Massenvorkommen von Velella velella im Sommer 2025 – was Reisende jetzt wissen sollten
Hintergrund: Warum tauchen Segelquallen jetzt in Massen auf?
Die auffälligen blauvioletten Tiere mit ihrem charakteristischen Segel auf dem Rücken sind keine echten Quallen, sondern gehören zur Ordnung der Hydrozoen – genauer gesagt: Sie sind koloniebildende Nesseltierchen, die auf der Wasseroberfläche treiben und sich durch Windbewegungen fortbewegen. Ihr wissenschaftlicher Name Velella velella bedeutet sinngemäß „kleines Segel“.
Die massenhafte Ansammlung in diesem Jahr ist auf eine Kombination aus ungewöhnlich warmen Wassertemperaturen, anormal häufigen Winden aus westlicher Richtung sowie starker Frühjahrsbrandung zurückzuführen. Meteorologen und Meeresbiologen der Universitat de les Illes Balears (UIB) verweisen zudem auf langfristige Veränderungen durch den Klimawandel, die die Häufigkeit solcher Ereignisse begünstigen.
Wie gefährlich sind die Tiere für Badende?
Die gute Nachricht: Segelquallen sind für Menschen weitgehend harmlos. Ihr schwaches Nesselgift kann bei empfindlicher Haut zwar leichte Irritationen oder Rötungen auslösen, jedoch nur bei direktem und ausgedehntem Hautkontakt. Eine medizinische Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Kinder sollten dennoch vom Spielen mit den toten Tieren auf dem Sand abgehalten werden, da auch getrocknete Exemplare Restgifte enthalten können.
Strandbild und Auswirkungen auf den Tourismus
Das ungewohnte Bild der mit Quallenkörpern übersäten Strände – teils dicht an dicht wie ein glibberiger Teppich – hat bei einigen Urlaubern für Verunsicherung gesorgt. Besonders auffällig war dies in den Tagen nach Ostern am beliebten Strand von Benirràs, wo das berühmte Trommelritual zum Sonnenuntergang in bizarrer Kulisse stattfand – umgeben von blauen Kadavern. Auch in der Cala Sant Vicent waren die Quallen in den Morgenstunden stellenweise so zahlreich, dass Strandspaziergänge erschwert wurden.
Die Gemeinden von Sant Joan, Sant Antoni und Formentera reagieren mit regelmäßigen Reinigungsaktionen, wobei die toten Tiere manuell eingesammelt oder mit mobilen Schaufeln abgetragen werden. Dennoch kann es durch neue Anschwemmungen zu kurzfristigen Einschränkungen kommen.
Empfehlungen für Reisende (Sommer 2025)
- Strände bleiben sicher: Das Baden ist trotz der Quallen möglich, da sich die Tiere meist nur im Uferbereich ansammeln. Die Wasserqualität ist nicht beeinträchtigt.
- Lokale Infoquellen nutzen: Die App „Medusas Ibiza“ liefert tagesaktuelle Informationen zu Quallensichtungen, ergänzt durch Hinweise der Guardia Civil und lokalen Tourismusbüros.
- Kontakt vermeiden: Trockene Quallenreste nicht mit bloßen Händen berühren, auch nicht bei Kindern.
- Ökologischer Kontext: Velella velella sind Nahrung für Meeresschildkröten, darunter die im Mittelmeer heimische Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta), die durch die Zunahme solcher Schwärme profitieren kann.
Ausblick
Die „Quallenplage“ 2025 ist ein spektakuläres, wenngleich auch ästhetisch gewöhnungsbedürftiges Naturereignis. Sie steht exemplarisch für die spürbaren Veränderungen in den marinen Ökosystemen des westlichen Mittelmeers. Während einige Urlauber vorübergehende Irritationen erleben, bleibt die touristische Infrastruktur auf Ibiza und Formentera voll funktionsfähig. Wer sich auf das Naturschauspiel einlässt, erlebt eine weitere, bislang wenig beachtete Facette der Balearen – zwischen Biologieunterricht und mediterraner Exotik.
