Playa de las Vistas im Süden Teneriffas; pixabay CC0

Landschaft

Anflug auf den Inselsüden: Beim Blick aus dem Kabinenfenster sind Erstbesucher geschockt. Grün ist nur das Green der Golfanlagen, der Rest wirkt überwiegend grau-braun schmuddelig wie ein Schuttplatz.

Tosca

Diese Tuffstein-Landschaft geht auf die zweite vulkanische Entstehungsphase der Insel vor 2-3 Millionen Jahren zurück, als helle, saure Laven aus dem Südhang quollen. Das geschah in der Gegend von Fasnia/Arona und war begleitet von heftigen Explosionen. Herausgeschleuderte glühende beige-graue Asche und Felsbrocken verkitteten beim Abkühlen unter Einschluss von Luftblasen. Es entstand Tuff (tosca), poröses Gestein, das auch wegen der fehlenden Vegetation in dieser regenarmen Gegend sehr erosionsanfällig ist. Auf dem locker verstreuten Material entwickeln sich nur kleine kriechende Sträucher wie Dornlattich-Gewächse und süße Wolfsmilch (Tabaiba Dulce) und – weiter oben – Kandelaber-Kakteen. Das bißchen Krume, das die Pflanzen bilden, verweht der Wind im Nu, so dass sich keine nutzbare Erde bilden kann.

Guanchen und Besiedelung

Die Guanchen siedelten zunächst trotzdem im kargen Süden, da das flache Ufer für den Fischfang eine bessere Anlandung bot, als die Steilküsten im wasser-reichen, fruchtbaren Norden. Sie betrieben neben der Fischerei Viehwirtschaft mit Ziegen, Schafen, aber auch Schweinen in Höhenlagen von 400 m bis 600 m, wo sie in nicht allzu steilem Gelände eher kultivierbaren Boden und Terrain für Staubecken fanden. Jedenfalls reichte es für eine Subsistenzwirtschaft (Gerste, Weizen) und später auch für Kartoffeln. So erklärt sich die Lage der Inselsiedlungen, die wie aufgereiht weit oberhalb der Küste liegen.

Wasser

Nur im tiefer gelegenen Adeje gab es ganzjährig natürliche  Oberflächengewässer (z.B. den Barranco del Infierno) –kein Zufall also, dass sich hier der erste Guanchen-Mencey, der Gran Tinerfe ansiedelte, bevor er die Insel unter seinen neun Söhnen in gleichberechtigte Fürstentümer aufteilte. Sein zehnter, unehelicher Sohn musste sich mit dem kleinen,  abgelegenen Punta del Hidalgo in der nordöstlichen Inselspitze am Anagagebirge begnügen.

Armer Süden – reicher Norden

Dank der zugänglicheren Ufer hatten die ärmeren Süd-Menceys schon vor der spanischen Eroberung mehr Kontakt mit europäischen Seglern, als ihre naturverwöhnten und deswegen beneideten Verwandten im Inselnorden. Ohne Argwohn reichten sie den Fremden die Hand. Reinos de Paces – Königreiche des Friedens – nannten die Spanier deswegen die Süd-Menceys von Adeje, Arona, Güímar und Anaga, um sie von den mächtigeren, feindlich gesinnten Reinos de Guerra – den Königreichen der Krieger im Norden abzugrenzen. Nach der Eroberung blieb der versöhnliche Süden trotzdem arm, denn für ihre koloniale Ausbeutung der Insel mit Zuckerrohr - und Weinanbau war für die neuen Herren der fruchtbare Norden die bessere Wahl.

Wassertunnel/Galerias

Da die Tuff- und noch poröseren Bimssteine (pomez) kein Wasser halten, war die Anlage von Staubecken oder Oberflächenbrunnen schwierig. Die Idee, die reichen unterirdischen Wasserreserven nicht durch Brunnen von oben, sondern durch kilometerlange Tunnel (galerías) von der Seite zu erschließen, d.h. den Berg horizontal anzubohren, ermöglichte es ab 1860, auch küstennahe Regionen im Süden urbar zu machen. Durch den Bau des Canal del Sur (1952/53), einer Wasser-Pipeline von der nördlichen Inselseite, konnte der weitläufige Plantagenanbau im Süden die terrassierte Orotavatal-Landwirtschaft zeitweise sogar überflügeln.

Monokulturen

Denn endlich war es möglich, ausreichend Wasser zu den flacheren Küstenstreifen unterhalb der ursprünglichen Siedlungslinie zu leiten. Sie sind weit bequemer zu bestellen als die höheren, steilen Lagen. Die Investitionen für die weitverzweigten Rohrleitungen und Kanäle lohnten aber nur bei hohen Gewinnaussichten mit einem neuen Exportartikel. Die Wahl fiel auf die Tomate. Und mit ihr schlidderte die Insel Mitte der 1950er-Jahre – nach Zucker, Wein und Cochenille, aber noch vor Banane und Tourismus – zum vierten Mal in die Risiken einer Monokultur.

Tomaten- und Bananenanbau

Obwohl die kleine kanarische Tomate der europäischen Festlandstomate geschmacklich überlegen ist, wurde sie von der Konkurrenz aus Holland und Italien ausgebootet, eine Entwicklung, die sich mit dem Bananenanbau zu wiederholen drohte. Schlimmer noch, denn die neue Frucht brachte wieder neue Probleme. Bananen brauchen immens viel Wasser: bis zu 400 l pro Kilo Ernte. Da sie zudem sehr windempfindlich sind, wurden die Plantagen (neuerdings auch Schnittblumen-Anpflanzungen) hoch eingemauert oder mit Plastikplanen abgedeckt – wahrhaftig kein Lichtblick in der Gesteinswüste.

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