Rundreisen durch Andalusien Teil 1

Die Reise in eine der Provinzhauptstädte erfordert aufgrund der Entfernung mindestens eine Übernachtung. Kleine Rundreisen mit dem Auto ermöglichen zusätzlich Abstecher in entlegene Dörfer und unberührte Naturlandschaften. Drei Vorschläge sind im Folgenden ausführlich beschrieben. Alternativ lassen sich die Provinzhauptstädte direkt erreichen und beliebig kombinieren. Die ALSA-Busse fahren günstig nach Granada, Córdoba und Sevilla, der Zug führt über Córdoba und Sevilla nach Cádiz. Es ist ratsam, Fahrkarten (AVE nur mit Reservierung!), Unterkünfte und limitierte Eintrittskarten (Alhambra!) vorab zu buchen bzw. zu kaufen.

Cabo de Gata © Hilbrecht - Reisebuch.de

Cabo de Gata und Granada (3 Tage/680 km)

Flamingokolonien und Vulkanküste, Europas einzige Wüste und das morgenländische Paradies

1. Tag: Málaga → Cabo de Gata, San José (300 km)

A-7 → Ausf. 305/N-340 Ri. Almuñécar → La Herradura/Avenida Marina del Este → N-340/A-7 → Ausf. 460 Ri. El Alquián/Cabo de Gata → N-349/N-344/AL-12 → AL-3115 Ri. San Miguel de Cabo de GataIglesia de La Almadraba de MontelevaFaro de Cabo de Gata → ALP-822 Arrecife de las SirenasSan José oder zurück AL-3115 → AL-3201 → AL-3108 Ri. San José

Nach einer einstündigen Fahrt auf der A-7 erreicht man die Provinz Granada mit ihrer 60 km langen gleichnamigen Küste, bekannter als Costa Tropical, geprägt von kleinen romantischen Buchten, Bananen- und Zuckerrohrplantagen. Die warmen nordafrikanischen Winde ermöglichen auch den ganzjährigen Anbau von Avocados und subtropischen Früchten.

Grenzstadt zur Provinz Málaga ist La Herradura mit dem kleinen Luxus-Yachthafen Puerto Deportivo de Marina Del Este, der sich friedlich an den großen Felsen Peñón de las Caballas (Makrelenberg) schmiegt und einen schönen Blick auf Almuñécar bietet. In der Bucht befindet sich für Taucher ein Unterwasserpark mit künstlich angelegten Riffen und den Überresten von 25 Galeeren der Spanischen Armada, die 1562 in einem Sturm sanken. Die Region steht unter Naturschutz.

Nach Queren der schaurig-schönen Plastikkulturen von Almería nähert man sich dem kleinen Fischerdorf San Miguel am Rand des naturgeschützten Cabo de Gata und den nahe gelegenen Salinas, die nicht nur der Salzgewinnung dienen, sondern Heimat von über 100 Vogelarten und einer Flamingokolonie sind.

Die gut ausgebaute Landstraße A-3115 führt zwischen dem Meer und den Salinen zunächst zu einer Siedlung der Salinenarbeiter und ihrer Kirche La Almadraba de Monteleva, einem beschaulichen Drehort diverser Musikvideos (No Angels „Still in love with you“) und Filme wie „Patton“.

Das Biosphärenreservat Cabo de Gata ist vom dunklen Vulkangestein der Gebirgszüge Sierra del Cabo de Gata und Sierra de la Higuera durchzogen. Höchste Erhebung ist der erloschene Vulkan Pico de los Frailes (493 m) zwischen San José und Los Escullos. In die steilen Küstenabschnitte eingebettete einsame Sandstrände sind teilweise nur in einem langen Fußmarsch zugänglich. Schon von Weitem ist auf einem Fels der Faro (Leuchtturm) mit seiner Aussichtsplattform zu sehen. Ein weiterer Mirador befindet sich am Felsenriff Arrecife de las Sirenas und ist nur über die baufällige ALP-822 zu erreichen, die durch die wilde Landschaft zwischen Zwergpalmen und Agaven weiter nach San José führt, wenn sie in der unverbauten Region nicht mal wieder unpassierbar ist. Alternativ fährt man zurück und navigiert auf die AL-3108.

Das romantische Fischerdorf San José liegt an einer seichten Bucht der Costa de Almería, ist überschaubar und bietet vor allem Ruhe und Besinnlichkeit. Auf der Hauptstraße Calle Correo befinden sich einige Geschäfte und ein Park. Eine Promenade führt entlang des Stadtstrandes zum Yachthafen und ist gesäumt von zahlreichen Restaurants.

Zu den spektakulären unberührten Stränden führt die bereits bekannte ALP-822, von dieser Seite eher ein Feldweg. In zwei Kilometer Entfernung liegt zwischen zwei Felszungen die Playa de los Genoveses, ein knapp 1.000 Meter langer Badestrand.

Weitere zwei Kilometer westlich gelangt man zum wohl berühmtesten Strand der Mittelmeerküste, der Playa de Mónsul. Die Playa ist mit grauem Sand und Vulkangestein bedeckt und diente einigen Filmen als Kulisse.

Auskunft

Oficina de Turismo de San José
Avenida de San José, 27

Westernfilm-Kulisse Mini-Hollywood © Hilbrecht - Reisebuch.de

2. Tag: San José → Granada (250 km)

San José → Al 3108 → ALP-826 Ri. RodalquilarCalle Apartadero/ Minas de Oro → zurück auf ALP-826 → AL-3106 Ri. A-7/ Almería Ausf. 452 → A-92 Ri. Granada → Ausf. 376 auf N-340° → Oasys MiniHollywood → zurück A-92 Ri. Granada → Ausf. 304 → A-4101/N-324 → Guadix/Cuevas de Guadix (Parken Plaza Padre Poveda) → A-4100 → A-92 Ri. Granada

Nach einer kurzen Fahrt durch die karge Wüstenlandschaft des Kaps wird man am Ortseingang des Bergbaudorfes Rodalquilar von einer metallenen Goldgräberstatue begrüßt. Bereits die Römer bauten hier Silbererze ab; vom 16. bis 20. Jahrhundert erfolgte der Abbau verschiedener Mineralien und endete in einem wahren Goldrausch. Vorbei an den Ruinen verlassener Häuser gelangt man zur stillgelegten Planta-Denver-Fabrik, die zwischen 1956 und 1966 das Gold durch Cyanidation von den Erzen trennte.
Tipp: Eintritt frei

Zwischen den Gebirgsketten der Sierra Alhamilla und Sierra de los Filabres liegt das einzige Wüstengebiet Europas, die Desierto de Tabernas. An das heiße, trockene Klima hat sich eine seltene Tier- und Pflanzenwelt angepasst, die auf Wander- und Jeeptouren durch die Steppenlandschaft erkundet werden können. Die ausgetrockneten Flussbetten (ramblas) führen nur während der Schneeschmelze Wasser.

In den 60er und 70er-Jahren ließ Sergio Leone gleich mehrere Westerndörfer in der bizarren Landschaft aufbauen, die über 270 Spielfilmen als Kulisse diente, denn verglichen mit Amerika waren die Produktionskosten wesentlich günstiger. Die Drehorte können in Themenparks besichtigt werden. Der hohe Eintrittspreis lohnt sich aber nur für echte Westernfans.

Oasys MiniHollywood
Carr. Nacional 340a, km 464,
Tabernas

Fort Bravo Texas Hollywood
Paraje del Unihay
Tabernas

Bei der Weiterfahrt durch die Hochebene fällt das Castillo de La Calahorra schon von Weitem ins Auge. Die Palastburg aus dem 16. Jahrhundert thront auf einem Berg, wurde nach italienischen Plänen errichtet und diente als Filmkulisse.

In Guadix gibt es etwa 2000 Höhlenwohnungen. © Hilbrecht - Reisebuch.de

Guadix liegt auf 950 m Höhe am gleichnamigen Fluss, mit den fast ganzjährig schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada im Hintergrund, und ist bekannt durch 2.000 Höhlenwohnungen (casas cuevas), in denen fast die Hälfte der Einwohner lebt. Das Höhlenviertel mit den weiß getünchten Schornsteinen auf den konischen Hügeln befindet sich im Süden der Altstadt. Teilweise sind diese Wohnungen luxuriös eingerichtet und als Hotel umgebaut. Einige Behausungen können besichtigt werden. Das Höhlenmuseum für Volkstümliche Bräuche veranschaulicht die Lebensweise der Bewohner und ihre Handwerksberufe. Guadix ist berühmt für seine Töpferkunst.
Plaza Padre Poveda

In der historischen Altstadt sind das mittelalterliche Judenviertel und die Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert mit ihrer barocken Fassade sehenswert.
Plaza de la Catedral

Auskunft

Oficina de Turismo Comarca de Guadix
Plaza de la Constitución 15-18

Die Alhambra auf dem Sabikah-Hügel von Granada © Hilbrecht - Reisebuch.de

3. Tag: Granada (1-2 Tage) → Málaga (130 km)

Granada → A-92 → A-45 Ri. Málaga

Wichtig: Alhambra-Tickets frühzeitig buchen, wahlweise vormittags (8.30-14 h) oder nachmittags (14-18 h/im Sommer bis 20 h). Der 30-minütige Zugang zu den Nasridenpalästen ist auf dem Ticket vermerkt und muss unbedingt eingehalten werden. Für den Weg vom Ticketschalter bis zu den Palästen werden 20 Minuten benötigt.

Granada, die letzte Bastion der Nasriden, liegt auf 700 Meter Höhe am Fuß der bis 3.500 Meter hohen Sierra Nevada. Für die Besichtigung der Alhambra benötigt man drei Stunden. Am Eingang erhält man einen detaillierten Plan mit zwei Rundgängen.

Auf dem Sabikah-Hügel präsentiert sich auf 13 Hektar vollendete arabische Baukunst mit muslimischen und persischen Stilelementen, unter denen das Spiel von Wasser und Licht eine zentrale Rolle einnimmt. Die rote Befestigungsanlage umfasst die Alcazaba, den Alhambra-Palast und die Alhambra-Gärten.

Die Alcazaba, auch rote Zitadelle genannt, wurde auf den Grundfesten einer römischen Befestigungsanlage gebaut und diente den Soldaten als Quartier. Von ihrem 26 Meter hohen Turm Torre de la Vela hat man einen herrlichen Rundblick auf die Sierra Nevada, die Stadt Granada und die Palastanlage.

Die Alhambra bildet einen Komplex aus drei Gebäuden: Der Palacio de Mexuar, dessen Patio mit Azulejos und Stuckarabesken verziert ist, der angrenzende Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) und der Turm Torre de Comares wurden von Yusuf I. erbaut. Im Palacio de los Leones (Löwenpalast) von Mohammed V. fasziniert der berühmte Löwenbrunnen. In der Medina befinden sich außerdem die Paläste Jusuf III. und Karl V., der in den Innenhof seines Renaissancebaus eine Stierkampfarena bauen ließ. Hier befindet sich auch ein Museum, das in sieben Sälen von der Kunst des Kalifats bis zur Kunst der Nasriden berichtet und kostenlos besucht werden kann. Auf dem Gelände findet man außerdem eine arabische Badeanlage, die Kirche Santa María und den Konvent San Francisco.

Der Sommerpalast der Kalifen mit seinen paradiesischen Gärten (Palacio de Generalife) liegt vor der Alhambra auf einer Anhöhe und besitzt einen bezaubernden Innenhof mit einem riesigen Wasserbecken, Kolonnaden und Pavillons. Die märchenhaften Gärten mit schattigen Plätzen zwischen bunten Blumen und kühlen Wasserspielen wurden nach dem im Koran beschriebenen Paradies erbaut.

Von der Microbus-Station vor der Alhambra führt ein Fuß-/Treppenweg Richtung Altstadt (1,5 km). Auf der Cuesta de Gomérez nimmt man die Treppen der Cuesta de los Infantes und gelangt zum hufeisenförmigen Portal des Corral del Carbón (Calle Mariana Pineda), der einzigen erhaltenen Karawanserei Spaniens. Nach Überqueren der Calle Reyes Católicos betritt man durch ein Tor die Alcaicería, den früheren Seidenmarkt, auf dem noch immer die Atmosphäre orientalischer Souks zu spüren ist.

Über die Plaza Bib-Rambla geht es zwischen Straßencafés und Blumenständen zur fünfschiffigen Catedral Santa María de la Encarnación (Gran Vía de Colón). Ihr Innenraum beindruckt mit einer Länge von 160 m und der halbrunden Capilla Mayor, die mit wertvollen Gemälden von Alonso Cano ausgestattet ist. An die Kathedrale wurde die königliche Kapelle Capilla Real angebaut (Calle Oficios), als Mausoleum für das bedeutendste spanische Königspaar Isabella von Kastilien und Fernando von Aragón. Auf den Grabmälern befinden sich die Marmorabbildungen der königlichen Hoheiten.

Der Aufstieg zum ältesten und authentischen Stadtteil El Albaicín beginnt an der Calle Elvira nördlich der Kathedrale. Nach einem Kilometer erreicht man durch ein Labyrinth aus steilen Treppen und engen Gassen, in denen traditionelles Kunsthandwerk angeboten wird, die Iglesia de San Nicolás und wird mit einem atemberaubenden Blick auf die Alhambra belohnt.

Östlich des Albaicín liegt der Berg Sacromonte, der im 16. Jahrhundert ein Pilgerort war. Von den zahlreichen Kreuzen, die den Weg zum Gipfel säumten, sind heute nur noch wenige zu sehen. Später entstand das Höhlenviertel Sacromonte, das von Gitanos (Roma und Sinti) und flämischen Künstlern bewohnt wurde. Auf dem Camino del Sacromonte befinden sich traditionelle Geschäfte, deren weiß getünchte Fassaden mit Kupfer- und Messingtöpfen verziert sind. Einige Restaurants zeigen Zambra-Flamenco, eine Flamenco-Show in orientalischem Ambiente.

Flamenco-Shows

Venta El Gallo
Höhlenflamenco mit/ohne Abendessen.
Nach Wahl geführte Besichtigung durch Sacromonte und El Albaicín.
Barranco de los Negros, 5
Reservierungen Telefon : 958 228 476

Cuevas Los Tarantos
Die Zambra-Flamenco-Show beinhaltet ein Getränk.
Nach Wahl Abendessen, Führung durch El Albaicín.
Camino del Sacromonte, 9
Reservierungen Telefon: 958 224 525

„Raíz y Duende“
Preiswerte Performance von Nachwuchskünstlern im Albaicín (nur Freitag + Samstag).
Cuesta San Gregorio, 30

Auskunft

Oficina Municipal de Turismo de Granada
Ayuntamiento de Granada
Plaza del Carmen

Oficina de Turismo
Patronato de Turismo de Granada
Calle Cárcel Baja, 3

Hilbrecht ANdalusien

 

 

Der Reiseführer von Brigitte Hilbrecht: Von Málaga durch Andalusien aus dem Reisebuch Verlag enthält weitere Reisetipps sowie viele Adressen und Empfehlungen für Hotels, Restaurants, Bars und Freizeitaktivitäten.