Viele Canarios nehmen ihr Frühstück (desayuno) nicht zu Hause, sondern auf dem Weg zur Arbeit. Zeitungsblätternd stehen sie am Tresen ihrer Stammbar – der Barkeeper weiß schon Bescheid. Café solo (Espresso) und ein bocadillo (belegtes Brötchen) mit jamón (Schinkencocido oder serrano – gekocht oder roh), pata (Schweinebraten), lomo (Kassler) und/oder queso (Käse). Oder das gleiche als Toast (tostada, auch Sandwich genannt) mit einem Café con leche (Milchkaffee) oder einem café cortado (Espresso mit einem Schuß Milch). Unter Milch versteht man hier meist süße Kondensmilch. Wer das nicht mag, sagt »con leche natural« und bekommt H-Milch, denn frische Milch gibt es kaum auf den Inseln. Wie in ganz Spanien sind auch hier Churros beliebt, daumendicke, nicht sonderlich süße Spritzkuchenstangen, die – con chocolate – auch genüsslich in heißen Kakao getaucht werden.

Fruchtsäfte

Aus Südamerika stammen Fruchtsaftbars, die man nicht nur an der Bezeichnung Zumería, sondern oft auch an kleinen, mit exotischen Früchten gefüllten Netzbeuteln vor der Tür oder überm Tresen erkennt: mit Mangos, Papayas, Orangen (naranjas) und Bananen (plátanos). Die Säfte (zumos) werden vor den Augen des Kunden gepresst oder im Mixer mit Milch oder Wasser und viel Zucker zubereitet. Sie schmecken köstlich und kosten ab €2.

Wie die Einheimischen auf Teneriffa essen & trinken

Frühstück auf Teneriffa

Essengehen auf Teneriffa

Vamos a comer! (Gehen wir Essen: almuerzo = kleines Mittagessen, cena = großes Essen; außer am Wochenende immer abends). Nach dem Kellner (camarero) ruft man im Restaurant nicht mit Hola! (Hallo), sondern mit Oiga, por favor! (Hören Sie bitte!). Und »Guten Appetit« heißt »Buen provecho«.

An Wochenenden sind Städte wie Santa Cruz oder La Laguna ab Mittag wie ausgestorben. Dann fahren auch die weniger betuchten Familien mit Kind und Kegel zum Essen. Zuvor wird geklärt, ob die Fahrt bergauf oder bergab gehen soll, denn Fisch (pescado) gibt es überwiegend an der Küste, Fleisch (carne) mehr in den Höhenlagen. Zwischen 14 und 17 Uhr sind alle kanarischen Lokale und anschließend die Autobahnen gerappelt voll.

Vorspeisen auf Teneriffa

Tapas, die spanischen Antipasti, sind auf den kanarischen Inseln simpler als in Sevilla, Madrid oder Barcelona. Neben der oben aufgezählten Tapa-Standard-Palette finden sich noch Embutidos (Wurstsorten), z.B. ein Teller mit Oliven, Salami und Jamón Serrano, luftgetrockneter Schinken, der als Jamon Ibérico oder Pata Negra besonders köstlich und teuer ist. Beliebt ist auf Teneriffa Morcilla, gebratene Blutwurst mit Mandeln und Rosinen.

Tapas auf Teneriffa

Spanier kennen nur den Plural tapas, denn eine tapa ist so lecker, dass es selten bei einer bleibt. Tapa heißt »Korken, Deckel«. Andalusische Kellereiwirte sollen einst Salamischeiben auf das Weinglas gelegt haben, um lästige Fliegen am Nippen zu hindern. Von diesen Bodegas kamen die tapas ins Restaurant. Spanische Lokale kreieren ständig neue, kanarische servieren rustikale Appetizer: eingelegte Sardinen, Eiersalat, kleine Klopse, Würfelfleisch, dünne Kasslerscheiben. Am Tresen stehend verzichtet man oft darauf, danach noch in den Comedor (Speiseraum) zum Hauptgang zu wechseln. Dazu schmecken die Dinger in manchen Lokalen einfach zu gut.

Ein tolles Tapa-Restaurant ist das Arcon in Puerto. Montaditos (Schnittchen) sind eine Tapa-Variante; köstlich schmecken sie in der Casa Chano in Guamasa, Ctra. El Boquerón (Ausfahrt #14 Richtung Tacoronte, dann 1. Straße rechts bergab Richtung Boquerón; Tel. 922-636247, So Abend zu.

Besondere Tapas auf Teneriffa

Als Tapa zählen auch Lenteja (Linsensüppchen) oder gebratene Chipirones (Tintenfischchen), Gueldes (frittierte Jungfischchen) oder Queso Blanco (frischer Weichkäse) und Tortilla (ein Kartoffel-Gemüse-Omelett). Probieren sollte man Pulpo a la Gallega (dünne Krakenscheiben mit Cayenne) oder Pimientos de Padrón (kleine grüne Paprika mit grobem Salz gegrillt), und Pan Catalán (Toast-Häppchen mit Knoblauch-Tomaten-Sauce und Schinken). Der Übergang zwischen Vorspeise und Tapa bzw. halber Portion (media ración) eines Hauptgerichts ist fließend.

Wie die Einheimischen auf Teneriffa essen & trinken

Frühstück auf Teneriffa

Mit mehreren Personen kann man »para compartir« oder »a picar« (aufgeteilt/zum Picken) Essengehen. Dann weiß der Ober, dass er jeden Gang aufgeteilt auf einer großen Platte servieren muss, von der sich dann jeder nimmt. Das hebt die Geselligkeit.

Salate

Kanarische Salate (ensaladas) sind einfach und rustikal. Da es nur wenige Blattsalat-Sorten (lechugas) gibt, kommen Tomaten, Zwiebeln, Oliven, Mais, Paprika, Karotten, manchmal auch Kartoffeln, Avocados und Eier oder Ananas mit in die große Schüssel. Alles wird nur grob geschnitten, Olivenöl, Essig, Salz und Pfeffer getrennt gereicht. Eine Portion reicht für zwei, vor allem, wenn`s noch etwas anderes geben soll.

Suppen

In kanarischen Lokalen bekommt man häufig Escaldón de Puchero oder Escaldón de Pescado. Escaldón wird als klare Brühe separat gereicht und gewöhnlich mit Gofio angedickt. Verbreitet sind Potaje oder Sopa de Verdura (Gemüsesuppe), Potaje de Berros (Brunnenkresse) und die Sopa de Pescado (Fischsuppe).

Eintöpfe

Eintöpfe, die den Hauptgang ersetzen, sind Garbanzas bzw. Garbanzo compuesto (Kichererbsen mit Schweinefleisch), Rancho Canario (eine dicke Suppe aus Nudeln und Gemüse), Ropa Vieja (altes Zeug, d.h. zusammengekochte Reste) und der Puchero, eine kanarische Spezialität. Im Puchero werden folgende Gemüsesorten in großen Stücken gegart: mehrere Kürbisarten (calabaza), Bubangos (Zucchiniart), Kichererbsen (garbanzos), Maiskolben (millo), Porree, Süßkartoffeln (patatas) und mehrere Kohlsorten, sowie mindestens zwei Arten Fleisch mit Speck und Würsten.

Auf prunktvollen Hochzeiten wurde früher Puchero Canario de las Siete Carnes kredenzt: neben einem guten Dutzend Gemüsesorten und Speck kamen sieben Fleischarten: Kaninchen, Huhn, Rind, Kalb, Ziege, sowie Taube und Rebhuhn auf den Tisch.

Hauptgericht

Zu einfachen Fisch- und Fleischgerichten kommen immer auch Mojos (Tunken) und Papas (Pellkartoffeln) oder Batatas (Süßkartoffeln). Gemüse als Beilage zum Hauptgericht kennt man nur in der gehobenen, nicht aber in der einfachen kanarischen Küche.

Mojos

In zwei Schälchen werden immer Mojo rojo und/oder Mojo verde (rote/grüne Soße) gereicht und über den Bratfisch oder das Grillfleisch geträufelt. Die milde Mojo verde wird mit viel Petersilie, Koriander (cilantro) und auch Kreuzkümmel hergestellt. Die Mojo rojo (picón) ist schärfer, denn außer Knoblauch enthält sie auch rote Paprika und Chili. Ob rot oder grün, die Mojo-Zutaten werden erhitzt oder auch kalt ins Olivenöl eingerührt.

Papas arrugadas

Eine leckere Spezialität sind kleine Runzelkartoffel (arrugas = Runzeln), ein Nachfahre der peruanischen Urkartoffel »papa antigua«, die als Pellkartoffeln gereicht werden. Innen eigelb (»yema de huevo«), außen mit weißem Salzbelag, denn sie wurden rüher in Meerwasser (heute mit grobem Salz) gegart. Sind sie (nach 3 min!) halbgar, wird Flüssigkeit abgegossen, bis nur noch Salzwasser-Konzentrat auf dem nur zum Papas-Kochen verwendeten (nie abgewaschenen!) Topfboden verbleibt. Dann, mit einem Tuch bedeckt, schwenkend aufkochen, damit der Dampf entweicht, das Salz aber im Gefäß verbleibt. Es schlägt sich als weiße Kruste nieder und verrunzelt die Pelle. Ein ovaler grauer Callao-Kiesel vom Strand im Topf verhindert das Anbrennen. Nicht die weiße Salzschicht, sondern die Runzeln verraten also, ob die Papas original-kanarisch zubereitet wurden. Auf den Märkten (ab € 4/kg) findet man über ein Dutzend papas, wie borralla, azucena, melonera, autodate (aus dem Englischen: »out of date«) oder chineguas (= King Edward!). Beliebt sind die kleinen bonitas (schönen), teuer die negras (schwarzen).

Batatas

Erdartischocken sind urige Knollen kriechender Pflanzen, aber keine Kartoffeln. Zubereitung: waschen, schälen, mehrfach anstechen, einölen und kochen; oder in Folie eingewickelt backen. Sie schmecken süßlich und passen gut zu Fisch und Fleisch.

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