Roques de las Bodega © by Hans-R. Grundann - Reise-know-how - Verlag
Roques de las Bodega

Entstehung des Anagagebirges

Die bizarren Felsformationen im Anagagebirge wecken spontane Assoziationen an Urgestein und Dinosaurier, aber mit den ersten Ausbrüchen oberhalb des Meeresspiegels vor 7 Mio Jahren sind sie – erdgeschichtlich gesehen – jung. Dieses Gebirge ist geradezu ein geologisches Küken, wenn man bedenkt, dass es erst vor 3-4 Mio Jahren seine heutige Form ausbildete. Das Zentrum der Lava-Emissionen lag entlang des Bergrückens, auf dem heute wie auf einem Spitzdach die Kammstraße entlangläuft.

Die Eruptionen ergossen sich nach beiden Kammseiten, phasenweise mal als leichtflüssiger, mal als zähflüssiger Lavastrom. Die auffällig hellgelbliche Farbe vieler Bergkuppen geht auf die letztgenannten Laven zurück. Dazu kamen immer wieder explosionsartige Ausbrüche vor allem im Gebiet zwischen Taganana und dem verlasssenen Dorf Las Palmas, bei denen große Mengen Gestein und Gas herausgeschleudert wurden. Den Rest erledigten über die Jahrmillionen Wind, (Regen-) Wasser und wechselnde klimatische Bedingungen. Denn die vielen skurrilen Zacken, Felsfinger und Höhlen sind das Ergebnis zäher, aber beständiger Verwitterung.

Roques

Charakteristisch sind die Roques, mächtige Felsen, die bei späteren Ausbrüchen wie Raketen aus der Tiefe in die oberen weicheren Basaltschichten geschossen wurden und dort wie Pfropfen steckenblieben. Freigelegt wurden sie erst, als der Basalt erodierte, während sie als jüngeres und härteres Gestein Wind und Wetter widerstanden. Jetzt ragen sie wie Monolithe aus den Abhängen der Schluchten heraus. Manchmal erinnern sie an Zuckerhüte, z. B. der Roque de Taborno (das Matterhorn Teneriffas) und der Roque de Animas bei Taganana. Einige Roques stehen im Meer, und im Fall Roques de las Bodegas gegenüber großer Fischrestaurants.

Gänge

Ein sogenannter Gang (span: dique, engl: dike) ist ähnlich wie die Roques entstanden, hat aber nicht die Form eines hochgeschossenen Felsklotzes, sondern erscheint als langgestreckte, aufrechtstehende Schicht: junges, hartes Tiefengestein, das bei späteren Ausbrüchen in den Spalten weicherer Erdschichten hochstieg, blieb wie eine Wand stehen, während das umgebende Gestein langsam verwitterte. Im Anagagebirge lassen sich solche Gänge gut ausmachen. Sie erinnern an eine mal mehr, mal weniger freigelegte chinesische Mauer.

Barrancos (Schluchten)

Ein weiteres Charakteristikum im (Teno- und) Anagagebirge sind die vielen steilen Barrancos, weil es auf kleinem Raum viele Bruchspalten gab, durch welche Magma aufstieg. Wie tiefe Scharten liegen sie eng nebeneinander. Der Wechsel von Trocken- und Nassperioden führt bei tropischen Platzregen zu gewaltiger Abtragung. Gesteinsmassen, die durch die Schluchten  hinuntergespült werden, schneiden sie immer tiefer ein. Am Ausgang der Schluchten lagern sich die Gesteinsmassen ab. Auch die Eiszeiten wirkten sich aus. Durch das Sinken des Wasserspiegels in den Kälteperioden verlagerten sich die Mündungen der Barrancos deltaartig nach außen und wurden beim späteren Wiederanstieg des Wasserspiegels überschwemmt – Steilküsten waren die Folge.