Hotelbuchungsportale: Zwischen Reichweite, Rabattdruck und Reformbedarf
Was einst als große Chance für kleine Hotels begann, ist für viele Hoteliers heute ein zweischneidiges Schwert: Die Dominanz von Buchungsportalen wie Booking.com, Expedia, HRS oder Hotel.de verändert seit über zwei Jahrzehnten den Hotelmarkt grundlegend. Die Plattformen ermöglichen Sichtbarkeit und Buchbarkeit – weltweit, in Echtzeit, mit wenigen Klicks. Doch mit ihrer Marktmacht wuchs auch die Abhängigkeit vieler Beherbergungsbetriebe von diesen digitalen Vermittlern.
Sichtbarkeit gegen Provision
Zu Beginn profitierten vor allem kleinere, unabhängige Hotels, die ohne Kettenzugehörigkeit kaum auffindbar waren. Durch die Listung auf den Portalen konnten sie neue Zielgruppen erreichen – im Gegenzug wurde eine Vermittlungsprovision fällig, in der Regel zwischen 12 und 18 Prozent pro Buchung.
Heute sind über 90 Prozent der deutschen Hotels an mindestens eines dieser Portale angeschlossen. Für Reisende ist das komfortabel: Ob Boutique-Hotel in Rosenheim oder Strandbungalow in Thailand – mit wenigen Klicks lassen sich Zimmer global vergleichen und buchen.
Doch gerade für die Hoteliers verschärfte sich der Wettbewerb: Da nahezu alle Mitbewerber auf denselben Plattformen präsent sind, konkurrieren die Anbieter primär über den Preis. Besonders nicht ketengebundene Häuser geraten dabei unter Druck – sie müssen häufig stark rabattieren und zugleich die volle Provision abgeben.
Bestpreisklausel: Eingriff ins Preisrecht
Ein besonders umstrittenes Instrument der Plattformen war lange die sogenannte Bestpreisklausel: Sie verpflichtete Hotels, den günstigsten Preis ausschließlich über das jeweilige Portal anzubieten – nicht einmal die Rezeption durfte ein besseres Angebot machen. 2013 wurde diese Praxis durch das Bundeskartellamt am Beispiel von HRS für rechtswidrig erklärt, in Folge lockerten auch andere Plattformen (teils freiwillig, teils durch Regulierung) ihre Vertragsbedingungen.
Das verschafft Hoteliers wieder etwas Spielraum in der Preisgestaltung. Für Kunden bedeutet das: Wer direkt beim Hotel anfragt oder bucht, findet mitunter den besseren Preis oder zusätzliche Leistungen.
Intransparenz durch Paketierung
Ein weiteres Problem ist die wachsende Intransparenz durch unterschiedliche Angebotsformate: Während ein Portal nur die Übernachtung ohne Frühstück listet, bietet ein anderes die gleiche Zimmerkategorie mit Halbpension oder Spa-Zugang an. Diese sogenannte „Paketierung“ erschwert direkte Preisvergleiche – oft mit Absicht.
Rückkehr zur Direktbuchung?
Seit dem Wegfall der Bestpreisklausel und der zunehmenden Preiskompetenz vieler Hotels werben diese aktiv für Direktbuchungen: Online auf der eigenen Website, telefonisch oder an der Rezeption. Häufig bieten sie kleine Extras, Rabatte oder kulante Stornobedingungen, die über Portale nicht erhältlich sind.
Für Reisende lohnt es sich daher, nach der Portal-Recherche direkt beim Hotel nachzufragen, bevor gebucht wird.
Neue Funktionen, neue Abhängigkeiten
Die Portale ihrerseits möchten sich nicht auf reine Vergleichsplattformen reduzieren lassen. Sie investieren in komfortable Buchungsprozesse, benutzerfreundliche Apps und zusätzliche Services wie:
- Kostenfreie Stornierung bis 18 Uhr am Anreisetag
- Bonusprogramme für Vielbucher
- Bewertungssysteme mit Echtheitsprüfung
- Mobile-Only-Angebote mit Last-Minute-Rabatten
So bietet etwa Booking.com kurzfristig bis zu 50 % Rabatt bei Buchung am Anreisetag – ein Vorteil für spontane Reisende, aber auch für Hotels, die Leerstände vermeiden wollen.
Hotelbuchungsportale sind aus dem modernen Tourismus nicht mehr wegzudenken. Sie bieten Komfort und Reichweite – aber auch neue Risiken für Anbieter und Konsumenten. Für Reisende empfiehlt sich der kritische Preisvergleich, nicht nur zwischen den Plattformen, sondern auch mit der Website des Hotels selbst. Und für Hoteliers bleibt die Herausforderung, Sichtbarkeit und wirtschaftliche Selbstständigkeit in Einklang zu bringen.