Teide Nationalpark auf Teneriffa

Kaum ein Besucher Teneriffas fährt nicht mindestens einmal während seines Aufenthaltes in die Cañadas, sei es, auf eigene Faust im Mietwagen oder mit einer geführten Tour im Ausflugsbus. Letztere müssen sogar offiziell einen geologisch geschulten Reiseleiter dabei haben (klappt nicht immer).

Selbstfahrer genießen den unschätzbaren Vorteil der Flexibilität, nämlich nach Laune und Wetterlage das zu tun, was reizt und passt. An den Aussichtspunkten erklären geologische Tafeln auf Spanisch und Englisch die Vielfalt der Vulkanlandschaft.

El Portillo (2.030 m)

Restaurants
Der Bereich El Portillo (»kleine Pforte«) am Straßendreieck TF 21/TF 24 hat sich zur »Versorgungsetappe« des Parks entwickelt. An der TF 21, ein paar hundert Meter in Richtung Teide, befindet sich rechts das große Besucherzentrum mit botanischem Lehrpfad. Wiederum 1 km weiter sorgen drei Restaurants (am besten das Bamby mit Teideblick-Terrasse) für das leibliche Wohl der Ausflügler. Sieht man ab von der Cafeteria in Seilbahnstation, gibt es gastronomisch ansonsten nur noch das Parador Nacional, 15 km weiter, mit gutem Restaurant und Cafeteria.

Besucherzentrum

Tel 922-373391 tägl. 9-16 Uhr
Man betritt das Centro de Visitantes durch eine Lavatunnel-Nachbildung. Sehr anschaulich wird dort über die verschiedenen Laven und die Gesteinsarten informiert, die bei ihrer Abkühlung entstehen. Auch das Leben von Pflanzen und Tieren unter den extremen Klimabedingungen in dieser Gesteinswüste wird dokumentiert.

Sehr sehenswert ist der Film »Der schlafende Vulkan«, der die Entstehung der Insel, insbesondere der Caldera und des Teidemassivs, darstellt (fortlaufend, Dauer 10 min, Kopfhörer für deutsche Sprache sind verfügbar).

Botanischer Garten

Hinter dem Zentrum wurde ein anschaulicher botanischer Lehrpfad eingerichtet. In der Blütezeit (Mai/Juni) lohnt er noch mehr als im Winter, wenn die Teide-Flora grau-grün und relativ unattraktiv ist. Der Rundgang ist aber jederzeit empfehlenswert. In kompakter Form gewinnt der Besucher hier einen guten und sachkundigen Überblick über die verschiedenartigen Spezies der vulkanischen Vegetation.

Ab El Portillo durch die Cañadas

Die Lavafelder

Auf einer Fahrt durch die Cañadas durchquert man vielfältige Gesteinsformationen. Chemische Zusammensetzung, Flüssigkeitsgrad (Viskosität) und Abkühlungsgeschwindigkeit bestimmen Form und Dichte der Gesteine. Basaltische Laven mit wenig Silizium sind leichtflüssiger als saure Laven mit viel Silizium. Die »unordentliche « oder »ordentliche» Struktur richtet sich nach der Kühlungsdauer. Im Gestein als Blasen gefangene Gase machen es leichter.

Obsidian

Nur einige Kilometer südwestlich des Besucherzentrums glitzert bei Sonnenschein ein großes Obsidianfeld. Dieses tiefschwarze »Vulkanglas« entsteht bei rascher Lava-Abkühlung, so dass keine Zeit zur Kristallbildung bleibt. Die Guanchen nutzten Obsidian zum Schneiden, da beim Zerschlagen des Gesteins messerscharfe Kanten entstehen.

Lapilli

Nach weiteren 2 km liegen zu beiden Seiten der Straße felsdurchsetzte, beige bis graublaue Lapillifelder. Anschaulich werden hier auf einer Tafel etwas abseits vom Parkplatz unterschiedliche Magma-Zusammensetzungen erklärt. Je weniger Gase die Magma enthält, desto ruhiger ist ihr Lavafluss (Colada). Magma mit hohem Gasgehalt fließt nicht einfach aus, sondern wird in mehr oder weniger heftigen Explosionen hochgeschleudert. Vereinzelt wirbeln große Glutbälle durch die Luft und formen spindelförmige Lavabomben. Hauptsächlich regnet es aber kleine, leichte Steinchen, Lapilli, welche dann die hellen Bimssteinfelder bilden.

Montaña Blanca

Wiederum einige Kilometer westlich beginnt (km 40 der TF 21) rechts der Pfad/Sendero 7. Über helle Bims- und Lapillifelder der Montaña Blanca gelangt man zur Berghütte Alta Vista, nach ca. 10 km zur Rambleta und – aber nur mit Genehmigung – auch zum Teidegipfel.

Bimssteinfelder

Der erste Abschnitt des Sendero 7 über die Bimsstein-Felder der Montaña Blanca (2.680 m) bis zu den Huevos del Teide ist auch bei Hobby-Wanderern beliebt und geologisch interessant. Bims ist ein sehr leichtes, poröses, schwimmfähiges Gestein, das an einen Schwamm erinnert. Es wird während explosionsartiger Ausbrüche bei relativ niedriger Temperatur ausgeworfen. Die Gase verfangen sich während der Erstarrung im Gestein. Auf diesem zu Lapilli zerkleinerten Bims lässt es sich schwer gehen.

Huevos del Teide

Nach einer guten halben Stunde Gehzeit auf dem Sendero 7 sieht man links eine geologische Besonderheit, die Huevos del Teide, auf den hellen Bimsfeldern abgelagerte dunkle große Steine. Diese verstreut liegenden »Eier« sind wahrscheinlich keine herausgeschleuderten Vulkanbomben, sondern vom Lavafluss (Colada) auf steilem Gelände abgebrochene Lava. Als glühende Bälle rollen sie ihm dann wie eine Lawine voraus und landen wie Fremdkörper in einer ganz anderen Gesteinslandschaft. Einen noch besseren Eindruck von den Bimsfeldern und den Huevos vermittelt 20 min später die Montaña Blanca (10 min vom Sendero 7 links ab). Hin- und Rückweg von der Straße dorthin ca. 2 Stunden.

Teideaufstieg

Wer den Sendero 7 zum Teide (Seilbahn-Bergstation) weiterwandern will, braucht dringend dreierlei: beste Kondition (dünne Luft), warme Kleidung und gutes Wetter. Vom Abzweig zum Mirador Montaña Blanca sind es noch 1.300 Höhenmeter bis zur Schutzhütte Altavista (2 Stunden), und von dort noch ca. 60 min (500 Höhenmeter) bis zur Seilbahn. Nach weiteren 25-30 min steht man dann on the top (3.718 m).

Nimmermüde und Hartgesottene gehen weiter über den Pico Viejo bis hinunter zur Straße TF 38 Boca de Tauce-Chio (weitere 12,5 km, Sendero 9, anstrengend). Eine Genehmigung (permiso) ist auch dafür erforderlich.

aa-Laven

Gegenüber dem Startpunkts zur Montaña Blanca blickt man auf ein großes schwarzes, sogenanntes aa-Lava-Feld. Diese Laven mit rauer Oberfläche werden in Spanien Malpaís genannt (unfruchtbares Land, englisch: badlands); sie sind extrem unwegsam. Die Caldera ist seit ihrer Entstehung mit vielen Laven vollgelaufen, die in Form, Farbe und Mineraliengehalt unterschiedlich sind. Weniger zähflüssige, schneller fließende Lava bildet sanftere Oberflächen. Auf Hawaii nennt man diese Lava pahoehoe («Land, auf dem man barfuß laufen kann«).

Ein Malpaís kann aus spitzem Gestein oder großen verstreut liegenden Brocken bestehen. Letztere entstehen, wenn die Lava extrem zähflüssig ist. In den Cañadas trifft man oft auf aa-Lava.

Mirador el Tabanal Negro

Etwas weiter westlich vom Mirador el Tabanal Negro (mit anschaulicher Erklärungstafel) blickt man auf aa-Lava, die kaum über den Magma-Schlot hinausgekommen ist. Gleich nach dem Austreten verhärtete sie und zerbarst in große Brocken. Extrem zähflüssige Lava, die am Magmaschlot erstarrt, bildet oft eine Art Haube oder Hut um den Schlot herum, wie im Fall des Sombrero genannten Bergs bei Vilaflor.

Abendspaziergang

Circa 200 m südlich des Parador Nacional zweigt ein Asphaltweg von der TF 21 nach Osten ab. Er endet nach ca. 1 km an einer Schranke. Dort beginnt die weiter unten beschriebene Wanderung Siete Cañadas. Sie läuft gleich zu Anfang durch die Piedras Amarillas (»gelbe Steine«), die bei untergehender Sonne intensiv glühen. Über ihnen erhebt sich der Gipfel der Montaña Guajara mit stufenförmig erodierten horizontalen Lava-Ablagerungen. Er ist mit 2.715 m der höchste der Caldera-Wand.

Los Roques und Llano de Ucanca

In einer Linie stehen die markanten Felsen Roques de García gegenüber dem Parador jenseits der Straße. Sie sind ein Hauptanziehungspunkt für alle Ausflügler. Dort fühlt man sich wie in der Kulisse eines Wildwestfilms. Die Roques bestehen aus Magma, die vor ihrem Austritt in den Förderschloten erstarrte (Plutone) und von der Erosion freigelegt wurde (wie das Fortaleza). Sie bilden die Grenze zur Llano de Ucanca, einer ausgedehnten Ebene, dem »Pfannenboden« der Caldera sozusagen.

Caldera oder Erdrutsch?

Eine Theorie besagt, die Llano de Ucanca sei eine zweite Caldera, entstanden durch einen anderen weggesprengten oder eingestürzten Vulkan. Die Roques wären Überbleibsel der westlichen Wände der Urvulkan-Caldera. Eine andere Theorie hält jedoch diese Plutone und das umgebende Hartgestein für so stabil, dass sie bei dem Erdrutsch, der den Urvulkan zerstörte, nicht mitgerissen wurden.

Regen- und Schmelzwasser spült Felsbrocken vom Teidekegel, aber auch viele leichtere Partikel, die weniger Wasser durchlassen und sich über dem groben Gestein absetzen. Da die Calderawand relativ undurchlässig ist, wirkt sie wie eine Staumauer. So kann sich hier mehr Wasser als anderswo ansammeln und die Ucanca-Ebene vorübergehend in einen flachen See verwandeln.

Die arg verwitterte »Kathedrale« in der Ebene von Ucanca weist noch Ansätze der Säulenstruktur auf, die bei der Abkühlung mächtiger (dicker) Lavaströme auftritt (auch Los Órganos und die Basaltrosette). Durch Verwitterung sind aber auch horizontale Risse entstanden.

Tipp für Fotografen

Die Roques bilden bestechende Konturen im Licht des Sonnenuntergangs. Andererseits erkennt man nur beim morgendlichen Lichteinfall die für sie typischen Strukturen.

Azulejos

Südlich vom Parador führt die Straße TF 21 durch bläulichgrünlich schimmernde Felsen. Die Färbung entstand durch eine hydrothermische Veränderung. Wenn glühende Magma auf Grundwasser stößt, lösen sich die in ihr enthaltenen Gase im Wasser, und es kann zu agressiven Mischungen kommen, die die Mineralien angreifen und chemisch verändern. Normalerweise bleiben diese Vorgänge tief unter der Erde eingeschlossen. Hier wurden sie nach dem vermuteten Erdrutsch, der die Caldera schuf, freigelegt. Die Kolorierung der in diesem Fall eisenhydrathaltigen Felsen entsteht meist erst durch Oxydation an der Oberfläche.

Pico Viejo

Richtung Boca de Tauce ist die Ebene von Ucanca mit spitzer aa-Lava gefüllt, die es beim Ausbruch des Pico Viejo 1798 fast geschafft hätte, hier – an der niedrigsten Stelle der Caldera – über den »Schüsselrand« zu fließen.

Rechts von dieser tiefschwarzen, jungen Lava ist ein aus dem Mittelalter stammender ebenfalls dunkler Lavastrom zu sehen, der durch Oxydation schon etwas rötlich schimmert: Je älter das Gestein, desto rötlicher wird es. Zwischen diesen beiden Strömen ist flüssigere Lava ausgeflossen (pahoehoe), deutlich zu erkennen an den »Überschwapp-Rinnen«.

Vom Mirador de Chio, dem letzten Aussichtspunkt vor Verlassen des Nationalparks in Richtung Chio, präsentieren die Cañadas noch einmal einen Höhepunkt, die Narices del Teide (Nasenlöcher des Teide). Sie entstanden beim letzten, 92 Tage dauernden Ausbruch des Pico Viejo 1798. Tiefschwarze Lava floß damals aus neu entstandenen Seitenkratern; Lockermaterialien und Asche wurden 1 km hochgeschleudert und bis nach La Gomera und El Hierro getragen.

Leider ist der Krater des Pico Viejo mit 800 m Durchmesser von der Parkstraße aus nicht zu sehen.

Generelle Informationen zum Teide Nationalpark auf Teneriffa

Kaum ein Besucher Teneriffas fährt nicht mindestens einmal während seines Aufenthaltes in die Cañadas, sei es, auf eigene Faust im Mietwagen oder mit einer geführten Tour im Ausflugsbus. Letztere müssen sogar offiziell einen geologisch geschulten Reiseleiter dabei haben (klappt nicht immer). Selbstfahrer genießen den unschätzbaren Vorteil der Flexibilität, nämlich nach Laune und Wetterlage das zu tun, was reizt und passt.

Hauptverwaltung Teide – Oficina del Parque Nacional

Um den Pico del Teide via Schutzhütte über den Sendero 7 zu besteigen oder nur ab der Seilbahn-Bergstation die letzten 200 m zu erlaufen, braucht man eine Erlaubnis (Permiso), die man persönlich, Fax oder Email erhält. Pro Tag gibt es für maximal 40 Personen 4 x zweistündige Zeitfenster von 9-17 Uhr (= letzte Seilbahn-Talfahrt).

Büro (Oficina Parque Nacional Teide):

Santa Cruz, Calle Emilio Calzadilla 5, 4a Planta (beim Spielplatz der Plaza España bergauf)
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-14 Uhr
ID & Kopie vorlegen (für maximal 10 Personen);
E-mail: teide@oapn.mma.es ,Tel 922-290129, Fax -244788
Details im Einzelnen: www.todotenerife.es (deutsch) dort gibt es auch das Permiso zum download als pdf.

Busverbindungen zum Teide

Die Linien 342 und 348 verbinden einmal täglich Las Américas/Los Christianos bzw. Puerto de la Cruz mit den Cañadas (morgens 9.15 Uhr hin, 15.15 bzw. 16 Uhr zurück). Die Busse fahren auf der TF 21 bis zur jeweils anderen Parkseite; Stopps: Infozentrum bei El Portillo, Seilbahn-Stichstraße, Parador Nacional;

Seilbahn auf den Pico del Teide www.telefericoteide.com
Auskunft: Tel.: 922-010440 und -010445, von 9-16 Uhr bergauf, bis 17 Uhr bergab, Erwachsene 25€ retour; Kinder 6-14 Jahre 12,50€ retour (one-way 12,50€).

Abstieg möglich (3 Std.) Die Seilbahn endet unterhalb des Teidegipfels (Rambleta). Wer auch die letzten 200 Höhenmeter zum Rand des Kraters erklimmen will (Umrundung verboten!), braucht ein Permiso der Oficina del Parque Nacional, (maximal 10 Personen in 4×2 Stunden). Bei starkem Wind stellt die Seilbahn den Betrieb ein.

Refugio de Altavista auf dem Teide (3.260 m)

www.todotenerife.es > Teide (deutsch)
Wanderstart Sendero 7 an der TF 21, km 40, auf 2.200 m. Die Hütte hat eine Krankenstation, 60 Betten in 3 Schlafräumen, Gemeinschaftsbad und – küche zum Aufwärmen flüssiger Nahrung; Bettwäsche wird gestellt; (€ 20/Bett für nur eine Nacht). Von dort Aufstieg zur Seilbahn-Bergstation in 3.555 m Höhe; Buchung mit Ausweis & Kopie (!) im Büro Santa Cruz, Calle San Francisco 5, 4. Stock, Mo-Fr 8-14 Uhr; Tel 922-533720 oder Fax 287837; Email: teleferico@telefericoteide.com.

Die Buchung schließt den Gipfelaufstieg ein (max. 40 Personen/ Tag; 10/Doppelstunde). Wer ab Hütte frühmorgens (Sonnenaufgang!) aufbricht und vor 9.00 Uhr wieder absteigt, braucht kein Zugangs-Permiso.

Parador Nacional ****

Das Parador Nacional de las Cañadas ist das einzige Hotel im Nationalpark. Es liegt 4 km südlich der Teide-Seilbahn bei den Los Roques, Tel 922-386415, Fax 922-382352, www.parador.es

Wetterdienst für den Teide

Wetter und Webcams vom Teide unter www.snow-forecast.com.

Besucherzentren auf dem Teide

Ein Besucherzentrum liegt an der nordöstlichen Parkeinfahrt El Portillo, täglich 9.30-16 Uhr, außer 25.12./1.1., Tel 922-356000, und im Parador Nacional, Tel 922-373391, gleiche Zeit. Beide haben Info-Blätter zu Flora, Fauna, Geologie und Wanderwegen in den Cañadas (mit Karte).

Restriktionen für die Teidebesteigung

Restriktionen zum Schutz der sensiblen Vegetation:

• Kfz-Verkehr ist nur auf den asphaltieren Strassen erlaubt.
• Radfahren auf Wanderwegen ist verboten.
• Wanderer dürfen nur die markierten Pfade benutzen.
• Gebiete abseits der Wanderwege werden nur auf Antrag für Forschungszwecke freigegeben, z.B. FortalezaPico Viejo und der direkte Kraterrand.

2004 stellte die Inselregierung die »Vulkan-Ampel« von grün auf gelb, weil (auch in den Medien) Gerüchte über eine nahe Eruption des Teide kursierten. Ein deutsches Forscherteam installierte daraufhin in Zusammenarbeit mit (ITER) fernsteuerbare Sensoren im Krater, um den Schwefeldioxyd-Gehalt der Fumarolen – sicherer Indikator für vulkanische Aktivität – zu kontrollieren. Ergebnis: Falscher Alarm. Der SO2-Gehalt ging zurück. »Está tranquilo« hieß es amtlich – er ist ruhig. Die Ampel wurde wieder grün, und Teneriffa hat seitdem einen Notfallplan.