Prag Reiseführer / Weiterreise - Teil 2

Mladá Boleslav

Der Škoda ist wohl eines der größten Nationalsymbole Tschechiens. Und tatsächlich: Auf den tschechischen Straßen sieht man gefühlt wesentlich mehr Wagen des böhmischen Herstellers als anderswo. Die höchste Škoda-Dichte gibt es vermutlich – wohl auch bedingt durch die zahlreichen Firmenwagen – in Mladá Boleslav (Jungbunzlau). Hier hat der Automobilkonzern eines seiner Hauptwerke.

Das Škoda-Museum vermittelt einen spannenden Abriss über die Geschichte der Škoda-Autos. 1895 gründeten Václav Laurin und Václav Klement in Mladá Boleslav das Unternehmen. Sie waren mit der Qualität eines deutschen Fahrrades nicht einverstanden und beschlossen, es selbst besser zu machen. 1925 wurde die Firma an Emil Škoda, den Namensgeber, verkauft. Außer dem Museum gibt es freilich nach Voranmeldung auch die Möglichkeit, das Werk zu besuchen.

Abgesehen von der Automobilsparte in Mladá Boleslav produziert Škoda heute in Pilsen unter anderem Schienenfahrzeuge. Auch die neuesten Modelle der Prager Straßenbahn kommen von dort.

 

Brno/Brünn

Zweieinhalb Zugstunden östlich von Prag liegt Brünn, die „Hauptstadt Mährens“. Mit 380.000 Einwohnern ist es die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Die Beziehung zwischen den Bewohner Brünns und den Pragern ist angespannt: Die Prager halten Brünn für eine Provinzstadt, die Brünner werfen den Pragern vor, überheblich zu sein und ihre Stadt niemals zu verlassen. Beide mögen sie ein bisschen Recht haben. In jedem Falle ist Brünn absolut einen Besuch wert! In den letzten Jahren hat sich hier eine hippe Jugendkultur entwickelt. Gut übernachten lässt es sich im Hostel Mitte. In der Mährischen Galerie (Moravská galerie) gibt es bei kostenlosem Eintritt allerlei Kunst zu sehen. Und die von Mies van der Rohe entworfene Villa Tugendhat ist bis heute ein bedeutendes Architekturdenkmal und UNESCO-Welterbe (Voranmeldung erforderlich!).

 

Litomyšl

Litomyšl (Leitomischl) ist ein beschauliches Städtchen und definitiv eine Reise wert, wenn man den Zauber Mährens erkunden möchte. Neben dem Schloss, das von außen komplett mit Sgraffiti versehen ist und zum UNESCO-Welterbe gehört und dem Portmoneum mit allerlei Kunst und der außerordentlich farbenfrohen Inneneinrichtung von Josef Váchal, kann man hier auch das Geburtshaus Bedřich Smetanas besichtigen.

Seit 2012 wird alljährlich im Frühjahr feierlich die Kursaison eröffnet. Kursaison? In Litomyšl sprudelt keine einzige Quelle mit Heilwasser, es gibt auch keine besonders reine Bergluft oder ähnliches! Stattdessen ernannte man Litomyšl als Marketing-Gag zum „Kurort des Geistes“. Bei der Eröffnung der Kursaison ist auf den Straßen jeder in Kostümen aus den 20er- und 30er-Jahren unterwegs. Alte Drahtesel rollen durch die Gassen und stolze Besitzer polierter Oldtimer treffen sich zur Ausfahrt.

Olomouc

Olomouc (Olmütz), knapp zweieinhalb Zugstunden von Prag entfernt, ist ein guter Start für eine Erkundung Mährens. In der Innenstadt kann man sich gar nicht entscheiden, in welche Straße man einbiegen will, da jede spannend und schön erscheint. Auf dem Marktplatz steht die mittelalterliche Dreifaltigkeitssäule. Die Pestsäule ist seit dem Jahr 2000 UNESCO-geschützt.

 

 

Im Nationalpark Böhmische Schweiz © ronile - Pixabay.com

České Švýcarsko/Böhmische Schweiz

Die Böhmische Schweiz ist der östliche Teil des Elbsandsteingebirges. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Region als Ausflugsziel beliebt. Seit 2000 ist die Böhmische Schweiz als Nationalpark geschützt. Ein guter Start für Wanderungen ist der deutsch-tschechische Grenzort Hřensko (Herrnskretschen) direkt an der Elbe. Hier ist man gut auf die Touristen vorbereitet. Reist man mit dem Zug an, fährt man bis Schöna und überquert die deutsch-tschechische Grenze auf der Elbe – mit der Fähre. Das Pravčická brána/Prebischtor, das größte Felstor Mitteleuropas, ist das Wahrzeichen der Region. Der Blick ist einzigartig.

 

Gedenkstätte Konzentrationslager Theresienstadt

Auf halber Strecke zwischen Dresden und Prag liegt das Städtchen Terezín. Die dortige Festung wurde während der Zeit des Protektorats von den Nazis in ein KZ umgewandelt. Seit 1947 ist das Gelände eine Gedenkstätte.

 

Gedenkstätte Lidice

Am 27. Mai 1942 gelang es Jan Kubiš und Jozef Gabčík, zwei tschechoslowakischen Fallschirmspringern, ein Attentat auf den Stellvertretenden Reichsprotektor für Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, durchzuführen, der eine knappe Woche später starb. Böhmen und Mähren waren damals zusammen de facto ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches. Reinhard Heydrich war der oberste Kopf der Nazi-Administration. Nicht zu Unrecht hatte er den Beinamen „Henker von Prag“. Die Rache der Nationalsozialisten nach dem Attentat umfasste unter anderem die vollständige Vernichtung des Dorfes Lidice unweit von Prag. Der Großteil der Einwohner wurde wahllos hingerichtet. Heute befindet sich am selben Ort eine Gedenkstätte. An der Kirche Sv. Cyrila a Metoděje in Prag, in der Kubiš und Gabčík schließlich zu Tode kamen, findet sich heute eine Gedenkplatte, an der noch die Einschusslöcher von 1942 erkennbar sind.

 

Burg Křivoklát

Křivoklát ist eine weitere der vielen Burgen Böhmens unweit von Prag. Ein Besuch lohnt vor allem an den Adventswochenenden, wenn auf der Burg ein ganz wunderbarer Weihnachtsmarkt stattfindet.

 

Schloss Konopiště

Beim Rundgang in diesem wunderschönen Schloss am See in Benešov u Prahy, erfährt man einiges über das Leben des österreich-ungarischen Adels auf ihrem Lieblings-Sommersitz. Darüber hinaus kann man einen Ausschnitt einer reichen Sammlung von Jagdtrophäen bestaunen. An den Wänden finden sich tausende ausgestopfte Tierköpfe. Thronfolger Franz Ferdinand hatte jedes der Tiere selbst erlegt, bevor er in Sarajevo erschossen wurde.

 

Burg Loket

Die Burg Loket hat ihren Namen von ihrer geographischen Lage. Der beschauliche Ort liegt in einer Kurve der Ohře/Eger, die die Form eines Ellenbogens (loket) hat. Die Burg ist nicht überlaufen und ist gefühlt uneingeschränkt begehbar.

Hauser Prag Reisebuch Verlag

 

 

 

Ferdinand Hausers Reiseführer Prag: Am Puls der Stadt enthält weitere Reiseinformationen sowie viele Tipps und Adressen zu Hotels, Restaurants, Bars und Freizeitaktivitäten, zum Teil von Prager Stadtbewohnern selbst empfohlen.