Koloniale Kapitale und Universitätsstadt auf Teneriffa
Kennzeichnung
An so einem 900 m breiten See gründete Teneriffas Eroberer Lugo 1496 die erste spanische Kolonialstadt La Laguna. Ihr Wahrzeichen, die Iglesia de la Concepción, stand damals nur einen Steinwurf vom südlichen Schilfufer der Lagune entfernt in der bukolischen Landschaft.
Der Ort war mit Bedacht gewählt. Weitab vom Meer lag die Stadt in 600 m Höhe geschützt vor Angriffen von See her und mitten in einer landwirtschaftlichen Schatzkammer, der fruchtbaren Hochebene von Aguere. Die Lagune ist längst ausgetrocknet und bebaut, doch günstig liegt die Stadt immer noch. Die Autobahn Santa Cruz-Orotavatal verläuft hier als nahe Stadttangente, an der auch der internationale Flughafen Tenerife Norte liegt. Die frische Bergluft tut vor allem im Sommer gut. Im Winter sind die häufigen Passat-Nebelschwaden nicht jedermanns Sache.
Universitäts- und Bischofsstadt
Steht Santa Cruz, das La Laguna 1823 den Rang als Hauptstadt ablief, mehr für das handeltreibende Bürgertum, so ist La Laguna mit 145.000 Einwohnern das altehrwürdige intellektuelle und religiöse Zentrum der Insel geblieben mit einer großen Universität (25.000 Studenten) und dem einzigen Bischofssitz des Archipels. Die Stadt wetteifert nicht mit den Santa Cruzer Ambitionen, durch städtebauliche Kraftakte Touristen anzulocken, sondern die Stadtväter konzentrieren sich geschichtsbewusst auf die sorgfältige Restaurierung ihres Zentrums, das 1999 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Die UNESCO würdigt damit das Siedlungskonzept als Anknüpfung an den platonischen Polis-Gedanken, wonach die Bewohner ohne Stadtmauern in einem harmonischen Raum friedlich zusammenleben. Der schachbrettartige Stadtkern von La Laguna wurde Vorbild für alle spanischen Kolonialstädte in Südamerika.
Ballungsraum
Alte und neue Hauptstadt sind mittlerweile zu einem Ballungszentrum mit 365.000 Einwohnern verwachsen, das in seinen Übergangszonen mit häßlichen Slums und Gewerbegebieten die »Bronx Teneriffas« bildet. EU-Gelder sollen hier nun helfen, die dringende Sanierung voranzutreiben.
Villenviertel
Doch gibt es in La Lagunas Norden auch angenehme, einfache wie reiche Vororte mit herrlichen Alleen, in denen kleine Stadthäuser und große Villen in blühenden Gärten auf ein gutes Leben der hier wohnenden Tinerfeños schließen lassen.
Einkaufen in La Laguna auf Teneriffa
Markt
Täglich bis 13 Uhr Lebensmittel, Fisch, Obst und Gemüse im Mercado an der Plaza de Cristo.
Am besten bummelt es sich in der Fußgängerstraße Calle Herradores, in der es – zumindest im Sommer – Straßencafés gibt.
Wein & Deli
La Laguna hat gute Delikatess-und Weinläden (Vinotecas) an der Plaza de Concepción.
El Lagar (großes Sortiment) hinter der Iglesia de Concepción links in die Calle San Antonio Richtung ZOB.
Buchläden
Librería Lemus, größte (Uni-) Inselbuchhandlung, Calle Heraclio Sánchez 64, Tel. 922-251145 und Calle Catedral 29, Tel. 922-251461.
• El Águila, Calle Obispo Rey Redondo 43, Tel. 922-259732.
• Atlantida Artesanía, viele Bücher über die Islas Canarias und landestypische Produkte, Calle Augustín 55
• Das umfangreichste Angebot an spanischer Literatur über die kanarischen Inseln findet man in der Libreria Identidad, verbunden mit der Casa Cultura de Canarias in Sichtweite des Busbahnhofs; Calle Daute/Cruz de Candelaria, Tel. 922-827800.
Einkaufscenter
Shopping Mall an der Nordautobahn, Ausfahrt #7a, als Parque Comercial ausgeschildert. Komplex mit Al Campo (Kaufhaus+Lebensmittel), C&A, IKEA, Leroy Merlin (Baumarkt), Spielwaren Toys-R-Us und Decathlon sowie Multicine mit 20 Kleinkinos.
Rundgang durch La Laguna auf Teneriffa
Plaza de Adelantado
Dieser nach dem Stadtgründer Adelantado (Pionier) Alonso Fernández de Lugo benannte Platz ist La Lagunas gute Stube. Ein Drago, Palmen, Laub- und viele Lorbeerbäume stehen so dicht, dass kaum ein Sonnenstrahl auf Beete und die charakteristischen steinernen Bänke mit ihren geschwungenen Armlehnen fällt.
Mercado de San Miguel
Täglich (auch So) bis 13 Uhr ist viel los auf dem Mercado Municipal. Hoch aufgetürmte Stände mit knackigem Obst und Gemüse lokaler Bauern. Fisch, Fleisch, Käse, Schnittblumen, Pflanzen – alles unter einem Dach. Z. Zt. ist das Marktgebäude wegen Renovierung geschlossen, Datum der Wiedereröffnung unklar.
»Ersatzmarkt«
Aber auch solange dieser Zustand anhält, lohnt ein Besuch der ausquartierten Stände, wiewohl der erste Eindruck der »Ersatzhalle« zunächst ernüchtert; täglich (auch So) bis 13 Uhr. Eine Bimmelbahn startet an der Plaza Adelantado bei den Regierungsgebäuden und bringt Besucher, wie Kunden kostenlos zur riesigen Plaza de San Francisco, auch Plaza del Cristo genannt. Besonders am Sonntagmorgen geht’s hoch her (montags nur wenige Stände). Auch zu Fuß ist es dorthin nicht weit: über die autofreie Calle Viana oder die Calle Nava de Grimón erreicht man das Provisorium in 10 Minuten. Die Grimón ist zugleich die Zufahrt für die Tiefgarage unter der Plaza del Cristo.
Start des Rundgangs
Gegenüber dem alten Marktgebäude befindet sich der gelbe Bau des Convento Santa Catalina. Von dort werden die Gebäude im folgenden rund um den Platz im Uhrzeigersinn beschrieben. Dazu wird die Plaza nach Nordosten über die Calle Obispo Rey Redondo verlassen.
Convento Santa Catalina
Schwere dunkle Holzportale und ein hölzerner Turmaufsatz (Ajimez), wie man ihn des öfteren in der Stadt sieht, schmücken das Convento aus dem 17. Jahrhundert. Sein Gitterwerk gewährte den Nonnen freie Sicht von oben, ohne sich selbst den weltlichen Blicken von unten aussetzen zu müssen; eine Einrichtung, die auf den starken arabischen Einfluss in Spanien zurückgeht. Das Convento ist heute stillgelegt. Nur sein Patio ist vom engen Durchgang der Calle Dean Palahi aus zugänglich.
Palacio de Nava
Dieser Palast aus schwerem grauen Stein (1585) rechts neben dem Convento soll zu einem Hotel umgebaut werden. Die ursprüngliche Renaissance-Fassade ist im Laufe der Jahrhunderte durch etliche manieristische, barocke und klassizistische Stilelemente verändert worden. Eine Besichtigung ist zur Zeit nicht möglich.
Ermita San Miguel
Gleich links neben dem alten Mercado steht die kleine Ermita San Miguel (1506). Sie bietet als Sala de Exposiciones wechselnde Ausstellungen. Der benachbarte neue Palacio de Justicia fügt sich harmonisch in die alte Gebäudereihe ein. Er bildet den Abschluss der unteren Platzseite.
Casa de Padre Anchieta
Die Hausnummer 10 neben dem Hotel Nivaria trägt den Namen des Jesuitenpaters Anchieta, dem Gründer Sao Paulos, der durch die Christianisierung Brasiliens in die Kirchengeschichte einging.
Hotel Nivaria
La Lagunas bestes Hotel bezieht seinen Namen aus der früheren kirchlichen Bezeichnung des Archipels, Obispado Nivariense (Bistum Nivaria). Erste Seefahrer hatten Teneriffa die »Schneebedeckte« genannt (Schnee heißt auf Spanisch nieve). Das graue Gebäude nebenan gehört der spanischen Telefónica.
Iglesia de Santo Domingo
Wer neben dem Hotel Nivaria in die Calle Santo Domingo einbiegt, sieht bald die Iglesia Santo Domingo. Die Anbauten der ursprünglichen Kapelle wurden im 17. Jahrhundert durchbrochen und erweiterten als Seitenschiffe diese einfache Kreuzkirche. Die Prozessionsmonstranz Custodia aus dem 18. Jahrhundert
(Ildefonso de Sosa) gilt als die kunstvollste der Kanaren. Die expressionistischen Fresken in Hauptschiff und Presbyterium stammen vom Kastilianer Mariano de Cossio. Die hohen Mauern an der Kirche gehören zum Dominikanerkloster, dessen Lehrstuhl für Grammatik, Logik und Philosophie (seit 1532) die erste höhere Bildungsanstalt in La Laguna war. Heute finden hier Ausstellungen statt; es lohnt ein Blick vom laufenden Holzbalkon.
Ayuntamiento und Casas Consistoriales
Das graue klassizistische Eckgebäude in der Calle Consistorio, Ecke Calle Obispo Rey Redondo an der Plaza Adelantado ist La Lagunas Rathaus (Ayuntamiento) und gehört zum Gebäudekomplex der Casas Consistoriales (Stadtverwaltung), der sich in der Calle Obispo Rey Redondo bis zur nächsten Querstraße zieht. Das rosafarbene Haus mit neogotischen Fensterornamenten links vom Ayuntamiento (Anfang 20. Jahrhundert) war das Antiguo Colegio de Las Domenicas und beherbergt heute das Stadtarchiv.
Casa del Corregidor
In der sienafarbenen Casa del Corregidor (Haus des Vogts, Calle Obispo Rey Redondo) residiert heute der Bürgermeister (Alcalde). Das Portal der Casa Corregidor (1545) wirkt durch seinen kunstvoll-plataresken Steinaufsatz besonders prächtig.
Casa del Alhóndiga
Alhóndiga bedeutet Kornmarkt. Dieses blaue Gebäude aus dem 18. Jahrhundert war früher einmal der Speicher des Rathauses für Weizen und Wein.
Casa del los Capitanes Generales
Der klassische Palast aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (auch Casa Alvarado Bracamonte genannt) war offizielle Residenz des Feldmarschalls von Teneriffa bis zum Jahre 1723. Besonders schön ist der Patio mit Säulen aus rötlichem Stein.
Calle Obispo Rey Redondo
An dieser engen Einkaufstraße befinden sich viele gute Bekleidungs- und Schuhgeschäfte. Typisch kanarisch ist die bedenkenlose Mischung von alten und neuen Gebäuden.
Plaza de la Catedral
Schier endlose schlanke Palmen, große Araucarias (Schirmtannen) und urige Drachenbäume prägen die Plaza de la Catedral, die begrenzt wird von einem kleinen Ententümpel. Schon 1511 stand hier eine kleine Ordenskapelle. 1820 erhielt die Santa Iglesia Catedral ihre heutige klassizistische Fassade.
Die massiven Innensäulen sind aus grauem Basalt. Rechts in der Seitenkapelle findet man ein barockes Retablo mit flämischen Gemälden, das der im Zentrum stehenden Virgin de los Remedios geweiht ist, etwas abseits den Grabstein des Eroberers von Teneriffa, Lugo.
Von außerordentlichem Reichtum zeugt auch die Marmorkanzel. Nur die Treppe ist aus dem hier sonst üblichen Baustoff Holz. Die vielen feinen Silberschmiede-Arbeiten stammen aus Córdoba und Südamerika.
Teatro Leal
Der Jugendstil-Bau (1915, Modernismo) bietet seit seiner Wiedereröffnung (2008) wechselnde Veranstaltungen, u. a. des Symphonie-Orchesters Tenerife (OST); schönes altes Café Parisino. Calle Obispo Rey Redondo 50; Kasse (Taquilla) Mo-Fr 10-14 Uhr und 17-20 Uhr, bei Veranstaltungen auch bis 21 Uhr; Tel. 922-255141, www.teatroleal.com.
Hotel Aguere
Gegenüber das Hotel Aguere mit lichtem, verglastem Patio und schönem Mamorboden (mit Café). Hier traf sich Anfang des 18. Jahrhunderts eine der inselweiten Tertulias, Diskutierzirkel, die für die aufklärerischen Ideen offen waren. Man reichte indizierte Bücher weiter, verfaßte politisch-satirische Flugschriften und förderte Schulwesen und Handwerk.
Plaza de la Concepción
Im spitzen Winkel trifft hier die Calle Obispo Rey Redondo auf die Calle Capitán Brotón und gibt der kleinen Plaza de la Concepción ihre dreieckige Form. Der Platz wird beherrscht von einer großen Schirmtanne, die alljährlich zur Weihnachtszeit über und über mit bunten Paketen geschmückt wird. Gourmets kommen im Bereich dieser Plaza gleich dreimal auf ihre Kosten:
Campos de Fresa (Tel. 922-261602), eine reichsortierte Vinothek mit Delikatessen, gegenüber die Pasteleria La Princesa (Tel. 922-251396) mit leckerem Gebäck und La Casa de Dario mit exquisiten Take-off-Gerichten (»para llevar«)
Iglesia de la Concepción
Schon von der Plaza sieht man das Wahrzeichen von La Laguna, den fast freistehenden Turm der Iglesia de la Concepción, der ältesten Kirche La Lagunas (1496). Sie wurde fortwährend baulich verändert. So finden sich neben Merkmalen der Renaissance auch gotische und barocke Stilelemente. Der Glockenturm wurde 1697 aus piedras molinos hochgezogen, besonders hartem Basalt, der an sich für Mühlsteine verwendet wurde. Seine Kanten bestehen aus dem üblichen dunkelgrauen Basalt.
Mo-Fr 9-17 Uhr kann man hinaufsteigen und den Blick über La Laguna genießen.
Das Hauptschiff ist durch Torbögen mit gelblichen und rosafarbenen Tuffstein-Säulen von den beiden Seitenschiffen getrennt. In den zum Turm aufschließenden Seitenkapellen sind kunstvoll geschnitzte Holzaltäre zu sehen. 1972 brach ein großer Teil des Mudejar-Daches ein und wurde durch eine unbemalte Kassettendecke ersetzt.
Besonders fein gearbeitet ist die barocke Kanzel aus Kiefernholz. Beeindruckend sind auch die Silberarbeiten, vor allem an dem wunderbaren Altar für die Señora de la Concepción. Und Keramik aus Sevilla schmückt das Becken, über dem auch schon Guanchen getauft wurden. Seit 1947 hat die Concepción den Status eines nationalen Kulturdenkmals.
Besuchszeit Mo-Fr 9-13 Uhr und 18-19.30 Uhr
Plaza Junta Suprema
Dem Kirchturm gegenüber zweigt die Calle Belén vom Ende der Calle Obispo Rey Redondo ab. Sie führt auf die Plaza Junta Suprema, einen mit herrlichen Araucarias bestandenen Platz.
Paseo Camino Largo
Von der Plaza Suprema ist es nicht weit zu einem schönen Wohnviertel La Lagunas. Über die Calle Belén trifft man geradeaus auf die Avenida Silverio Alonso, die einen über den Parque de la Constitución zum Paseo Camino Largo bringt. Diese autofreie, dicht mit Palmen bepflanzte Allee führt vorbei an alten Villen in üppigen Gärten: Wohnen in einer stillen Oase mitten in der Stadt.
Anschluss an den Stadtrundgang findet man über die Calle Rodríguez Moure, die auf die Calle San Augustín stößt.
Convento de San Augustín oder Cabrero Pinto
Der spitze Winkel der Plaza Junta Suprema zeigt in die Calle San Augustín, über die man an der Ecke Calle Rodríguez Moure zum Convento de San Augustín gelangt. Dieser weitläufige Gebäudekomplex mit baumbestandenem Eingangsbereich war bis zur Säkularisierung im 19. Jahrhundert Augustinerkloster und 1742-1747 Sitz der ersten kanarischen Universität. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde hier ganz weltlich studiert. Im Hauptteil des Konvents (schöner Patio) finden wechselnde Ausstellungen statt.
Casa Salazar
Auf der gleichen Straßenseite der Calle San Augustín folgt die Casa Salazar, ein Palast reicher Kaufleute aus dem 17. Jahrhundert, mit einer imposanten grauen, verschlossen wirkenden Fassade aus der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock (1664-81). Lange Zeit war der Bau als Kasino ein gesellschaftlicher
Treffpunkt, wo auch kulturelle Veranstaltungen stattfanden. Teobaldo Power, bekannter kanarischer Musiker, komponierte hier Teile der Cantos Canarios.
Dann beherbergte das Gebäude das Bistum Nivaria. Nach einem Brand im 2006 wird es zur Zeit renoviert.
Geschichtsmuseum
In der Calle San Augustín 22 (Ecke Calle Tabares de Cala) liegt die herrlich restaurierte Casa Lercaro (1593) der gleichnamigen genuesischen Kaufmannsfamilie. Es ist – weil es das Museo de Historia de Tenerife beherbergt – das einzige zu besichtigende Patrizierhaus in La Laguna. Allein deswegen lohnt ein Besuch.
Die Museumsabteilungen wurden mit viel Liebe informativ gestaltet. Thematisiert sind die Geologie der Insel, die Conquista (Eroberung), die Christianisierung, Sozialgeschichte als spanische Kolonie, Kartographie, Entwicklung von Handwerk wie Landwirtschaft, Emigrationswellen und ökonomische Umbrüche. Zwar erfolgen alle Erklärungen auf Spanisch, aber an der Kasse gibt es leihweise eine deutsche Übersetzung.
Di-So 9-19 Uhr, Mo geschlossen; Eintritt €3; Tel. 922-825949.
Zurück zum Ausgangspunkt
An der Ecke Calle Augustin/Calle Nava de Grimón erreicht man das Kasino von La Laguna. Hier handelt es sich wie beim (alten) Casino de Santa Cruz um einen Privatclub, der Anfang des 20. Jahrhunderts im damals modernen Sammelsurium von Stilen erbaut wurde. Über die Calle de Grimón erreicht man wieder den Ausgangspunkt Plaza del Adelantado.