Neue EU-Regelung: Handgepäck wird auf vielen Flügen kostenpflichtig

| von if

Ab Mitte 2025 könnte das Reisen mit dem Flugzeug in Europa teurer werden – zumindest für alle, die mit einem Trolley oder Bordkoffer unterwegs sind. Der Ministerrat der Europäischen Union hat eine Reform der Fluggastrechte verabschiedet, die Fluggesellschaften das Recht einräumt, künftig Gebühren für größeres Handgepäck zu verlangen. Für Millionen Passagiere in der EU bedeutet das eine spürbare Änderung im Buchungs- und Reiseverhalten.

Neue EU-Regelung: Handgepäck wird auf vielen Flügen kostenpflichtig
Wie groß darf das kostenfreie "Handgepäck" im Flieger nach Mallorca sein? Die Bedingungen variieren je nach Airline. Foto: Bild von Spencer Wing auf Pixabay CC0

Was Flugreisende über die geplanten Gebühren wissen müssen

Handgepäck-Gebühren auf EU-Flügen: Das ist geplant

Künftig dürfen Fluglinien offiziell zusätzliches Entgelt verlangen, wenn das mitgeführte Handgepäck nicht unter den Sitz vor dem Reisenden passt. Das betrifft vor allem klassische Kabinenkoffer und kleine Trolleys. Kleine persönliche Gegenstände wie Laptoptaschen oder Handtaschen bleiben weiterhin kostenlos – vorausgesetzt, sie lassen sich im Fußraum verstauen.

Mit der Reform wird eine seit Jahren bestehende Rechtsunsicherheit beendet. 2014 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass „angemessenes Handgepäck“ grundsätzlich kostenlos befördert werden müsse. Die Definition dessen, was als „angemessen“ gilt, war jedoch schwammig – und wurde von Billigairlines schon lange kreativ ausgelegt. Die neue Regelung gibt den Unternehmen nun eine eindeutige rechtliche Grundlage – zum Nachteil vieler Verbraucher.

Was bedeutet das für Flugreisende in der Praxis?

Die Änderung betrifft vor allem Passagiere, die regelmäßig mit leichtem Gepäck reisen. Wer nur mit einem Handgepäckstück fliegt – etwa für ein Wochenende oder einen Kurztrip – wird künftig mit Zusatzkosten rechnen müssen. Die Preise für Bordgepäck sollen sich je nach Airline und Buchungssituation staffeln. Günstiger ist es, wenn man bereits bei der Buchung ein größeres Handgepäckstück hinzufügt. Wer erst am Flughafen oder sogar am Gate bezahlt, muss mit deutlich höheren Gebühren rechnen.

Die Gebührenhöhe liegt laut bisherigen Angaben in einem Rahmen von 10 bis 60 Euro – pro Strecke. Auch Premium-Airlines, die bislang ein großzügigeres Handgepäckmodell hatten, könnten ihre Tarifstrukturen entsprechend anpassen. Für Vielflieger, Familien oder Geschäftsreisende könnten sich die Gesamtkosten je nach Reisedauer deutlich erhöhen.

Kritik an der Reform: Verbraucherschutz in der Defensive

Mehrere Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, Spanien und Portugal, haben gegen die neue Regelung gestimmt. Sie befürchten eine schleichende Entwertung bisheriger Verbraucherrechte. Auch Verbände kritisieren, dass die angeblich angestrebte Transparenz nicht erreicht werde, da die Preisgestaltung für Zusatzleistungen von Airline zu Airline stark variiert und oft schwer nachvollziehbar sei.

Fluggesellschaften hingegen argumentieren, dass die Reform ihnen ermögliche, Ticketpreise flexibel und konkurrenzfähig zu gestalten. Wer nur mit minimalem Gepäck reist, müsse nicht mehr für Leistungen zahlen, die er nicht in Anspruch nimmt – so das Kalkül. In der Praxis aber trifft die Regelung vor allem Reisende mit überschaubarem Gepäckbedarf, die bisher bewusst auf Aufgabegepäck verzichtet haben.

Ab wann gelten die neuen EU-Fluggastregeln?

Noch ist die Neuregelung nicht endgültig in Kraft. Das Europäische Parlament muss dem Vorhaben zustimmen. Die finale Entscheidung wird im Laufe des Jahres 2025 erwartet. Bis dahin gelten die bisherigen Gepäckbestimmungen der Airlines – die allerdings schon heute häufig zusätzliche Gebühren für Handgepäck verlangen, insbesondere bei Billigfluggesellschaften.

Wer demnächst eine Flugreise plant, sollte die Buchungsbedingungen der gewählten Airline genau prüfen und mögliche Zusatzkosten frühzeitig einkalkulieren. Besonders bei vermeintlich günstigen Tickets lohnt ein zweiter Blick – denn nicht selten ist das günstigste Angebot am Ende das teuerste, wenn Bordgepäck, Sitzplatzwahl oder Online-Check-in extra berechnet werden.

Handgepäck wird zur Preisfrage – mehr denn je

Die EU schafft Klarheit – allerdings vor allem zugunsten der Fluggesellschaften. Für Reisende bedeutet die neue Fluggastrechte-Reform: mehr Verantwortung beim Buchen, mehr Vergleichsaufwand – und oft auch höhere Kosten. Wer künftig fliegt, sollte genau wissen, was im Tarif enthalten ist – und was nicht.

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