Kreuzfahrten: Der Reiz und der Fluch einer anscheinend endlos boomenden Urlaubsform

| von if

Kreuzfahrten sind ein faszinierendes Phänomen der modernen Reiseindustrie. Sie vereinen luxuriöse Unterkünfte, Unterhaltungsmöglichkeiten, vielfältige Gastronomie und das Abenteuer des Reisens in einem einzigen Angebot. Für viele Menschen ist die Vorstellung, auf einem schwimmenden Resort zu entspannen und gleichzeitig exotische Ziele zu entdecken, der Inbegriff des perfekten Urlaubs. Doch bei aller Begeisterung über diese Form des Reisens gibt es auch Schattenseiten, die man nicht ignorieren sollte.

Kreuzfahrten: Der Reiz und der Fluch einer anscheinend endlos boomenden Urlaubsform
MSC Cruises bieten Kreuzfahrten mit internationalem Flair; Foto: MSC Splendida Bild von Viola auf Pixabay CC0

Der Reiz der Kreuzfahrten

Einer der Hauptanziehungspunkte von Kreuzfahrten ist zweifelsohne die Bequemlichkeit. Reisende müssen sich nicht mit der Organisation von Unterkünften oder Transportmitteln herumschlagen; alles wird von der Reederei geplant und durchgeführt. An Bord der Schiffe finden sich luxuriöse Kabinen, oft mit Balkonen und Meerblick, erstklassige Restaurants und vielfältige Freizeitmöglichkeiten wie Pools, Theater und Wellnessbereiche. Die Möglichkeit, auf einer Reise mehrere Destinationen zu besuchen, ohne ständig Koffer packen zu müssen, ist ein weiterer Pluspunkt.

Ein weiterer Aspekt, der Kreuzfahrten attraktiv macht, ist der vergleichsweise günstige Preis. Für ein Paket, das Unterkunft, Verpflegung und Unterhaltung umfasst, erscheinen Kreuzfahrten oft preiswerter als herkömmliche Reisen, insbesondere, wenn man die Kosten für individuelle Flüge, Hotels und Ausflüge einrechnet. Viele Anbieter werben zudem mit Sonderaktionen, die eine Kreuzfahrt auch für weniger zahlungskräftige Urlauber erschwinglich machen.

Kulturelle Entdeckungen sind ein zusätzlicher Reiz. Ein Stopp in Rom, Barcelona oder Santorin etc. bietet die Gelegenheit, historische Sehenswürdigkeiten zu besuchen und regionale Küche zu genießen – oft innerhalb weniger Stunden.

Das Leben an Bord: Zwischen Massenbespaßung und Monotonie

Das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff ist oft ein Spiegelbild der modernen Freizeitkultur – nur intensiver. Von morgens bis abends wird den Passagieren ein prall gefülltes Programm geboten: Quizabende, Bingo, Tanzkurse, Kochvorführungen und Shows im Stil von Las Vegas. Dazu kommen Pools, Fitnessstudios und exklusive Spa-Bereiche. Langeweile scheint auf den ersten Blick ausgeschlossen. Doch genau diese Fülle kann schnell in eine Art Reizüberflutung umschlagen. Wer nicht aufpasst, hetzt von einer Aktivität zur nächsten und hat am Ende des Tages das Gefühl, alles und doch nichts wirklich erlebt zu haben.

Die Massenbespaßung ist dabei nicht jedermanns Sache. Die großen Schiffe beherbergen oft Tausende von Passagieren, und das macht sich bemerkbar. Buffets sind voll, Liegestühle an Deck knapp, und bei beliebten Veranstaltungen bilden sich schnell lange Schlangen. Ruhe und Privatsphäre sind in den öffentlichen Bereichen kaum zu finden, und die immer gleiche Umgebung des Schiffes kann trotz aller Angebote schnell monoton wirken.

Für viele Reisende stellt sich spätestens nach ein paar Tagen eine gewisse Ödnis ein, insbesondere an Seetagen, wenn kein Landgang möglich ist. Die immer gleichen Flure, Kabinen und Restaurants können eine fast klaustrophobische Atmosphäre erzeugen. Für jene, die den Ozean als endlose Weite empfinden, mag dies romantisch sein, aber für andere wird die Zeit an Bord zum eintönigen Warten auf das nächste Reiseziel.

Der Fluch der Kreuzfahrten?

Trotz ihrer vielen Vorzüge sind Kreuzfahrten nicht ohne Kritik. Einer der schwerwiegendsten Kritikpunkte ist ihre Umweltbilanz. Kreuzfahrtschiffe sind wahre CO₂-Schleudern. Ein einziges großes Kreuzfahrtschiff kann laut Umweltorganisationen wie NABU täglich so viele Schadstoffe ausstoßen wie eine Million Autos. Dies liegt vor allem an der Verwendung von Schweröl, einem besonders schädlichen Treibstoff. Obwohl viele Reedereien mittlerweile auf sauberere Alternativen wie Flüssigerdgas (LNG) umsteigen und in den Häfen Landstrom beziehen, bleibt die Branche insgesamt ein großer Umweltsünder.

Auch in den angelaufenen Häfen hinterlassen Kreuzfahrtschiffe oft einen negativen Eindruck. In beliebten Zielen wie Venedig, Dubrovnik, Lissabon, Cádiz oder Santorin etc. führt der Massentourismus, den diese Schiffe mit sich bringen, zu überfüllten Straßen, steigenden Lebenshaltungskosten und letztendlich einer Verdrängung der lokalen Bevölkerung. Die wirtschaftlichen Vorteile, die Kreuzfahrten bringen, kommen zudem oft nur großen internationalen Unternehmen zugute, während lokale Anbieter wenig profitieren.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Arbeitsbedingungen an Bord. Kreuzfahrtschiffe beschäftigen oft internationale Crews aus Ostasien, die unter harten Bedingungen arbeiten müssen. Lange Arbeitszeiten, geringe Löhne und wenig Freizeit sind in dem Zusammenhang keine Seltenheit. Während die Passagiere Luxus genießen, erleben viele Crewmitglieder einen Alltag, der im Extremfall von Ausbeutung geprägt ist.

Ein zwiespältiges Vergnügen

Kreuzfahrten verkörpern eine ambivalente Form des Reisens: Sie sind attraktiv und bequem, aber gleichzeitig ökologisch bedenklich, sozial umstritten und manchmal auch ermüdend in ihrer Inszenierung. Wer sich für eine Kreuzfahrt entscheidet, sollte sich der Konsequenzen bewusst sein und kritisch hinterfragen, ob diese Art des Reisens tatsächlich mit den eigenen Vorstellungen vereinbar ist.

Vielleicht liegt die Zukunft der Kreuzfahrt in nachhaltigeren Konzepten – von emissionsarmen Schiffen bis hin zu einem respektvolleren Umgang mit den bereisten Destinationen. Solange diese Fortschritte jedoch noch in den Kinderschuhen stecken, bleibt die Kreuzfahrt ein Reiz und ein Fluch zugleich. Es liegt aber an jedem Reisenden, ob er oder sie diesen Widerspruch akzeptieren oder sich darüber hinwegsetzen kann.

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