2 Millionen eine stolze Zahl. Vier von 1.000 Slowenen halten laut Angaben des slowenischen Imkerbundes ihre eigenen Bienen. Die Zahl in Deutschland liegt nicht einmal halb so hoch. Man könnte auch sagen, dass die Imkerei ein wesentlicher Bestandteil der Identität Sloweniens ist. Bienen gedeihen hier auch aufgrund der vielen Wälder und Wiesen und des günstigen kontinentalen Klimas besonders gut. Sogar in der Hauptstadt gibt es Hotels, die mit ihren eigenen Bienenstöcken werben. Außerdem konnte sich die slowenische Regierung bei den Vereinten Nationen dafür eingesetzt, den Weltbienentag einzuführen: Seit 20. Mai 2018 wird dieser nun gefeiert. Und auch wer Bienen-Wellness erleben möchte, sollte das kleine Land unbedingt besuchen: Apitherapie nennt sich dieser Trend. Dabei liegen Interessierte in einem Imkerhäuschen auf einer Liege. Mit Schlauch und Atemmaske versehen, wird dann etwa 45 Minuten lang die Luft direkt aus einem Bienenstock inhaliert. Ein enges Gitter sorgt dafür, dass es zu keinem direkten Kontakt mit den Bienen kommt. Die Wirkung erklärt sich aus den Spuren von Wachs, Propolis und Pollen in der Luft aus dem Bienenstock – das beruhigt die Atemwege und soll außerdem bei Bronchitis und Lungenentzündung lindernd wirken. Entspannend ist das Geräusch des niederfrequenten Brummens aus den Tiefen des Bienenstocks auf jeden Fall.

Der typische Slowene ist ein angenehmer Zeitgenosse
Man sagt den Slowenen nach, dass sie eher ruhig-konservativ sind, dabei aber sehr selbstbewusst und aufgeschlossen. Dazu passieren ihre tolerante Haltung und große Gastfreundlichkeit. So wundert es nicht, dass Slowenien im jährlichen „Global Peace Index“ 2019 den achten Platz von insgesamt 163 einnimmt.

(Elisabeth Pfurtscheller)

Postojna © Kraco_Boren-pixabay.com
Die Grotte von Postojna gehört zu den bekanntesten Tropfsteinhöhlen in Slowenien © Kraco_Boren-pixabay.com

Gewusst? Slowenien hat weltweit die größte Anzahl an Höhlen im Vergleich zu seiner Größe. Außerdem kommt auf 70 Einwohner ein Weingut oder ein Weinberg. Slowenien ist es als einziges Land, das nach der Euro-Einführung ein EU-Mitglied wurde, gelungen, schon 2007 auf die gemeinsame Währung umzustellen. An der slowenischen Drau wächst die älteste Weinrebe weltweit: Der „Blaue Kölner“ ist eine unverkäufliche Rarität – jährlich füllt man rund 100 Flaschen ab. Slowenien ist das drittwaldreichste Land in Europa: Knapp 60 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt – und jedes Jahr pflanzt man mehr als 1.200.000 weitere Bäume, was den Waldanteil noch erhöht. Außerdem hat Slowenien eine der größten Braunbär-Populationen in Europa: 500 bis 700 Exemplare sollen dort leben. Slowenien kann außerdem mit zahlreichen kulinarischen Festivals aufwarten: So gibt es das Salinen- und das Krautfest, den Bohnentag und den Kastaniensonntag. Wer schon immer in einer Gefängniszelle übernachten wollte, kann das in Ljubljana tun: Das Hotel Celica ist ein umfunktioniertes Militärgefängnis, das nun komfortable Gästezellen zu bieten hat. In dem Städtchen Žalec löscht Europas einziger Bierbrunnen den Durst seiner Besucher: Sechs Mikrobrauereien laden am Brunnen zum Verkosten ein – das funktioniert aber nur mit einem speziellen Glas, in das maximal ein Deziliter Bier je Sorte passen. Und im Skigebiet Krvavec ist es möglich, sein Dinner bei Kerzenschein in einer Skigondel zu genießen. Übrigens stammt die Ehefrau von Donald Trump aus Slowenien: Sie wuchs in Sevnica auf, als Slowenien noch zu Jugoslawien gehörte. Damals hieß sie Knavs mit Nachnamen. Sie ist erst die zweite First Lady, die nicht in den USA geboren wurde.

 

Typisch slowenisch! ist ein Auszug aus:

Länderklischees
Alle Iren haben rote Haare